Ökumenischer Gottesdienst am Reformationstag in Hauptkirche St. Petri

Herausforderung für christliche Kirchen: Wende von Religion zu Spiritualität

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche© Marcelo Hernandez, Nordkirche

31. Oktober 2021 von Claudia Ebeling, Maren Warnecke

Hamburg. Mit einem gemeinsamen Gottesdienst haben Geistliche verschiedener christlicher Konfessionen heute (31. Oktober) den Reformationstag gefeiert. Gastprediger Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen warb dabei für Aufbrüche und Neuanfänge in der Kirche, gerade nach den Lockdown-Erfahrungen der Corona-Pandemie.

Geleitet wurde der Festtagsgottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Petri von Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Hauptpastor Dr. Jens-Martin Kruse. Die Predigt hielt Dr. Franz-Josef Overbeck, Bischof im Erzbistum Essen und Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr.

„In Hamburg feiern wir den Reformationstag in guter Tradition ökumenisch. Denn als evangelische Kirche wissen wir: Gerade mit unseren verschiedenartigen Stimmen können wir zu gelingendem Zusammenleben in unserer Stadt am besten beitragen. Daher freue ich mich sehr, dass in diesem Jahr mein katholischer Bischofskollege Dr. Franz-Josef Overbeck uns besucht und die Predigt halten wird“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Begrüßung.

„Das kirchliche Christentum hat seine große Herausforderung heute in der Wende von der Religion zu Spiritualität vor sich“, sagte Overbeck in seiner Gastpredigt. Es gebe ein großes gesellschaftliches „Interesses an Spiritualität aller Art“, aber wenig passende kirchliche Angebote. „Es scheint, als seien unsere Kirchen oft auf diesen Durst nach Spiritualität nicht vorbereitet und müssten immer wieder neu lernen, angemessen darauf zu reagieren“.

Weiter betonte Overbeck, dass es „eine spirituelle Reife nur mit einer gesunden Struktur gibt, also eine lebendige Kirche als Raum des Glaubens, in der es spirituelle Zentren gibt“. Seelsorge sieht er dann primär als „geistliche Begleitung an den Knotenpunkten des Lebens“.

Hier seien die christlichen Kirchen gemeinsam in der Verantwortung: „Wir als Christen werden gemeinsam jene Räume schaffen müssen, in denen wir selbst und viele Menschen die ganze Wahrheit ihres Lebens erzählen und vor Gott bringen.“ Gerade die unterschiedlichen Sichtweisen und Deutungen der Konfessionen – zum Beispiel von biblischen Texten – können hier eine große Bereicherung sein.

Mit Blick auf die Christen hob der Ruhrbischof hervor, dass „die größten Spaltungen zurzeit nicht zwischen unseren Kirchen stattfinden, sondern innerhalb der Kirchen“. Er verwies auf die „lange verheimlichte und bagatellisierte Pandemie des sexuellen und geistlichen Missbrauchs“. Die daraus entstandene „Frage nach der Verantwortung und nach den verschiedenen Graden einer möglichen Mitschuld“, diskutiere die katholische Kirche im Reformprozess „Synodaler Weg“.

Für Overbeck hat der Missbrauchskandel dabei auch eine historische Brisanz: „Schon länger frage ich mich, ob dieser Skandal nicht heute eine ähnliche Rolle spielen könnte wie der Ablassskandal, der im Hochmittelalter die Reformation ausgelöst hat.“ In beiden Fällen hätten vermeintliche Randphänomene tiefere Probleme und systemische Übel offenbart: „den Umgang mit Macht und Autorität; die Probleme des Verhältnisses zwischen Klerus, Geistlichen und Laien; die Frage nach der Verhältnisbestimmung der Geschlechter“.

Ausdrücklich warb Overbeck für Aufbrüche und Neuanfänge in der Kirche, gerade nach den Lockdown-Erfahrungen der Corona-Pandemie. Die lange Zeit leeren und geschlossenen Kirchen seien für ihn „wie ein prophetisches Warnzeichen. So könnte es bald aussehen, wenn wir uns nicht einer tiefgreifenden Reform unterziehen“. Dies betreffe die katholische Kirche. „Davon sind aber viele andere christliche Kirchen in unserem Kulturkreis nicht weit entfernt“, so der Bischof.

Die Hauptkirche St. Petri lädt seit vielen Jahren am Reformationstag Vertreterinnen und Vertreter aus der Ökumene zu dem gemeinsamen Gottesdienst ein.

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