Bischof Tilman Jeremias hält Grußwort bei Buchvorstellung

Im Visier der Stasi: Evangelische Studentengemeinde Greifswald

Bischof Tilman Jeremias auf dem Greifswalder Marktplatz - im Hintergrund der Dom St. Nikolai
Bischof Tilman Jeremias auf dem Greifswalder Marktplatz - im Hintergrund der Dom St. Nikolai© Hernandez

26. Februar 2025 von

Greifswald. Als „Wohnzimmer der Greifswalder Studentinnen und Studenten und damit im Visier der Stasi“ – so beschreibt Bischof Tilman Jeremias die Evangelische Studentengemeinde (ESG) in der DDR-Zeit. Zu einer Buchvorstellung zur Geschichte dieser Studentengemeinde lädt der Landesbeauftragte für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Burkhard Bley am Donnerstag, 27. Februar, um 18.00 Uhr in das soziokulturelle Zentrum St. Spiritus in Greifswald ein. Der Eintritt ist frei. Bischof Tilman Jeremias hält ein Grußwort.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche sagt: „Die Greifswalder Evangelische Studentengemeinde war zu DDR-Zeiten ein Ort, an dem Freiheit gelebt werden konnte, die Freiheit der Rede und des Denkens.

ESG kultureller und subkultureller Mittelpunkt Greifswalds

Für Greifswald stellte die ESG damit einen ganz besonderen Ort dar, nämlich den kulturellen und subkulturellen Mittelpunkt der Stadt mit Lesungen etwa von Heiner Müller und Lutz Rathenow und einem Austauschprogramm mit skandinavischen und westdeutschen Studentengemeinden.

Unter dem Dach der Kirche begegneten sich traditionell geprägte Christen und Menschen, die die Wohnzimmeratmosphäre und das Angebot lockte.

Unter besonderer Beobachtung der Stasi

Die Studentengemeinde stand im besonderen Fokus des Ministeriums für Staatssicherheit, das mit verschiedenen Aktionen Unfrieden säen wollte, um die in ihren Augen ‚feindlich-negativen‘ Tendenzen zu ersticken.“ 

Historiker Wunnicke: ESG-Geschichte mitunter Krimi

Historiker und Autor Christoph Wunnicke stellt den vom Landesbeauftragten herausgegebenen Band vor: Als Student engagierte sich der Chemiker Wolfgang Gräfe in der ESG Greifswald und erlebte die Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit und die Repression gegen die Kirche in der DDR. Nach seiner Pensionierung sammelte er akribisch Material, um vom Alltag in der Diktatur zu berichten. Nach dem Tod Gräfes hat der Historiker Christoph Wunnicke dessen Arbeit zu Ende geführt. Christoph Wunnicke sagt: „Die Geschichte der ESG Greifswald zu DDR-Zeiten ist eine internationale, deutsch-deutsche und vor allem regionale Gemeinschaftsgeschichte – mitunter auch eine Kriminalgeschichte.“

 

Wolfgang Gräfe / Christoph Wunnicke: Die Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Greifswald in der DDR-Zeit. „Gegenuniversität“ und Beobachtungsobjekt des Staatssicherheitsdienstes.

ISBN 978-3-933255-71-6. Schutzgebühr 6 Euro.

 

Datum
26.02.2025
Quelle
Nordkirche
Von
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