Johannes-Passion aus dem Ratzeburger Dom bei Youtube
29. März 2021
Der Ratzeburger Domkantor Christian Skobowsky hatte eine gewagte Idee: Bachs Johannes-Passion sollte trotz Corona in der Passionszeit im Dom erklingen. Innerhalb kürzester Zeit wurden Musiker und Techniker zusammengeholt. Nun ist das zweistündige Werk bei Youtube zu sehen.
Am Anfang war es eine spontane Idee. Gerade hatte ein Konzert für Karfreitag wegen der Corona-Maßnahmen abgesagt werden müssen. Schon im nächsten Moment stand Christian Skobowskys Beschluss fest, Bachs Johannes-Passion aufzuführen. Damit wollte er auch ein Signal an die Menschen in der Ratzeburger Domgemeinde senden. "So zeigen wir den Leuten: Wir denken an Euch!" erzählt er. Zweieinhalb Wochen später war Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion im Kasten.
Skobowsky ist selbst noch verwundert, dass alles in der Kürze der Zeit geklappt hat. Allein die Hygienemaßnahmen stellten hohe Anforderungen an das Projekt. Ein Hygienekonzept musste erstellt werden, das auch einen doppelten Corona-Test vorsah: Mit einem frischen PCR-Test reisten die Musiker Anfang März an, im Dom wurde von fachlicher Hand noch ein Schnelltest gemacht. Hier hätte das Vorhaben schon scheitern können, so Skobowsky: "Es hätte ja bloß ein positiver Schnelltest gereicht, und die Kosten und Mühen wären umsonst gewesen."
48 Stunden für Proben und Aufnahmen
Für den Aufenthalt am Dom herrschten für die Musiker fast Quarantäne-Bedingungen: Sie waren inklusive Verpflegung in den Gästezimmern des Doms untergebracht. Ton- und Videotechniker installierten sechs Kameras und rund 20 Mikrofone im Hochchor des Doms für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Aufnahme. Beim Musizieren wurde schließlich das kleine Zeitfenster zur Herausforderung. Weniger als 48 Stunden blieben, um die zweistündige Passion zu proben und aufzunehmen.
Da kam es gelegen, dass die meisten Beteiligten Musiker sind, mit denen die Ratzeburger Dommusik schon eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Acht professionelle Sänger übernahmen gleichzeitig die Solopartien und den Chor. Dazu kamen acht Musiker mit historischen Instrumenten. Wegen der kleinen Besetzung übernahmen auch sie manchmal Passagen anderer Instrumente. "Die Besetzung war ein Glücksfall für uns", freut sich Christian Skobowsky. "Außerdem hat man allen die Begeisterung angemerkt, nach Langem wieder ein solches Werk zu spielen."