„Er wird vielen Seeleuten besonders nahe sein“

Kämpfer für Menschenrechte von den Philippinen neuer Seelsorger im Seemannspfarramt

Frachtschiff im Hamburger Hafen; Foto: Pexel
Frachtschiff im Hamburger Hafen; Foto: Pexel

29. Oktober 2020 von Claudia Ebeling

Hamburg. Im Seemannspfarramt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) wird erneut in den kommenden drei Jahren ein Geistlicher von den Philippinen mitarbeiten. Antonio Ablon engagierte sich auf den Philippinen für die Rechte von Indigenen. Sein jetziges Haupteinsatzgebiet ist in der Seemannsmission der Nordkirche. Dort unterstützt er den Seemannspastor, Matthias Ristau, bei Besuchen von Seeleuten auf Schiffen und im Krankenhaus, und arbeitet in Seemannsclubs auch bei der Betreuung von Kreuzfahrt-Crews mit. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Antonio Ablon. Er wird vielen Seeleuten besonders nahe sein, denn die meisten kommen von den Philippinen“, sagte Seemannspastor Matthias Ristau.

Die Lage der Seeleute

Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute sind in der aktuellen Corona-Pandemie noch einmal deutlich erschwert. Bereits vor Ausbruch der Pandemie lebten und arbeiteten sie oft monatelang an Bord, aktuell sind insgesamt 400.000 Seeleute auf See so gut wie gefangen. Ihre Verträge sind eigentlich ausgelaufen, doch sie dürfen fast nirgendwo an Land, nicht mal für einen Spaziergang. Weltweit gibt es etwa 1,5 Millionen Seeleute, nach wie vor transportieren Schiffe über 80 Prozent der Güter für den Welthandel. Mehr als die Hälfte aller Seeleute, die in unsere Häfen kommen, sind Filipinos.

Zur Person

Antonio Ablon ist Bischof der Iglesia Filipina Independiente (Unabhängige Philippinische Kirche) – einer Kirche, die sich traditionell für Unterprivilegierte einsetzt. Bischof Ablon kam bereits 2019 auf Einladung des Zentrums für Mission und Ökumene als Gast in die Nordkirche. Während seiner Zeit in Deutschland häuften sich Drohungen und die politische Verfolgung seiner Person. Er verlängerte seinen Aufenthalt und wurde schließlich für ein Jahr in das Stipendienprogramm der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte aufgenommen. Seit Oktober ist er nun als ökumenischer Mitarbeiter im Zentrum für Mission und Ökumene tätig, um die Partnerschaftsarbeit mit den Philippinen zu begleiten. Antonio Ablon folgt auf June Yanez, der ebenfalls Geistlicher auf den Philippinen war. June Yanez arbeitet jetzt in der Seemannsmission Rostock.

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Die Diözese von Bischof Antonio Ablon liegt auf der philippinischen Insel Mindanao. Dort setzte er sich unter anderem für die Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppe der Lumad ein, die für den Abbau von Bodenschätzen immer wieder durch das Militär von ihrem Land vertrieben wurden. Wegen seines Einsatzes für verschiedene marginalisierte Gruppen und seiner Kritik an der Regierung wurde Ablon Opfer von Schmähkampagnen und erhielt 2006 die erste Morddrohung. In Kooperation von der Nordkirche, der altkatholischen Kirche, sowie philippinischen Gemeinden und Aktionsgruppen kam er im Mai 2019 nach Deutschland. Seitdem nahm er als Fürsprecher für die Selbstbestimmungsrechte der Lumad an Sitzungen des UN-Menschenrechtsrates in Genf teil und betrieb Lobbyarbeit bei verschiedenen Organisationen in Europa. Die Philippinen sind das einzige südostasiatische Land mit einer christlichen Mehrheitskultur. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sind katholisch, fünf Prozent gehören zur unabhängigen Kirche (IFI), etwa drei Prozent evangelisch.

Der Seemannspastor koordiniert, berät und begleitet die Vereine der Deutschen Seemannsmission auf dem Gebiet der Nordkirche an den Standorten Hamburg-Duckdalben, Harburg, Hamburg-Altona, Brunsbüttel, Rostock, Sassnitz, Kiel und Lübeck. Die Vereine kümmern sich seit mehr als 130 Jahren um Seeleute.

Auf dem Gebiet der Nordkirche sind pro Jahr mehr als 350.000 Seeleute aus über 120 Ländern zu Gast. Etwa 100.000 von ihnen erreichen die Vereine der Seemannsmission direkt durch Bordbesuche, Seemannsclubs und die Seafarer‘s Lounges für die Kreuzfahrtseeleute.

20 Hauptamtliche und weit über 200 Ehrenamtliche engagieren sich Tag und Nacht für die Seeleute. Hinzu kommen etwa 20 junge Menschen, die ein Jahr Freiwilligendienst in der Seemannsmission absolvieren. Sie besuchen die Seeleute auf den Schiffen in den Häfen, bringen Zeitungen und Telefonkarten an Bord, informieren über die Stadt und die Angebote der Seemannsmission oder bieten den Seeleuten einen Fahrdienst von und zu den Schiffen an.

In den Seemannsclubs gibt es einen Internetzugang für die Kommunikation in die Heimat sowie Möglichkeiten zum Entspannen und Einkaufen. Zusätzlich wird seelsorgerliche Begleitung angeboten. Die Seemannsheime der Nordkirche beherbergen pro Jahr mehr als 30.000 Seeleute. Langfristiges Ziel der Arbeit ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Seeleute, die oft monatelang auf engsten, von Technik geprägten Räumen leben, zu verbessern.

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