Dr. Matthias Kleiminger wird als Landessuperintendent verabschiedet

„Kirchbau fördert den Gemeindeaufbau“

Landessuperintendent Dr. Matthias Kleiminger
Landessuperintendent Dr. Matthias Kleiminger© Nordkirche

22. Juni 2012

Rostock. Insgesamt 14 Jahre war Dr. Matthias Kleiminger der Landessuperintendent im bisherigen Kirchenkreis Rostock.

Heute (22. Juni) wird der evangelische Theologe mit einem Gottesdienst in der Rostocker St. Nikolai-Kirche verabschiedet – gestaltet unter anderem von Bischof Dr. Andreas von Maltzahn und Vertretern aus den Kirchengemeinden. Im Vorfeld sprachen wir mit dem 63-Jährigen über das kirchliche Leben in der Region und seine persönliche Zukunft.

Herr Dr. Kleiminger, Ihre Verabschiedung fällt in eine Zeit des Umbruchs und der Strukturveränderungen: Die Nordkirche ist jüngst gegründet worden, ihr bisheriger Kirchenkreis ist jetzt die Propstei Rostock, eine von insgesamt vier Propsteien im ebenfalls neuen Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg. Wie betrachten Sie die Veränderungen?

Kleiminger: Die Erfahrung ist nicht neu für mich. Zu meiner Einführung als Landessuperintendent 1998 hatte mir die Rostocker Pastorenschaft symbolisch eine Schraubzwinge geschenkt. Denn kurz zuvor waren die Kirchenkreise Rostock-Land und  -Stadt zusammengelegt worden. Und im Rückblick kann ich sagen: Diese Fusion ist gut gelungen, ohne dass wir großen Druck brauchten.

Woran können Sie dies festmachen?

Kleiminger: Die Gemeindemitglieder in den Dorf- und Stadtkirchgemeinden haben von einander gelernt. Zugleich haben sie ausgehalten, dass es hier und dort unterschiedliche Bilder vom Leben einer Kirchengemeinde gibt. Und in den Konventen erweiterte sich das Spektrum, auch weil wir viel Wert auf den Austausch zwischen Gemeindepädagogen, Kirchenmusikern und Pastorinnen und Pastoren legten. 

Was war Ihre Rolle dabei?

Kleiminger: Ich habe Impulse gegeben, Prozesse moderiert und Streit geschlichtet. Mir ist dabei immer wichtig gewesen, den Kirchengemeinden vor Ort - innerhalb der vorgegebenen Strukturen - eine bestmögliche Lebensäußerung zu ermöglichen, ihre Selbstständigkeit zu wahren und bei Strukturentscheidungen die Kirchgemeinderäte einzubeziehen.

Große Kirchen wie St. Marien prägen die Hansestadt, im Rostocker Umland sind es die unzähligen Dorfkirchen. Ohne Räume ist Gemeindeleben kaum möglich. Dennoch wird immer mal wieder diskutiert, ob man alle Kirchen erhalten sollte. Wie ist Ihre Erfahrung?

Kleiminger: Christliches Leben wird auch gerade daran sichtbar, dass die Kirchen bewahrt und offen gehalten werden. Wohl niemals ist so viel an den Kirchen gebaut worden wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Natürlich stand auch die Frage im Raum, geben wir Geld für die Dachsanierung von St. Marien aus oder stecken wir dies in den Bau eines Obdachlosenheims. Es gibt hier keine einfachen Antworten. Insofern musste jedes Projekt nicht nur bautechnisch, sondern auch emotional und zum Glück auch theologisch begleitet werden.

Heißt das, der Bauzaun, die gesperrte Kirche, das marode Dach sind Anstöße?

Kleiminger: Ja. Für mich gehören Kirchbau und Gemeindeaufbau untrennbar zusammen. Die Menschen haben ein Gespür, dass die Kirchen mehr sind als nur ein Bau aus Stein und Holz. Mit einer sanierten Kirche oder einem neuen Gemeindezentrum wie in Sanitz oder Graal-Müritz bringen die Gemeindeglieder ihr Selbstbewusstsein und ihren Glauben zum Ausdruck. Dies vor allem, weil andere Riten heute oft nicht mehr verständlich sind oder weil das Reden über Gott schwer fällt.

Zugleich ist es für mich erstaunlich, wie viele Leute - die nicht zur Kirche gehören - sich in Fördervereinen oder als Geldgeber für den Erhalt von Kirchen engagieren. Wir können dafür sehr dankbar sein.

Christen sollen das Salz der Erde sein, das heißt sich auch gesellschaftlich einzumischen und präsent im Gemeinwesen zu sein. Fallen Ihnen dazu Beispiele aus Ihrer Amtszeit ein?

Kleiminger: Mit unseren Angeboten auf der IGA in Rostock haben wir mehr als ein Zeichen gesetzt. Der Weidendom war bei den Gästen der Gartenschau beliebt und ist bis heute ein Ort, an dem Gottesdienst gefeiert und das Evangelium verkündet wird.

Kirchliche Angebote und gemeinsame Vorbereitungen sind mittlerweile bei zahlreichen Veranstaltungen in den Städten und Dörfern willkommen und fest eingeplant. Ein Beispiel ist die Hanse-Sail. Hier gibt es unter anderem Andachten, die per Lautsprecher auf die Festmeile übertragen werden. Für uns war dies eine Herausforderung, denn dazu ist eine neue Sprache nötig, um die Sail-Besucher mit unserer Botschaft zu erreichen.

Nachdrücklich in Erinnerung ist mir der G8-Gipfel. An meinem Tisch haben Polizei und Gegendemonstranten besprochen, wie der Protest friedlich ablaufen kann, und auch Alternativen zu den Beschlüssen des G8-Gipfels wurden in der Nikolaikirche diskutiert. Krisengespräche fanden in Nikolaiturm statt.  

Nach 14 Jahren werden Sie als Landessuperintendent verabschiedet, gehen aber erst in gut 18 Monaten in den Ruhestand. Wo wird man Sie künftig treffen?

Kleiminger: Im Dorf Gresse. Ich werde dort zunächst bis zum Jahresende Vertretungsdienste in der Kirchengemeinde übernehmen. Das wird spannend, und ich will sehen, ob ich es noch kann.

Zudem habe ich zwei Aufträge übernommen. Zum einen möchte ich die Geschichte der Dorfmission in Mecklenburg aufarbeiten und zum anderen eine neue Systematik für das kirchliche Kunstgut entwickeln. Das Thema liegt mir sehr am Herzen. Kunst und Kirche sollten enger zusammenrücken. Zum Beispiel können Andachten, die vor Kunstwerken gehalten und mit Musik begleitet werden, uns ganz neue Zugänge zu biblischen Texten bringen. 

… und haben Sie auch schon Pläne für die Zeit danach?

Kleiminger: Unsere Familie ist gerade von Rostock nach Parkentin ins Grüne gezogen. Ich freue mich darauf, wieder mehr Handwerkeln zu können und später mit meiner Frau einige Reisen innerhalb Deutschlands zu unternehmen, die ich schon lange im Auge habe.

Autor: Christian Meyer

Datum
22.06.2012
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