Gedenktafel

Kirche und Stadt Schleswig erinnern an verbrannte Hexen

Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski und Schleswigs Bürgermeister Arthur Christiansen an der Gedenktafel
Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski und Schleswigs Bürgermeister Arthur Christiansen an der Gedenktafel© Hartmut Schulz / epd

21. November 2014 von Timo Teggatz

Schleswig. Ein dunkles Kapitel der Geschichte: Mindestens zwölf Frauen starben ab 1548 als Hexen in Schleswig auf dem Scheiterhaufen. An sie erinnert nun eine Gedenktafel.

Mit einem Gottesdienst im Schleswiger Dom und der Enthüllung einer Gedenktafel im Innenhof des Rathauses haben die evangelische Kirche und die Stadt Schleswig der als Hexen verbrannten Frauen ab dem Jahr 1548 gedacht. Die  Gedenktafel ist zwölf Frauen gewidmet, deren Anklagen, Verurteilungen und Hinrichtungen im Feuer dokumentiert sind. "Wir empfinden Erschrecken und Scham. Nie wieder darf ein solches Unrecht geschehen", mahnte Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski.

Bürgermeister Arthur Christiansen und Lasch-Pittkowski unterzeichneten nach dem Gottesdienst im Rathaus ein Deklarationsdokument, in dem das Unrecht benannt wird. Der Gottesdienst sollte ein Zeichen sein: "Wir nehmen diese als Hexen verbrannten Frauen wieder auf in unserer Mitte", betonte die Pastorin." Unter der Folter hätten sie beispielsweise gestanden, anderen Menschen durch Zauberei geschadet zu haben. Bereits seit 10. November ist im Rathaus die Ausstellung "Hexerei in der Stadt Schleswig - das ausgedachte Verbrechen" zu sehen.

"Nie wieder darf das geschehen"

Auf der Gedenktafel stehen unter anderem die Sätze: "Das Leben und Tod dieser Menschen soll uns Mahnung sein. Nie wieder darf das geschehen." Im Gottesdienst wurde auf das Schicksal hingewiesen, das Lene Jürgens, ihre Tochter Anna Jürgens und Metke Fustken 1548 erleiden mussten. Erst unter der Folter gestanden sie die Hexerei und wurden schließlich auf dem Großen Markt im Beisein vieler Bürger verbrannt.

Eine unrühmlich Rolle spielte die damalige evangelische Kirche. Der Schleswiger Pastor Nicolaus Lucht war Ankläger im zweiten Schleswiger Hexenprozess im Jahr 1551 und radikaler Verfechter des Hexenglaubens. Im Jahr 1551 wurde die Bürgerin Catharina Eggerdes auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie war aber zuvor an einer Giftdosis gestorben. Der Henker musste sich damit begnügen, den Leichnam zu verbrennen. "Wir möchten diesen Frauen ihre Ehre wiedergeben", so Lasch-Pittkowski.

Auch Männer wurden ermordet

Im Gottesdienst wurde darauf hingewiesen, dass der Hexenverfolgung zwischen 1450 und 1750 insgesamt 100.000 Menschen im europäischen Raum zum Opfer fielen. 90 Prozent dieser hingerichteten Menschen waren Frauen. "Jede und jeden konnte es treffen, ob arm oder reich, ob jung oder alt", beklagte Lasch-Pittkowski. Eine Gottesdienstteilnehmerin mahnte, dass es auch heute noch Hexenverfolgungen beispielsweise in Afrika und Papua-Neuguinea gibt. Betroffen seien vorwiegend alte Frauen, die in den Dorfgemeinschaften ehemals hoch angesehen waren. Die Dorfgemeinschaften gebe es weithin nicht mehr, alte Menschen würden zunehmend als Last angesehen.

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