24. Mail 2021 | Hofgemeinschaft Löstrup bei Sörup

„Komm Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft!“

Pfingstgottesdienst mit Bischof Magaard und der Band JCPeacetrain auf der Hofgemeinschaft Löstrup
Pfingstgottesdienst mit Bischof Magaard und der Band JCPeacetrain auf der Hofgemeinschaft Löstrup

21. Mai 2021

Predigt im Rahmen des Open-Air-Gottesdienstes am Pfingstsonntag zu Genesis 11, 1-9

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen!

Liebe Festgemeinde,

auf wundersame Weise beginnt der Weg der christlichen Gemeinde durch die Zeit. Es ist eine Geschichte, die vom Neuanfang erzählt. Und diese Geschichte ist voller Symbole, um das deutlich zu machen.

Wir hören, dass brausend frischer Wind in die erste christliche Gemeinde fährt, und gerade hier im Norden und hier draußen können wir uns das gut vorstellen. Uns wird erzählt, dass den Menschen ein Licht aufgeht, sie sind angesichts der Botschaft von Gottes Gegenwart in unserer Welt „Feuer und Flamme“ und sie verstehen einander über Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede hinweg.

Inspiriert und kreativ, begeistert, begabt und von Gott getragen sehen sie nun nach vorne und übernehmen Verantwortung. An Pfingsten werden wir erinnert: Gottes Geist weht.

Und wie gerne würden auch wir in diesem Jahr aufbrechen! Wir mussten uns zurückziehen in unsere Wohnungen und Häuser. Wir mussten vorsichtig sein und Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Feste konnten nicht gefeiert werden. Wir konnten und können vertraute Menschen nicht in den Arm nehmen.

Und dann gab es die große Sorge um die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer Menschen: ältere und jüngere und derjenigen, die tagtäglich am Arbeitsplatz besonders gefährdet waren. Und in unseren Wohnungen wurde es eng und manchmal einsam.  

Zugleich haben wir versucht, im Kontakt miteinander zu bleiben, füreinander aufmerksam zu bleiben, uns aufzumuntern und die Zuversicht nicht zu verlieren.

Und langsam wird wieder mehr möglich: Es gibt mehr Besuchsmöglichkeiten. Viele suchen im Urlaub Erholung. Die Impfungen schützen immer mehr Menschen, aber sehr viele warten noch. Wir müssen vorsichtig bleiben. Noch steckt uns dieses schwere Jahr in den Knochen. Viele von uns sind erschöpft, manche trauern und andere verstehen die Welt nicht mehr. 

Wie gerne würden wir aufatmen und unbefangen uns in Familien, Freundeskreisen und an den Arbeitsstätten begegnen.  So feiern wir das Pfingstfest und hören als Predigttext einen Abschnitt aus der Urgeschichte, dem 1. Buch Mose Kapitel 11: Die Geschichte vom Turmbau zu Babel:

Es hatte aber alle Menschen eine einzige Sprache mit denselben Wörtern. 2 Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten dort. 3 Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel 4 und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde. 5 Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! 8 So zerstreute sie der HERR von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. 9 Daher heißt ihr Name Babel, weil der HERR daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.

Die Menschen in dieser Geschichte haben keine Namen und bekommen für uns keine Gesichter. Das Band, das sie einigt, ist die Sprache. Und deutlich wird ihr Plan. Aus Angst, dass sie sich in dem weiten Land verlieren könnten, gründen sie eine Stadt und bauen einen gewaltigen Turm bis in den Himmel.

Und Gott reagiert prompt: Er fährt hernieder, um sich ein genaueres Bild zu machen und dann handelt er und verwirrt ihre Sprache. So entsteht die Vielfalt der Sprachen und mehr Unverständnis untereinander und die Menschheit lebt verteilt an vielen Orten.

Man könnte nun fragen: Warum sollen die Menschen eigentlich nicht eine Stadt errichten und einen Turm bauen? Lebt die Menschheit nicht davon, sich weiter zu entwickeln, bessere Lebensbedingungen zu schaffen und sich gegenseitig Mut zu machen?  Schaffenskraft, Kreativität  und Fortschritt sind doch Impulsgeber der menschlichen Kultur und der Zivilisation.

Nein, entscheidend ist offenbar ihre Motivation: Die Menschen in der Turmbaugeschichte wollen sich selbst einen Namen machen. Sie verstehen sich nicht als Geschöpf, leben nicht in Verantwortung vor Gott und für die Mitmenschen und die Natur. Sie leben sich selbst und damit ohne Rücksicht.

Das aber stellt auch aktuelle Frage an uns: Wie setzen wir unsere Fähigkeiten und Begabungen ein? Nachdem so viel zu Bruch gegangen ist: Worauf bauen wir in unserem Leben und in unserer Gesellschaft?  Woraufhin wollen wir unser Miteinander entwickeln? Prüfen wir die in uns gelegten Fähigkeiten und Möglichkeiten daraufhin, ob sie dem Leben dienen – in  Verantwortung vor Gott und den Menschen und der ganzen Schöpfung?

In den vergangenen Jahrzehnten haben wir zu wenig  berücksichtigt, was der Fortschritt der Technik und der Ressourcenverbrauch für das Leben auf der Erde und für die nachkommenden Generationen bedeuten.  Dieser „Turmbau“ ist bis ins Unermessliche gestiegen. Wir machen uns die Rohstoffe über die Maßen zunutze, treiben Raubbau und nehmen den Tieren den Lebensraum.  Und unser ökologischer Fußabdruck ist zu groß. „Turmbau“ steht für das Können, für das Mögliche, aber ist nicht zugleich sinnvolle und lebensdienliche. Unsere Erde bleibt nur bewohnbar, wenn wir Grenzen akzeptieren und unseren Lebensstiel verändern.  

Dieser Gottesdienst unter freiem Himmel  auf dem schönen Löstruper Hof ist auch in dieser Hinsicht ein optimaler Ort. Bereits 1978 haben Sie sich für die Umstellung entschieden und damit wichtige Akzente für eine nachhaltige und vielseitige Landwirtschaft gesetzt.  Herzlichen Dank, dass wir heute bei Ihnen zu Gast sein dürfen! Und wenn wir nachher mit den Fahrrädern aufbrechen, dann werden wir im frischen Wind erfreuen an der Schönheit der Schöpfung hier in Angeln.

Auch unsre Nordkirche hat sich schon vor Jahren zum Ziel gesetzt, so schnell wie möglich klimaneutral zu werden. Eine Aufgabe, die wir ernst nehmen müssen und die viel Einsatz erfordert. Die Energieversorgung der Gebäude, die Mobilität und der Materialverbrauch stehen auf dem Prüfstand.

Das Klimabüro der Nordkirche unterstützt mit Beratung die Gemeinden. An vielen Orten versuchen Menschen, kluge Lösungen vor Ort zu entwickeln und umzusetzen. Auch die Kirchengemeinde Quern-Neukirchen geht mit gutem Beispiel voran und hat bereits das Siegel „Ökofaire Gemeinde“ erhalten. All diese Projekte gehen in die richtige Richtung, doch der Weg zur Klimaneutralität ist noch weit.

Im Pfingstevangelium hieß es: „Und die Jünger wurden erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ Die Sprachverwirrung weicht. Jeder spricht in seiner eigenen Sprache, und sie verstehen einander.

Damit erleben sie ein Verstehenswunder. Der Heilige Geist stiftet Verstehen und Verständigung. Er verbindet die Menschen in ihrer Verschiedenheit. Der Heilige Geist gibt die Einsicht und den Mut, die Möglichkeiten, die wir Menschen haben, in Segen zu verwandeln. Die Pfingstgeschichte ist damit eine Gegengeschichte zur Geschichte vom Turmbau zu Babel.  

Wenn wir nun aufbrechen wollen nach den Monaten größter Einschränkungen und Sorgen, dann vertrauen wir auf den Heiligen Geist, der uns tröstet,  stärkt und ermutigt. Dass wir verantwortungsvoll die Spielräume nutzen, die es gibt. Dass wir mit Zuversicht in die kommenden Monate gehen.

Wir sind nicht allein und von allen guten Geistern verlassen.  Unser Leben hat eine Zukunft mit neuen Chancen. Der Geist des Lebens eröffnet uns Möglichkeiten, auch in den großen globalen Fragen nach Alternativen zu suchen.

So verkünden auch wir im Alltag  Gottes Liebe, seinen wachrüttelnden Geist in Wort und Tat, im Gebet und als tatkräftig Anpackende – im Alltag der Gemeinde, einfach als Menschen, die auf ihren Nächsten blicken und in ihm oder ihr einen von Gott geliebten Menschen sehen.

So lasst uns immer wieder um diesen Heiligen Geist bitten: „Komm Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft!“ Amen.

Datum
21.05.2021
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