Landesbischöfin der Nordkirche Kristina Kühnbaum-Schmidt wirbt für Zusammenarbeit und Gemeinschaft
31. Oktober 2021
Rostock. Beim diesjährigen Reformationsempfang der Nordkirche begrüßte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), am Sonntag Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in der Nikolaikirche in Rostock.
In ihrem Grußwort zum Thema Ethik der Kooperation und des Vertrauens ging sie auf die Bedeutung von Gemeinschaft und Miteinander in dieser Zeit ein: „Als Kirche eröffnen wir Möglichkeiten, damit sich Gemeinschaft ereignen kann. Durch Kommunikation und Interaktion, in analogen Begegnungen und Veranstaltungen ebenso wie mit Hilfe digitaler Medien. Dialogisch. Partizipativ. Zwischen einander vertrauten und nahen wie zwischen einander (noch) fremden Menschen. Gemeinschaft, die immer wieder neu antwortet auf die menschliche Sehnsucht danach, gesehen und anerkannt zu werden. Es ist die Sehnsucht nach einem Gegenüber, das Ja zu uns sagt, uns Geborgenheit und Schutz gewährt. Diese Sehnsucht will immer wieder neu beantwortet werden - und sie wird es auch. Denn, so hat Martin Luther es formuliert, als Menschen sind wir das Geschöpf, mit dem Gott ewig im Gespräch sein will.“
Die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig hob in ihrem Grußwort die gute Zusammenarbeit von Land und Kirche hervor: „Christliches Leben und christliche Werte gehören zu unserem Land. Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit der Rechte und der Chancen, Solidarität – das sind Werte, die schon die Reformation stark gemacht haben. Indem wir diese Werte heute schützen und mit Leben erfüllen, setzen wir fort und entwickeln weiter, was die Reformation begonnen hat. Angefangen mit der grundlegenden Einsicht: Ich trage Verantwortung nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere und für die Welt, in der wir leben.“
In seiner Ansprache während des festlichen Gottesdienstes ging Bischof Tilman Jeremias auf den Begriff der Freiheit ein: „Ja, wir sind frei. Christus macht uns frei, schreibt der Apostel. Keine Autorität kann uns diese Freiheit nehmen. Aber solche Freiheit darf niemals Respektlosigkeit oder Durchsetzung eigener Interessen auf Kosten anderer bedeuten. Im Gegenteil: Die wahre Freiheit bedeutet nach Martin Luther Bindung an den befreienden Gott und die Bedürfnisse meines Nächsten.“
Während des Gottesdienstes überreichte Bischof Tilman Jeremias im Namen der Nordkirche die Bugenhagenmedaille an Sylvia Giesecke aus Vorpommern. Sie ist Mitglied der Kirchenleitung und erhält die Auszeichnung für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement.
Zum Reformationstag, 31. Oktober 2021, luden Kirchengemeinden, leitende Geistliche sowie Dienste und Werke in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu Gottesdiensten und kulturellen Veranstaltungen ein. Seit 2018 ist der Reformationstag auf dem gesamten Gebiet der Nordkirche ein gesetzlicher Feiertag.
Er erinnert an Martin Luther und seine Veröffentlichung der 95 Thesen im Jahre 1517. Mit seiner Theologie erteilte Luther dem damaligen Ablasshandel und der Heilsvermittlung durch die katholische Amtskirche eine Absage und leitete die Reformation ein. Martin Luther selbst betrat nicht das Gebiet der heutigen Nordkirche. Mit den 95 Thesen erreichte sein Gedankengut jedoch viele Menschen. Dazu zählten nicht zuletzt Schüler und Freunde Luthers, allen voran der in Pommern geborene Theologe Johannes Bugenhagen. Gemeinsam mit anderen sorgte er dafür, dass im 16. Jahrhundert die reformatorischen Ideen Martin Luthers unter anderem nach Greifswald, Hamburg und sogar bis ins dänische Kopenhagen getragen wurden. Als Folge wurden die Gebiete der heutigen Bundesländer Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein mehrheitlich evangelisch.