Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt: „Als Kirchen in Europa gemeinsam für Frieden einstehen, weil Frieden kostbar und niemals selbstverständlich ist“
06. Mai 2025
Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa rufen die europäischen Vizepräsident:innen des Lutherischen Weltbundes zu Frieden, Versöhnung und Solidarität mit allen Kriegsopfern auf.
Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes (LWB) für Mittel- und Westeuropa, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat gemeinsam mit Bischof Dr. Tamás Fabiny, Vizepräsident des LWB für Mittel- und Osteuropa, und Pastorin Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir, Vizepräsidentin des LWB für die Nordischen Länder, anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes in Europa am 8. Mai erstmals einen gemeinsamen Aufruf der drei europäischen Vizepräsidenten des LWB veröffentlicht.
Gedenken an Schmerz und Leid
„Während wir uns an diesen Tag erinnern, erkennen wir den Schmerz der Vergangenheit an und die Wunden, die geblieben sind“, heißt es in der Erklärung. „Wir trauern um die unzähligen verlorenen Leben und das immense Leid, das durch Krieg und Besatzung verursacht wurde.“ Ermutigung finden die Unterzeichnenden in der Bergpredigt: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)
Solidarität mit Kriegsopfern auch heute
Die Leitende Geistliche der Nordkirche, die auch Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) ist, betont gemeinsam mit ihrer Amtskollegin und ihrem Amtskollegen als Vizepräsidentin bzw. Vizepräsident des LWB für Europa ihre Solidarität mit allen, die auch heute Krieg, Hass und Gewalt ausgesetzt sind: „Seit der Gründung des Lutherischen Weltbundes im Jahr 1947 setzt sich unsere weltweite Gemeinschaft dafür ein, Menschen zu unterstützen, die zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen sind. Dieses Engagement bleibt auch heute ein zentraler Bestandteil von Auftrag und Arbeit des LWB.“
Frieden als Auftrag der Kirchen
Mit Blick auf aktuelle Konflikte erklären die drei gemeinsam: „Europa erlebte Jahrzehnte ohne großflächige Kriege, musste jedoch während des Kalten Krieges schmerzhafte Spaltungen ertragen. Die friedlichen Revolutionen der späten 1980er-Jahre weckten Hoffnungen auf ein geeintes Europa, geprägt von Freiheit, Demokratie und Versöhnung. Doch die Kriege auf dem Balkan und der anhaltende Krieg in der Ukraine führen uns vor Augen, dass Frieden kostbar, zerbrechlich und niemals selbstverständlich ist.“ Sie fordern Politik und Kirchen auf, sich entschieden für friedliche Lösungen einzusetzen: „Wir rufen die führenden Politikerinnen und Politiker der Welt dazu auf, gerechte und friedliche Lösungen für alle Konflikte zu suchen und die Schwächsten zu schützen. Und wir rufen die Kirchen in ganz Europa dazu auf, für den Frieden zu beten und zu arbeiten – und alle Bemühungen zu unterstützen, die Gewalt zu beenden und einen nachhaltigen, gestaltenden Frieden zu fördern.“
Hintergrund: Das Kriegsende in Europa
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg nach 2077 Tagen Tod und Vernichtung in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht. Schätzungen zufolge kamen bei diesem Krieg in Europa etwa 60 Millionen Menschen ums Leben. Seitdem markiert der Tag die Befreiung vom Nationalsozialismus, bedeutete aber zugleich für viele Menschen in Osteuropa den Beginn neuer Unterdrückung. Der 8. Mai wird heute in zahlreichen Ländern als Tag der Befreiung und des Gedenkens begangen.
Die Botschaft der europäischen LWB-Vizepräsident:innen zum 8. Mai im autorisierten Original-Wortlaut englisch
80 years on: Remembering and renewing our commitment to peace
A message from the LWF Vice-Presidents in Europe
Eighty years ago, on 8 May 1945, people across Europe celebrated the end of the Second World War. What began on German soil had cost millions of lives of children, women, and men. For many European countries this day marked liberation from the Nazi regime’s violence and terror. It also marked the beginning of Soviet occupation and oppression in Eastern Europe.
As we remember this day, we acknowledge the pain of the past and wounds that remain. We mourn the countless lives lost and the immense suffering caused by war and occupation. At the same time, we affirm our solidarity with all who today face war, hatred and violence. Since the Lutheran World Federation was founded in 1947, our global communion has been committed to support people forced to flee their homes. This commitment remains central to the LWF’s mission and work today.
Europe enjoyed decades without large scale war but endured painful divisions during the Cold War. The peaceful revolutions of the late 1980s raised hopes for a united Europe, marked by freedom, democracy, and reconciliation. Yet, the wars on the Balkans and the ongoing war in Ukraine, remind us that peace is precious, fragile, and never guaranteed.
We pray that our Lord Jesus Christ will grant peace to whole world, especially during these troubled times. And we commit ourselves to work tirelessly for justice, peace, and reconciliation, not as passive observers but as active peacemakers.
We call upon world leaders to pursue just and peaceful reconciliations to all conflicts and to protect the most vulnerable. And we call upon churches across all of Europe to pray and work for peace, supporting all efforts to bring an end to violence and work for transformative peace.
We do this in faith, encouraged by Christ’s words
“Blessed are the peacemakers,
for they will be called children of God.” (Matthew 5:9)
Bishop Dr. Tamás Fabiny, LWF Vice-President for Central Eastern Europe
Bishop Kristina Kühnbaum-Schmidt, LWF Vice-President for Central Western Europe
Rev. Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir, LWF Vice-President for the Nordic Countries
Die Botschaft der europäischen LWB-Vizepräsident:innen zum 8. Mai in der deutschen Übersetzung
80 Jahre danach: Gedenken und unser Bekenntnis zum Frieden erneuern
Eine Botschaft der Vizepräsident:innen des LWB in Europa
Vor achtzig Jahren, am 8. Mai 1945, feierten Menschen in ganz Europa das Ende des Zweiten Weltkriegs. Was auf deutschem Boden begonnen hat, kostete Millionen von Kindern, Frauen und Männern das Leben. Für viele europäische Länder bedeutete dieser Tag die Befreiung von der Gewalt und dem Terror des NS-Regimes. Er markierte zugleich den Beginn der sowjetischen Besatzung und Unterdrückung in Osteuropa.
Während wir uns an diesen Tag erinnern, erkennen wir den Schmerz der Vergangenheit an und die Wunden, die geblieben sind. Wir trauern um die unzähligen verlorenen Leben und das immense Leid, das durch Krieg und Besatzung verursacht wurde. Zugleich bekunden wir unsere Solidarität mit allen, die heute Krieg, Hass und Gewalt ausgesetzt sind. Seit der Gründung des Lutherischen Weltbundes im Jahr 1947 setzt sich unsere weltweite Gemeinschaft dafür ein, Menschen zu unterstützen, die zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen sind. Dieses Engagement bleibt auch heute ein zentraler Bestandteil von Auftrag und Arbeit des LWB.
Europa erlebte Jahrzehnte ohne großflächige Kriege, musste jedoch während des Kalten Krieges schmerzhafte Spaltungen ertragen. Die friedlichen Revolutionen der späten 1980er-Jahre weckten Hoffnungen auf ein geeintes Europa, geprägt von Freiheit, Demokratie und Versöhnung. Doch die Kriege auf dem Balkan und der anhaltende Krieg in der Ukraine führen uns vor Augen, dass Frieden kostbar, zerbrechlich und niemals selbstverständlich ist.
Wir beten, dass unser Herr Jesus Christus der ganzen Welt Frieden schenkt – besonders in diesen unruhigen Zeiten. Und wir verpflichten uns, unermüdlich für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung zu arbeiten – nicht als passive Beobachter, sondern als aktive Friedensstifter.
Wir rufen die führenden Politikerinnen und Politiker der Welt dazu auf, gerechte und friedliche Lösungen für alle Konflikte zu suchen und die Schwächsten zu schützen. Und wir rufen die Kirchen in ganz Europa dazu auf, für den Frieden zu beten und zu arbeiten – und alle Bemühungen zu unterstützen, die Gewalt zu beenden und einen nachhaltigen, gestaltenden Frieden zu fördern.
Wir tun dies im Glauben, ermutigt durch die Worte Christi:
„Selig sind, die Frieden stiften;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)
Bischof Dr. Tamás Fabiny, Vizepräsident des LWB für Mittel- und Osteuropa
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Vizepräsidentin des LWB für Mittel- und Westeuropa
Pastorin Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir, Vizepräsidentin des LWB für die Nordischen Länder
Stichwort: Der Lutherische Weltbund (LWB)
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist die größte lutherische Kirchengemeinschaft weltweit. Er umfasst über 78 Millionen Gläubige in 150 Mitgliedskirchen in 99 Ländern. Aus Deutschland sind elf Kirchen Mitglied im LWB: die Landeskirchen Bayern, Braunschweig, Hannover, Mitteldeutschland, Norddeutschland, Oldenburg, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Württemberg sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden und die Lutherische Klasse der Lippischen Landeskirche.
Hinweis an die Redaktionen
Diese Medieninformation wird zeitgleich auch von der Pressestelle des Lutherischen Weltbundes versendet. Wir bitten Doppelzustellungen zu entschuldigen.