Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt beim Sommerempfang der Nordkirche
27. August 2019
Kiel/Schleswig. Zum Sommerempfang der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) fanden sich heute (27. August) in Kiel Gäste aus Gesellschaft, Politik und Behörden, aus Wirtschaft und Kultur, Kirchen, Religionsgemeinschaften, Verbänden und Vereinen ein. Gemeinsam mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Ulrike Hillmann, Präses der Landessynode, begrüßte sie Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, in der Offenen Kirche St. Nikolai. Mehr als 300 Menschen hatten sich zum diesjährigen Sommerempfang angemeldet.
Bischof Magaard: Dank für vielfältiges Engagement in der Gesellschaft
Die Tageslosung „Siehe, ich will meinen Engel senden…“ (Maleachi 3,1).bildete den theologischen Hintergrund für die Andacht zum Auftakt. Im Zusammenhang damit dankte Bischof Magaard den Gästen für ein segensreiches Engagement in den unterschiedlichsten Bereichen unserer Gesellschaft: „Engel versehen den ihnen von Gott aufgetragenen Dienst und dann verschwinden sie – doch sie hinterlassen immer Spuren im Leben der Menschen. Im Dienst unserer Kirche, der Gesellschaft, der Wirtschaft oder des Staates sind Sie vielleicht auch manchmal wie Engel – ein Geschenk des Himmels. Dafür gilt Ihnen mein herzlicher Dank! Und dort, wo Sie selbst Engel benötigen, wünsche ich Ihnen, dass Sie sie spüren – zur Stärkung, zum Trost oder auch als unbequemes Gegenüber, das Ihnen, wenn nötig, Widerspruch leistet.“
Auf diese Gedanken des Bischofs ging anschließend auch Ulrike Hillmann, die Präses der Landessynode der Nordkirche, in ihrer Begrüßung ein, in der sie den unverzichtbaren Einsatz vieler für ein gutes Zusammenleben im Land hervorhob.
Ministerpräsident Günther: Christentum muss wichtige Bezugsgröße bleiben
Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, nahm Bezug auf die aktuellen Herausforderungen der Nordkirche: „Viele Kirchengemeinden arbeiten an neuen Ausdrucksformen gemeindlichen Lebens, um Kirche für Neu-Entdecker und für Wieder-Entdecker zu werden. Dafür wünsche ich den Gemeinden viele helfende Hände und viele kreative Köpfe.“ Es sei wichtig, dass das Christentum eine wichtige Bezugsgröße bleibe: „Ob bei Fragen des Klimawandels oder des medizinischen Fortschritts: es ist gut, wenn uns ethische Werte in unseren Entscheidungen leiten“, sagte Günther.
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt über evangelische Grundhaltung heute
Im Zentrum des Empfangs stand die Rede von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie erinnerte an die in der Reformation neu thematisierte Rechtfertigung des Menschen allein aus dem Glauben, in deren Zentrum das Verständnis des Menschen als Sünder stehe, „der im Glauben an Jesus Christus die liebende, vergebende und gnädige Gerechtmachung Gottes erfährt und so aus diesem Sünder-Sein befreit wird“, so die Landesbischöfin. „Sünde“ meine keine moralische Verhaltens- oder Verfehlungskategorie, sondern, grundsätzlich nicht anzuerkennen, „dass meine, dass unsere, dass die menschliche Existenz eine geschöpfliche Existenz ist“. Diese Hybris habe Luther als „Ursünde“ des Menschen beschrieben, so Kühnbaum-Schmidt
Sie verwies auf die die aktuelle Bedeutung des Rechtfertigungsglaubens für eine evangelische Grundhaltung. Dieser Glaube führe „aus einer Kultur des Misstrauens und der Angst mit ihren hochgezogenen Grenzen in eine Kultur des Vertrauens, die die Begrenzungen menschlichen Lebens und menschlicher Existenz wahrnimmt und anerkennt.“ Gerade so verhilft er dazu, „in wahrhaft menschlicher Freiheit Verantwortung für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft wahrzunehmen“.
„Diese Grundhaltung ist es, die aus dem evangelischen Glauben heraus in die Diskurse um Verantwortung über alte und neue Grenzen hinweg einzutragen ist“, betonte Kühnbaum-Schmidt. Dabei erinnerte sie an die gemeinsam über Grenzen hinweg wahrgenommene Verantwortung von Dänen und Deutschen ebenso wie an die Friedliche Revolution vor 30 Jahren: „Wie werden in unserem Land, in unserer Kirche heute die Kompetenzen wahrgenommen, die die Bürgerinnen und Bürger mit DDR-Lebenserfahrung in den Transformationsprozessen vor 30 Jahren erworben haben? Was können wir von ihnen lernen? Wie können sie fruchtbar werden für die neuen Transformationsprozesse, in denen sich unsere Gesellschaft, unser Land, unsere Welt gegenwärtig befinden? Dabei denke ich auch daran, dass all das, was junge Leute heute freitags auf die Straße treibt, bereits vor 30 Jahren Menschen im Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung bewegt hat.“
Weltweit suchten heute junge Leute nach Antworten auf die Frage, „wie wir die Schöpfung bewahren und in Gerechtigkeit und Frieden leben können“, so die Landesbischöfin. Sie schilderte, dass einige von ihnen zurzeit zu Gast in der Nordkirche bei der Internationalen Jugendkonsultation „ConAction“ sind. Sie beginnt in diesen Tagen in Glücksburg und führt die von sechs Kontinenten angereisten Jugendlichen in alle drei Sprengel der Nordkirche, um sich mit unterschiedlichen Aspekten globaler Gerechtigkeit zu befassen. In der nächsten Woche wird die Landesbischöfin als Schirmherrin dieser Jugendkonsultation mit ihnen zum Austausch zusammenkommen: „Ich bin gespannt darauf, was sie zu sagen haben.“
Weitere Mitwirkende am Sommerempfang waren Pastorin Maren Schmidt, Kirchen-gemeinde St. Nikolai in Kiel, und Margrit Semmler, Mitglied der Ersten Kirchenleitung. Für den musikalischen Rahmen sorgten Kirchenmusikdirektor Volker Zehner (Orgel) sowie Stefan Seidel und Jens Tolksdorf (beide Saxophon).
Der Abend klang bei einem Imbiss mit Gesprächen und Musik aus.