Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt: „Ein starkes Zeichen der Ermutigung“
13. Juni 2025
Der Lutherische Weltbund versammelt sich 2030 in Augsburg – 500 Jahre nach der Confessio Augustana. Für Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist dies ein geistliches Zeichen für die bleibende Verbindlichkeit des Bekenntnisses und die Hoffnung auf Erneuerung in Christus.
Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat mit großer Freude auf den heutigen Beschluss des Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB) reagiert, seine Vierzehnte Vollversammlung des LWB 2030 nach Augsburg durchzuführen.
Orientierend für die lutherischen Kirchen in aller Welt
„Dass wir 500 Jahre nach dem Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) als weltweite lutherische Gemeinschaft an diesem geschichtsträchtigen Ort zusammenkommen, ist ein bewegendes Zeichen der Ermutigung “, erklärte Kühnbaum-Schmidt, die Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des LWB ist, unmittelbar nach dem Beschluss. „Die Confessio Augustana ist nicht nur ein bedeutendes Dokument der Geschichte, sondern sie beschreibt will über alle Zeiten hinweg die Grundlagen dafür, dass Menschen im Vertrauen auf Gott leben können. Damit ist sie auch heute orientierend für die lutherischen Kirchen in aller Welt. Ich freue mich sehr darauf, dass wir in Augsburg in ökumenischer und internationaler Verbundenheit diskutieren werden, was das für unsere Kirchen heute bedeutet. Ich erwarte von Augsburg 2030 ein starkes Zeichen der Ermutigung. Es wird uns stärken, im Vertrauen auf Christus den Weg der Versöhnung und des Friedens entschlossen weiterzugehen – in einer Welt, die von tiefgreifenden Krisen geprägt ist“, so die Leitende Geistliche der Nordkirche.
Entscheidung fiel heute in Addis Abeba
In einem Turnus von sechs bis sieben Jahren kommen Delegierte der 150 Mitgliedskirchen des LWB zur Vollversammlung zusammen, um die Vision und die Prioritäten der weltweiten Kirchengemeinschaft zu bestimmen. Sie ist das höchste Entscheidungsgremium des LWB. Diese Entscheidung über den Ort der Vollversammlung 2023 traf heute der Rat des LWB auf seiner aktuellen Tagung in Addis Abeba (Äthiopien). Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt nimmt an der Tagung als Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes für die Region Mittel- und Westeuropa und Mitglied des Executive Committee des Lutherischen Weltbundes teil.
Augsburg als Ort des religiösen Ausgleichs
Augsburg blickt auf eine lange Geschichte als Ort des religiösen Ausgleichs und der Verständigung zurück. Die Stadt ist nicht nur Geburtsort der Confessio Augustana (1530), sondern auch Schauplatz des Augsburger Religionsfriedens (1555) und der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (1999) zwischen dem LWB und der römisch-katholischen Kirche. „Augsburg ist ein Ort, an dem Versöhnung Gestalt gewonnen hat – damals wie heute“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Gerade in einer Zeit globaler Krisen und Spannungen ist es bedeutsam, dass wir als lutherische Weltgemeinschaft von hier aus ein Zeichen setzen: für Verständigung, Frieden unser gemeinsames Bekenntnis.“
Eine der ältesten Städte Deutschlands
Augsburg, gegründet bereits 15 v. Chr. als römische Provinzhauptstadt, gehört zu den ältesten Städten Deutschlands und zählt heute rund 300.000 Einwohner. Bekannt ist die Stadt besonders als „Friedensstadt“ – ein Titel, der an den Westfälischen Frieden von 1648 und die Augsburger Religionsfrieden von 1555 erinnert. In Augsburg wird das Selbstverständnis als Friedensstadt und Ort ökumenischer Verständigung auf lebendige Weise gelebt. Am 8. August 2025 feiert Augsburg zum 375. Mal das Augsburger Hohe Friedensfest – eine Erinnerung an das friedliche Miteinander unterschiedlicher Religionen und Konfessionen und ein Fest der Begegnung unterschiedlicher Menschen.
Schauplatz der Reformationsgeschichte
Seit 1985 verleiht die Stadt Augsburg alle drei Jahre den Preis zum Augsburger Friedensfest. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für ein tolerantes und friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen engagieren. 2017, im Jubiläumsjahr der Reformation, erhielt Martin Junge, damaliger Generalsekretär des LWB, diese Auszeichnung. 1999 wurde hier die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von führenden Vertretern des LWB und der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet. Das Augsburger Bekenntnis zählt zu den zentralen lutherischen Bekenntnisschriften. Es wurde 1530 Kaiser Karl V. übergeben und markiert einen Meilenstein der Reformationsgeschichte.
Hintergrund 1: Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana)
Das Augsburger Bekenntnis ist das grundlegende Glaubensdokument der lutherischen Kirchen weltweit. Es wurde am 25. Juni 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg von Philipp Melanchthon im Namen der evangelischen Reichsstände verfasst und Kaiser Karl V. überreicht. Ziel war es, die reformatorischen Überzeugungen darzulegen – in der Hoffnung auf eine friedliche Einigung innerhalb der Kirche.
Die Confessio Augustana besteht aus 28 Artikeln. In den ersten 21 Artikeln werden zentrale Inhalte des christlichen Glaubens dargestellt, wie sie von den Reformatoren verstanden wurden – etwa das Vertrauen auf die Gnade Gottes, die Bedeutung der Schrift und das Verständnis von Kirche und Sakramenten. In den Artikeln 22 bis 28 folgen Themen, in denen sich die Reformatoren bewusst von der damaligen römisch-katholischen Praxis abgrenzen.
Das Augsburger Bekenntnis gilt bis heute als verbindliche theologische Grundlage für die lutherischen Kirchen – auch im Lutherischen Weltbund, dem weltweit über 77 Millionen Christinnen und Christen angehören.
Hintergrund 2: Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre
Am 31. Oktober 1999 unterzeichneten führende Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der römisch-katholischen Kirche in Augsburg die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Dieser ökumenische Meilenstein beendete einen jahrhundertelangen theologischen Streit, der zu den Hauptursachen der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert gehörte.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie der Mensch vor Gott gerecht wird – also ob durch eigenes Tun oder allein durch Gottes Gnade. Die Reformation betonte: Der Mensch wird allein durch den Glauben und nicht durch „Werke“ gerechtfertigt. Diese Sichtweise war lange unvereinbar mit der katholischen Lehre.
Mit der Gemeinsamen Erklärung erkennen beide Kirchen erstmals an, dass die jeweils andere die biblische Botschaft von der Gnade Gottes in einer legitimen Weise bezeugt.
Die Unterzeichnung in Augsburg war ein historisches Zeichen für Versöhnung und Gemeinsamkeit im Glauben. Sie bildet bis heute ein starkes Fundament für den ökumenischen Dialog – und verleiht dem Ort Augsburg als Ort des lutherisch-katholischen Miteinanders eine besondere Bedeutung.