Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt mahnt Tempo beim Klimaschutz an
26. September 2025
Die Synode der Nordkirche debattiert Novellierung des Klimaschutzgesetzes. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt fordert entschiedenes Handeln und kritisiert Mutlosigkeit der Bundesregierung. Ziel ist die Treibhausgasneutralität.
Die Befassung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zur Neufassung des Klimaschutzgesetzes hat die Landesbischöfin, Kristina Kühnbaum-Schmidt, am heutigen Donnerstag (25. September 2025) genutzt, um auch die Bundesregierung zum Handeln aufzufordern. „Die Klimakrise nimmt keine Rücksicht auf politische Konjunkturen. Ihre Folgen spüren wir längst auch in Norddeutschland: Überschwemmungen, Ernteausfälle, Schäden in Milliardenhöhe“, erklärte Kristina Kühnbaum-Schmidt, die den Gesetzentwurf als Vorsitzende der Kirchenleitung einbrachte.
Kritik an politischen Entscheidungen
Die Landesbischöfin wies auf die heute veröffentlichte Warnung des ExtremWetterKongress (EWK) hin, dass die Erderwärmung bis 2050 um drei Grad steigen könnte, und nahm dabei auch aktuelle politische Entwicklungen in den Blick. „Das Thema Klimaschutz ist in den politischen Debatten mindestens in die zweite und dritte Reihe gerutscht, Sie alle wissen das. Andere Themen haben sich demgegenüber in den Vordergrund geschoben“, sagte die Landesbischöfin. Erst kürzlich hatte sie in ihrer Funktion als Beauftragte für Schöpfungsverantwortung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den Vorstoß von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche zur „Energiewende-Wende“ kritisiert.
Nordkirche bekräftigt Ziel der Treibhausgasneutralität
In ihrer Einbringung erinnerte Kristina Kühnbaum-Schmidt daran, dass die Nordkirche seit zehn Jahren Vorreiterin beim Klimaschutz sei, und forderte, nun weitere entschiedene Schritte zu gehen. Ausgangspunkt für die Neufassung des Klimaschutzgesetzes der Nordkirche ist das Ziel, das die Landessynode im Februar 2022 im Klimaschutzplan für die Jahre 2022–2027 beschlossen hat: Die Nordkirche soll bis zum Jahre 2035 treibhausgasneutral sein. Eine daraufhin in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hatte die Zielmarken 2035 und 2045 analysiert. „2035 ist herausfordernd, aber nicht unmöglich. 2045 wäre einfacher, aber weniger mutig“, betonte Kristina Kühnbaum-Schmidt. Die Landessynode müsse entscheiden, welchem Weg die Nordkirche folgt, so die Landesbischöfin, und verwies auf die Klimaschutzrichtlinie der EKD: 90 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2035, danach für die noch ausstehenden zehn Prozent jedes Jahr ein Prozent. „Viele Landeskirchen sind in ihren Klimaschutzzielen dem gefolgt. Als Kirchenleitung fanden wir diese doppelte Zielsetzung sehr plausibel. Deshalb schlagen wir vor, diesem Weg zu folgen – mit maximaler Anstrengung in den kommenden zehn Jahren“, sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Finanzierung und Strukturen
Des Weiteren sieht der Entwurf vor, die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen langfristig zu sichern: Mindestens 0,8 Prozent der Kirchensteuerzuweisungen werden bis 2040 für Klimaschutz zweckgebunden. Damit werden u. a. Stellen für Klimaschutzmanagement in Kirchenkreisen und auf landeskirchlicher Ebene gesichert. Besonders wichtig sei die energetische Optimierung der kirchlichen Gebäude. „Unsere Gebäude sind der größte Hebel“, sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt. Bis Ende 2026 sollen alle kirchlichen Gebäude Strom aus erneuerbaren Quellen beziehen. Zudem soll ein neuer Klimabeirat die bisherigen Strukturen verstetigen. „Gerade im Blick auf die Notwendigkeit, gremienübergreifend besser zusammenzuarbeiten, erscheint uns dieses Gremium unverzichtbar“, erklärte die Landesbischöfin. Dabei betonte sie ausdrücklich die Einbindung der Jungen Nordkirche: Ihre Perspektive sei „unverzichtbar“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihrer Einbringung.
Globale Verantwortung
Zum Abschluss stellte die Landesbischöfin den Gesetzesentwurf in einen größeren Zusammenhang: „Wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil sie keinen Zugang mehr zu Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung haben – wenn Stürme, Dürren, Fluten Existenzen auslöschen – wenn Lebensgrundlagen verschwinden und Gewalt um knappe Ressourcen ausbricht – dann hat das auch mit uns zu tun. Der Zusammenhang zwischen Klimakrise, Frieden und Migration ist kein theoretischer – er ist existenziell. Wer ihn jetzt nicht verstehen will, wird ihn zukünftig erleben“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt und schloss die Einbringung mit einem eindringlichen Appell: „Die Klimakrise wartet nicht auf uns – also handeln wir. Heute. Jetzt. Hier. Wenn wir Hoffnung für morgen säen wollen, müssen wir heute Verantwortung übernehmen.“