„Frauenordination ist ein Segen für die ganze Kirche“

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigt in Riga 50 Jahre Frauenordination und ruft zur Freiheit im Glauben auf

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (2.v.l.) mit lettischen Theologinnen und Mitgliedern der Nordkirchen-Delegation nach dem Jubiläumsgottesdienst vor der Rigaer Lutherkirche. @Annelie Haack-Birgden / Nordkirche
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (2.v.l.) mit lettischen Theologinnen und Mitgliedern der Nordkirchen-Delegation nach dem Jubiläumsgottesdienst vor der Rigaer Lutherkirche. @Annelie Haack-Birgden / Nordkirche

06. September 2025 von Dieter Schulz

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt spricht in Riga bei den Jubiläen zu 50 Jahren Frauenordination in Lettland und 30 Jahren Theologinnennetzwerk: Sie betont, die Frauenordination sei ein Segen und Prüfstein für die Kirche weltweit.

Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Kristina Kühnbaum-Schmidt, ist Gastpredigerin bei der Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Frauenordination“ und „30 Jahre Vereinigung der Lettischen Lutherischen Theologinnen“ in Riga. Am Freitag (5. September 2025) spricht sie auf dem Empfang nach der Akademischen Konferenz anlässlich der Jubiläen ein Grußwort für die Nordkirche und das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB), deren Vorsitzende sie ist. Am Sonnabend predigt sie (6. September 2025) im festlichen Jubiläumsgottesdienst „Gaviļu gads! Jubiläumsjahr!“ in der Rigaer Lutherkirche (Torņakalna iela 5, Rīga). Wie aus vorab veröffentlichten Auszügen von Grußwort und Predigt hervorgeht, stellt die leitende Geistliche der Nordkirche die theologische Bedeutung der Berufung von Frauen in den Mittelpunkt und knüpft an Worte des Apostels Paulus aus dem Galaterbrief an: „Zur Freiheit seid ihr berufen, Brüder und Schwestern.“

Rückblick und Gemeinschaft

„Dieses Jubiläum ist ein Anlass zur Freude. In den vergangenen fünf Jahrzehnten haben Frauen hier in Lettland die Kirche geprägt, unterstützt und vorangebracht. So feiern wir Berufungen, Lebenswege, Predigten, Segenshandlungen, klare Entscheidungen und einen gemeinsamen Weg. Denn keine dieser Frauen ist allein gegangen. Ihre verbindende Stärke lag in der Gemeinschaft – in der Solidarität untereinander, mit Schwestern und Brüdern in aller Welt und – vor allem – in der Verwurzelung in Christus, der unser aller Bruder ist“, betont Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie unterstreicht, dass die Ordination von Frauen ein geistliches Geschenk sei, das die Kirche in all ihrer Vielfalt bereichere: „Die Ordination von Frauen ist keine nebensächliche Angelegenheit. Und sie ist nicht nur eine Angelegenheit von Frauen. Sie zeigt, wie wir – Männer und Frauen – auf Gottes Berufung reagieren. An der Ordination von Frauen wird deutlich, ob wir Gottes Gaben in ihrer ganzen Vielfalt annehmen. Sie zeigt auch, ob eine Kirche sich vom Geist der Freiheit formen und ständig erneuern lässt.“ Zwischen der Nordkirche, dem DNK/LWB und dem Theologinnennetzwerk in Lettland bestehen seit vielen Jahren enge Beziehungen. Mehrere Theologinnen der Nordkirche und des Ökumenewerkes der Nordkirche nehmen ebenfalls an den Feierlichkeiten in Riga teil.

Auftrag für die Kirche

Kristina Kühnbaum-Schmidt verweist auf die aktuelle Verantwortung der Kirche: „Wir müssen unsere Regeln und Traditionen immer wieder im Licht dieses Geistes prüfen. Wir müssen uns fragen: Dienen unsere Regeln und Traditionen der Freiheit, zu der alle – Männer und Frauen gleichermaßen – berufen sind? Spiegeln sie die Gemeinschaft wider, in die uns Christus ruft?“ Und sie betonte: „Wir danken heute Gott für all die Frauen, die den Weg zur Ordination gegangen sind. Wir danken für ihren Mut. Für ihre Treue. Wir sind dankbar für all die Unterstützung, die sie erhalten haben – durch Gottes Kraft und den Heiligen Geist, durch ihre Gemeinschaft untereinander, durch Frauen und Männer weltweit, die an ihrer Seite waren und sind. Und wir beten für alle unsere Schwestern, die sich heute zerrissen fühlen – zwischen Berufung und Ablehnung, zwischen Hoffnung und Schmerz. Wir beten und hoffen auf neue Wege zueinander. Wir vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes und darauf, dass er uns immer wieder neue Wege zeigt, das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden.“

„Er ruft uns in die Freiheit – nicht zur Macht“

Die Landesbischöfin, die auch Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Mittel- und Westeuropa ist, betont: „Es ist ein Segen für die ganze Kirche, wenn wir das Evangelium gemeinsam verkünden, ohne dabei Unterschiede zwischen Geschlechtern zu machen. Der Reichtum der Kirche liegt in den Gaben, die Gott uns allen schenkt.“ Sie sagt: „Die Geistkraft Gottes ist da – auch jetzt. Sie ruft uns in die Freiheit – nicht zur Macht, sondern zur Liebe. Sie ruft uns zum Dienst – für Gerechtigkeit, nicht für Ausgrenzung.“

Frauenrechte sind Menschenrechte

Für Kristina Kühnbaum-Schmidt ist deutlich, dass dort, wo Frauen gleichberechtigt leben und arbeiten, wo Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer, das Leben überall auf der Welt für alle Menschen gerechter ist: „Frauenrechte sind Menschenrechte. Deshalb denke ich heute in tiefer Solidarität an alle Frauen, die in Kirche und Gesellschaft aufstehen und sich engagiert für gleiche Rechte und ein solidarisches Miteinander einsetzen. Stehen wir ihnen zur Seite und folgen wir dem Beispiel Jesu, der Frauen in seine Nachfolge gerufen und sie eingeladen hat, ihre Erfahrungen und ihren Glauben zu teilen!“, so die Landesbischöfin.

Zeichen einer für die Zukunft offenen Kirche

Abschließend betont Kristina Kühnbaum-Schmidt: „Ich danke allen, die sich seit vielen Jahren in Lettland in Kirche und Gesellschaft unermüdlich für Gleichberechtigung und Teilhabe einsetzen! Möge dieses Jubiläum deshalb ein Zeichen der Hoffnung, des Mutes und einer für die Zukunft offenen Kirche sein! Ich bin sicher, dass sich dabei immer mehr Wege zur Gleichstellung der Geschlechter zeigen werden – ermutigt und inspiriert von Jesus Christus, der uns berufen hat, seine Zeuginnen und Zeugen zu sein.“

 

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