Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn: "Weihnachten das Wesentliche neu entdecken"
24. Dezember 2011
Wort zum Christfest
Schwerin (ellm). Das Weihnachtsfest weckt wie kein anderes persönliche Erinnerungen. Kindheitstage werden lebendig, Bilder gemeinsamen Feierns auch mit Menschen, die nicht mehr leben. Aber die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall mit den Hirten auf dem Felde, den sternkundigen Weisen, den Tieren und Engeln, Maria und Josef erinnert zugleich auch daran, was Menschen wirklich zum Leben brauchen: ein Dach über dem Kopf, Wärme gegen die Kälte, das tägliche Brot, menschliche Nähe und Zuneigung, Hoffnung und Orientierung, eine wache, sehnsüchtige Beziehung zum Himmel, zum Unverfügbaren, zu Gott.
Die Besinnung auf diese elementaren Dinge kann helfen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden insbesondere in einer Zeit, in der die vermeintlichen Sicherheiten früherer Zeiten sich als trügerisch erweisen. Die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu übersehen. Ebenso das Verfehlte einer Finanzwirtschaft, deren Gier ganze Staaten in den Ruin treibt und Hunger und Armut auf der Welt unerträglich verschärft. Beides verlangt nach entschlossenem Handeln, national wie global. Es braucht aber auch unser aller Neuorientierung. Im Großen wie im Kleinen gilt es, die Grenzen des Wachstums zu erkennen und im Blick auf die eigenen materiellen Ansprüche anzunehmen.
Gesellschaftlich bedeutet dies, Gerechtigkeit herzustellen mit weniger Schulden. Dass das Land Mecklenburg-Vorpommern und die meisten europäischen Staaten sich dem Abbau der Schulden verpflichtet haben, ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Entscheidend wird jedoch sein, dass dies nicht zu Lasten der Armen hierzulande und weltweit geht. Investitionen in die Bildung und Entwicklungschancen dieser Menschen müssen trotz aller Sparzwänge verstärkt werden.
Jede und jeder kann dieses Ringen um Gerechtigkeit mittragen. Weihnachten hilft dabei, zu entdecken, was wesentlich ist und ein Leben gelingen lässt: Einstehen füreinander, Hingabe statt Habenwollen und Offenheit für das, was uns Menschen im Tiefsten trägt. Möge das Weihnachtsfest darin für alle Mecklenburgerinnen und Mecklenburger gesegnet sein!
Dr. Andreas von Maltzahn,
Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs
(24.12.2011)