Landesbischof Ulrich: „Die Anderen sind ein wesentlicher Teil der eigenen Existenz“
05. Juli 2016
Kiel. Zur Entwicklung einer „guten Flüchtlingspolitik“ hat Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (5. Juli) in Kiel aufgerufen. „Die ethische Verpflichtung zu Mitmenschlichkeit nicht auf die eigene Gemeinschaft zu begrenzen, Fremde zu schützen, die Interessen sozial Benachteiligter und Zufluchtsuchender nicht gegeneinander auszuspielen, die Not von Flüchtlingen weltweit sowie die Fluchtursachen in ihren Heimatländern zu überwinden – das müssen grundlegende Elemente guter Flüchtlingspolitik sein“, sagte Ulrich im Vorfeld einer Veranstaltung an der Christian-Albrechts-Universität (CAU).
Zu der Podiumsdiskussion zum Thema "Zwischen Humanität und Anerkennung - Flucht und Migration denken" hatte das Gustav-Radbruch-Netzwerk für Philosophie und Ethik der Umwelt zum Abschluss der Ringvorlesung "Flucht und Migration" an der Kieler Universität eingeladen.
Der christliche Auftrag den Flüchtlingen gegenüber sei biblisch begründet, sagte Landesbischof Ulrich vor der Veranstaltung: "Mit der Botschaft Jesu 'Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich aufgenommen' sind die Fremden nun nicht mehr 'die Anderen', sondern ein wesentlicher Teil der eigenen Existenz." Auch das alttestamentliche Gesetz des Gottesvolkes stelle den Fremden unter den Schutz Gottes und der Gemeinschaft: "'Ein Fremdling soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst' - Das heißt auch, dass Mitmenschlichkeit und ethische Verpflichtung nicht auf die eigene Gemeinschaft beschränkt sein dürfen."
Neben Landesbischof Ulrich haben an der Diskussionsrunde Prof. Dr. Dr. Ino Augsberg (Rechtsphilosophie und Öffentliches Recht) und Prof. Dr. Konrad Ott (Philosophie und Ethik der Umwelt) von der Kieler Universität sowie Gerwin Stöcken, Sozialdezernent der Stadt Kiel, teilgenommen.
Hintergrund
Ziel der Ringvorlesung "Flucht und Migration" im Sommersemester 2016 sei es gewesen, mit Hilfe von philosophisch-ethischer, soziologischer, rechts-, politik-, wirtschaftswissenschaftlicher und theologischer Perspektiven das Thema in seiner Komplexität darzustellen und den Kontakt zwischen Zivilgesellschaft und Wissenschaft herzustellen beziehungsweise aufrechtzuerhalten, heißt es in einer Mitteilung des Gustav-Radbruch-Netzwerks für Philosophie und Ethik der Umwelt.