Landesbischof Ulrich: „Im friedlichen Dialog Reichtum der Vielfalt erfahren“
09. Juni 2017
Hamburg. Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), ermutigt Christen dazu, im friedlichen Dialog der Kulturen Unterschiedlichkeit und Vielfalt als Reichtum zu erfahren. „Ich bin überzeugt: Freiheit kann es ohne eine Öffnung für die Vielfalt der Kulturen und Religionen nicht geben. Nur so können wir Neues als Chance wahrnehmen“, erklärt der Landesbischof anlässlich des bevorstehenden Fachtages „Interkulturelle Öffnung und lutherische Identität“ in Hamburg. Die „AG Kirche interkulturell“, eine Arbeitsgruppe verschiedener Einrichtungen und Werke in der Nordkirche, lädt dazu am 15. Juni 2017 in die Katholische Akademie in Hamburg ein.
Veranstaltungen wie der Fachtag seien notwendig, „auch um sich intensiver den eigenen Wurzeln, Werten und Positionen im Umgang mit fremden Religionen und Werten zu widmen“, so Ulrich. Akteure in allen kirchlichen Arbeitsfeldern seien gemeinsam gefordert, im Spannungsfeld zwischen Wandel und Bewahrung Anregungen dafür zu erarbeiten. Die Gesellschaft habe sich in vielen Bereichen rasant verändert, auch was Religion angeht: „Eine weitgehende Homogenität in religiösen Überzeugungen wie noch in den 1950er-Jahren, als über neunzig Prozent der Bevölkerung den großen Volkskirchen angehörten, gibt es so nicht mehr.“
Interkulturelle Öffnung und Vergewisserung der eigenen Wurzeln
Notwendig seien daher sowohl eine verstärkte interkulturelle Öffnung als auch die Vergewisserung der eigenen Wurzeln und Werte. „Die Kirche ist seit ihren Anfängen interkulturell ausgerichtet; Interkulturalität ist geradezu ein Wesensmerkmal von Kirche“, sagt der Landesbischof und verweist auf ein Wort des Apostels Paulus: „Ihr seid alle Söhne und Töchter Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. Ihr alle nämlich, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen. Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid alle eins in Christus Jesus.“ (Galater 3,26-28).
Keine Freiheit ohne Öffnung für die Vielfalt der Kulturen und Religionen
Zudem gelte es, verschiedene Aspekte interkultureller Öffnung zu beachten: „Die anwachsenden weltweiten Flucht- und Migrationsbewegungen lösen sehr unterschiedliche Gefühle bei uns aus: zuweilen Polarisierungen, oft auch Ängste und Abwehrreaktionen. Unsere heterogene, multikulturelle Gesellschaft erfordert, dass wir kulturelle und religiöse Unterschiede trotz erlebter Irritation aushalten können.“