Podiumsgespräch zu Globalisierung und Populismus im Vorfeld des G20-Gipfels

Landesbischof Ulrich: „Wir müssen in einen Dialog mit allen treten, die sich fremd fühlen“

© Jürgen Reissner, Ökumenische Arbeitsstelle Weitblick

20. Juni 2017 von Maren Warnecke

Hamburg. „Als Zivilgesellschaft werden wir überlegen müssen, wie wir in einen Dialog mit allen treten können, die sich fremd fühlen.“ Dazu ermutigte Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (20. Juni) in Hamburg. Gerade in Zeiten großer Migrationsströme als Folge von Kriegen, menschengemachter Erderwärmung und ungesteuerter Globalisierung sei es besonders wichtig, das Bewusstsein zu schärfen: „Wir müssen lernen, dass wir gemeinsam in einer Welt leben und wir nicht die Freiheit haben, uns nicht verantwortlich zu fühlen füreinander“, sagte Ulrich bei einem Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Soziologe an der Universität Bielefeld.

Zu der Veranstaltung in der Alfred Schnittke-Akademie mit dem Titel „Die Krise der Demokratie und der Aufstieg des Rechtspopulismus“ hatten der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt, der Kirchliche Entwicklungsdienst der Nordkirche sowie die Arbeitsstelle Weitblick des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein eingeladen. Das Podiumsgespräch gehört zu den Aktivitäten, mit denen das „Kirchliche Bündnis zum G20-Gipfel“ das zweitägige Treffen von Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsnationen vom 7. bis 8. Juli in der Hansestadt im Vorfeld und während des Gipfels begleitet.

Vertrauensverlust in der "Mitte der Gesellschaft"

Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer erforscht in seinen Studien an der Universität Bielefeld unter anderem, warum immer häufiger Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zu autoritären Lösungen neigen und Empathie verloren geht. Er warnte: „Im Zuge der rasanten Globalisierung hat sich ein autoritärer Kapitalismus herausgebildet, der seine Prinzipien weitgehend ungehindert durchsetzen kann.“ Dem stünden Kontrollverluste der nationalstaatlichen Politik gegenüber. Die Folge sei bei vielen Menschen eine „Demokratieentleerung“, die mit Vertrauensverlust, dem Gefühl der Einflusslosigkeit und Entfremdung vom demokratischen System einhergeht, so Heitmeyer.

Landesbischof Ulrich: „Viele Menschen sehen sich dem Lauf der Welt ohnmächtig gegenüber und kommen mit der Komplexität der digitalen Welt nicht mehr zurecht. Die vielen Ideen und Lebensstile sind ihnen unheimlich, die sich in unserer Welt mischen. Und sie fürchten, ja, erleben bereits sozialen Abstieg.“

Vor diesem Hintergrund habe sich ein rabiater Rechtspopulismus in Form von sozialen Bewegungen und Parteien entwickeln können, so Heitmeyer weiter. Allerdings seien die dazu notwendigen rechtspopulistischen Einstellungsmuster, wie beispielsweise eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, in der Bevölkerung schon vor der Entstehung etwa von Pegida oder AfD vorhanden gewesen, machte der Bielefelder Soziologe deutlich. 

Landesbischof Ulrich: Populisten und religiösen Fanatikern nicht das Feld überlassen

Landesbischof Ulrich schlussfolgerte: „Wir werden den Populisten und den religiösen Fanatikern nicht die Köpfe und Herzen derer überlassen, die aus Verunsicherung nach einfachen Antworten suchen. Wir sind eine Familie Gottes und gesandt in die Welt, um den Armen die gute Nachricht zu bringen: Gott ist auf eurer Seite.“

Hintergrund:

Unter dem Motto „global.gerecht.gestalten“ hat sich ein „Kirchliches Bündnis zum G20-Gipfel“ gegründet. Ziel ist es, sich für eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung einzusetzen und kirchliche Positionen zu den Gipfel-Themen deutlich zu machen. Zu den Bündnismitgliedern gehören christliche Kirchen in Norddeutschland, Hamburger Hauptkirchen und Gemeinden, Akademien und Tagungshäuser, darüber hinaus kirchliche Werke der Nordkirche in den Arbeitsfeldern Gesellschaftspolitik, Bildung, Diakonie und Mission sowie ökumenische, diakonische, umwelt- und entwicklungspolitische Arbeitsstellen. Beigetreten sind ebenfalls das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ in Berlin und das Evangelische Missionswerk Deutschland.

 

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