Landessynode beendet: "Wichtige generationenübergreifende Fragen gestellt"
24. April 2021
Kiel. Mit dem Bericht aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern, einer Stellungnahme der Landessynode zur Situation von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie und dem Bericht zur Umsetzung des Klimaschutzgesetzes der Nordkirche ist heute (24. April) die dritte digitale Tagung der II. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu Ende gegangen.
Zugleich ist diese April-Synode die erste von zwei Sondertagungen in diesem Jahr.
Präses Ulrike Hillmann sagte in ihrem Resümee: „Ich freue mich und bin sehr dankbar für die guten Ergebnisse unserer 3. digitalen Landessynode! Die Synode hat sich intensiv mit der schwierigen Situation von jungen Menschen in der Zeit der Pandemie auseinandergesetzt. Die vom Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ initiierte, kreative Arbeitseinheit gab einen Einblick in wichtige generationenübergreifende Fragestellungen. Mit der Verabschiedung einer Erklärung hat sich die Synode nun verpflichtet, besonders auch junge Menschen in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.
Ein sehr beeindruckender Beitrag für das weitere Zusammenwachsen der Nordkirche war der Sprengelbericht von Bischof Jeremias mit dem Rückblick auf die Geschichte der Kirche in Mecklenburg und Pommern in der Zeit der DRR. Durch ,Gesprächs- und Erzählräume‘ in seinem Bericht hat er Zeitzeugen die Möglichkeit eröffnet, ihre bewegenden Erfahrungen zur Sprache zu bringen.
Auch mit dem Partnerschaftsvertrag zwischen Nordkirche und Süd-Ohio- Synode, wichtigen gesetzlichen Regelungen zur gemeinsamen Arbeit von Kirchengemeinden in den Pfarrsprengeln und dem Klimaschutzbericht von Bischof Gothart Magaard sind Weichen für die Zukunft unserer Landeskirche gestellt worden. Nun freue mich auf die Wahl einer bischöflichen Person am 5. Juni, wenn die Landessynode wieder zusammenkommt!“
Auf große Resonanz im Plenum stieß heute zu Beginn das neue Format des Sprengelberichts, das Bischof Tilman Jeremias gewählt hatte. Er präsentierte einen Film mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen aus Mecklenburg, Vorpommern und dem brandenburgischen Bereich der Nordkirche. Die sieben Frauen und Männer erzählten in Interviews mit dem Greifswalder Bischof eindrücklich darüber, welche Rolle Kirche in der DDR und für sie persönlich gespielt hatte. Außerdem gaben Sie Einblicke in ihre eigenen, teilweise sehr schmerzhaften Erfahrungen als Christen und Christinnen im Sozialismus.
Ziel sei es, so Jeremias, neue Gesprächsräume zu öffnen. „Wenn wir diese Historie teilen, einander mitteilen, fallen mutige Schritte in die Zukunft leichter. Wie wir mit unserer Geschichte und mit unseren Geschichten umgehen, entscheidet mit darüber, ob wir heute glaubhaft und überzeugend Kirche leben können.“
Um Entscheidungsprozesse zu Corona-Schutzmaßnahmen ging es beim Antrag, den der Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ einbrachte. Sprecherin Malin Seeland (Sylt) erinnerte, dass bereits aktuell absehbar sei, wie einschneidend die Coronakrise für die Kinder- und Jugendarbeit der Kirche sei: „Wir verlieren gerade komplette Jahrgänge dadurch, dass wir für Kinder und Jugendliche viel weniger anbieten können. Wir verlieren sie als Menschen in der Kirche, aber wir verlieren auch total viele Ideen und kreative Prozesse, die wir gerade jetzt besonders gut brauchen.“
Sie appellierte an die Landessynodalen, junge Menschen in die Krisenkommunikation einzubinden. „Das ist heilsam für sie und ein Gewinn für uns als Kirche.“
Bereits während der zurückliegenden Februar-Synode hatte Seeland dem Plenum das Verfahren „Folgenabschätzung junge Nordkirche" (FjN) vorgestellt, das vor der ersten Gremiensitzung die Frage nach den möglichen Folgen für junge Menschen in den Blick nimmt. Das Verfahren soll im September von der Landessynode beschlossen werden.
Mahnende Worte sprach Bischof Gothart Magaard im Bericht über die Umsetzung des Klimaschutzgesetzes der Nordkirche. Ein wesentliches klimapolitisches Ziel darin lautet, die CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen. „Die wichtigste Strecke des Weges in der menschheitlichen Aufgabe des Klimaschutzes liegt unmittelbar vor uns! Die nächste Dekade wird der entscheidende Zeitraum sein, um dramatische Kippeffekte im globalen Klima zu verhindern. Diese Irreversibilität muss unbedingt verhindert werden“, erinnerte er eindringlich.
Für das Jahr 2019 konnte ein Absinken der CO2- Emission auf rund 86.000 Tonnen erreicht werden. Die Gesamtsumme für Klimaschutzmaßnahmen in den 13 Kirchenkreisen und auf der landeskirchlichen Ebene betrug knapp 3,3 Millionen Euro. Um zukünftig Emissionen zu vermeiden, müsse weiterhin gutes Energiecontrolling betrieben werden, um Gebäude energetisch zu optimieren oder die Verbrauchsdaten für die Bilanzierung von CO2-Emissionen besser zu erfassen, so der Bischof.
Die Landessynode hat außerdem unter anderem Kirchengesetze beraten und beschlossen. Ein fast einstimmiges Votum der Synodalen gab es für eine Fortführung der Partnerschaft mit der Süd-Ohio-Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika. Deren Bischöfin Suzanne C. Dillahunt hatte gestern einen Videogruß übermittelt. Ein weiteres Kirchengesetz war das Zweite Kirchengesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften.
Mit einem aufgezeichneten Gottesdienst der Seemannsmissionen aus Rostock und Hamburg hatte die Tagung der Landessynode am Freitag begonnen. Seemannspastor Matthias Ristau und das Team der Seemannsmissionen gaben Einblicke in die harte Realität der Seeleute, die sich durch die Folgen der Corona-Pandemie noch verschlechtert hatte. Die Musik im Gottesdienst gestalteten Mitarbeitende und Seeleute von den Philippinen und aus Kiribati. Erst in dieser Woche waren die Seeleute nach einem monatelangen Aufenthalt in Hamburg sowie mehrwöchiger Rückreise und Quarantäne bei ihren Familien auf Kiribati angekommen.