Laudatio anlässlich der Verleihung des Wissenschaftspreises der Stadt Kiel an Frau Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
11. Juli 2011
Sehr verehrte Frau Stadtpräsidentin, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Frau Professorin Pohl-Patalong! I Es ist mit eine doppelte Freude, hier heute sprechen zu dürfen, wenn Sie, liebe Frau Frau Pohl-Patalong, den Wissenschaftspreis der Stadt Kiel verliehen bekommen. Es ist mir als Theologe eine Freude, weil damit dieser Preis – meines Wissens – zum ersten Mal verliehen wird an eine Theologin, an Sie als ein Mitglied der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Das empfinde ich auch als eine Auszeichnung und Würdigung der Theologie im Konzert der Wissenschaften ganz allgemein und der Theologie hier vor Ort im Besonderen. Da passiert ganz offensichtlich etwas bei den Theologinnen und Theologen an der Universität Kiel, das als preisverdächtig wahrgenommen wird und das beurteilt wird als preiswürdig. Und dabei geht es um einen Wissenschaftspreis, der eben nicht ausgelobt wird von Theologen und Theologinnen für Theologinnen und Theologen – sondern es geht um den Wissenschaftspreis der Stadt Kiel. Die Theologie als Wissenschaft gilt also als preisverdächtig und als preiswürdig vor einem, wenn ich mich so ausdrücken darf, ganz weltlichen Forum, der Stadt Kiel. Das empfinde ich als außergewöhnlich und das finde ich als Theologe natürlich wunderbar!
Denn in der Tat erinnert diese Preisverleihung auch daran, dass die Geschichte der Universitäten ganz wesentlich zusammenhängt auch mit der Geschichte der Reformation. Dass Glaube und Vernunft nicht auseinander fallen dürfen; dass der glaubende Mensch ein urteilsfähiges Wesen sein muss: das haben Martin Luther und die anderen Reformatoren gewusst, das war ein wesentlicher Teil ihrer Strategie bei ihrem Versuch, die Kirche zu ihrem eigentlichen Kern zurück zu führen. Martin Luther und andere waren herausragende Lehrer der Theologie. Und sie wussten: Kirche hat eine herausragende Rolle zu spielen bei der Bildung der Menschen. Universitäten, Schulordnungen u. ä. m. prägten die Reformation. Darum gehört die wissenschaftliche Theologie seither ins Zentrum des universitären Geschehens, Lehrens und Forschens. Denn: Alle Theologie will praktisch werden – oder sie ist überflüssig. Alle Theologie gründet in dem Wort der Heiligen Schrift – und das ist nie fern der Realität der Menschen weitergegeben, sondern in die Lebensrealität hinein. Alles, was Jesus sagt und tut, was Menschen von ihm weitergegeben haben, ist Reden und Handeln in konkrete Lebensgeschichten von Menschen und ihrer Gesellschaft. Theologische Forschung also hat es zu tun mit der Erforschung und Analyse der Realität der Welt und der Realität Gottes in ihr. Und also liefert alle Theologische Forschung und Lehre ihren Beitrag für eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz. Und das kommt ohne die Frage nach der göttlichen Dimension nicht aus. Darin auch gerät die Theologie nicht in den Gegensatz zu anderen Wissenschaften; sie sucht den Dialog mit ihnen.
Dafür, für diese Art der Forschung und der Lehre, für diesen Dialog mit den Wissenschaften steht Uta Pohl-Patalong in herausragender Weise! Und darum ist es mir als Bischof der Nordelbischen Kirche eine Freude, dass eine ausgebildete und ordinierte Pastorin unserer Kirche diesen Wissenschaftspreis erhält. Da passiert ganz offensichtlich etwas bei den Pastoren und Pastorinnen der Nordelbischen Kirche, das als preisverdächtig wahrgenommen wird und das beurteilt wird als preiswürdig. Und das finde ich wiederum als Pastor, der als Bischof auch Pastor für die Pastorinnen und Pastoren seiner Kirche ist, ganz wunderbar! Denn das ist ja auch ein Qualitätsmerkmal Ihrer Person und Ihres Selbstverständnisses als akademische Lehrerin, liebe Schwester Pohl-Patalong: Sie verstehen sich als Pastorin, als Seelsorgerin, die mit ihrer Ordination das Amt der Verkündigung übernommen hat.
So gratuliere ich Ihnen voller Freude und Anerkennung im Namen der Kirchenleitung der Nordelbischen Kirche ganz herzlich dazu, dass Sie mit dem Kieler Wissenschaftspreis 2011 ausgezeichnet werden.
II
Meine Damen und Herren, es mag angezeigt sein, dass ich mich im Rathaus dieser Stadt beziehe auf den Grundtext des staatlichen Zusammenlebens in unserem Land:
„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen … hat das deutsche Volk … dieses Grundgesetzt der Bundesrepublik Deutschland beschlossen.“
Mit diesem Satz aus der Präambel des Grundgesetzes wird alles staatliche Tun in einen spezifischen Verantwortungszusammenhang gestellt: „Vor den Menschen“, aber eben auch „vor Gott“ will und soll sich das Tun der politische Handelnden verantworten. Damit ist das „Gewissen“ der Menschen, die politische Verantwortung übernehmen, in einer besonderen Weise angesprochen: vor den Menschen, aber eben auch vor Gott handeln er oder sie.
Für mich löst die Stadt Kiel mit der Verleihung ihres Wissenschaftspreises an eine Professorin für Theologie, an eine Wissenschaftlerin also, die von Ihrer Profession her auch von Gott redet und auch von Gott reden soll in besonderer Weise diesen Anspruch des Grundgesetzes ein. Und die Stadt Kiel trägt mit der Vergabe des Preises an eine Theologin zeichenhaft dazu bei, dass dieser Anspruch des Grundgesetzes weiter in der Bürgergesellschaft verankert bleibt. Und es könnte ja sein, dass mit der Verleihung dieses Preises auch die unausgesprochene Erwartung und Ermutigung verbunden ist, dass die ausgezeichnete Wissenschaftlerin als Christin sich einmischen soll in das, was auf dem Campus der Universität und auf dem Marktplatz der Stadt so verhandelt wird an öffentlichen Angelegenheiten. Wissenschaftliche Theologie dreht sich eben neben aller fachspezifischen Forschung auch um so zentrale Stichworte wie „Kirche“ und „Staat“, wie „Christ“ und „Gesellschaft“. Theologie ist insofern ganz elementar auch öffentliche Theologie, also keine Geheimwissenschaft zur Pflege des angeblichen Museums mit Namen Kirche, also keine Geheimwissenschaft zur Pflege des „frommen Selbstbewusstseins“ von Einzelpersonen. Sondern: Theologie als Wissenschaft findet statt im öffentlichen Raum der Universität und im öffentlichen Raum der Gesellschaft als Ganzer. Das, meine Damen und Herrn, gehört für mich unverzichtbar zum Erbe der Aufklärung. Das ist ein integraler Bestandteil, ein „essential“, für das freie gesellschaftliche Zusammenlebens in dem Kulturkreis, in dem wir leben. Ich erinnere nur an den Hinweis des früheren Richters am Bundesverfassungsgericht, Ernst-Wolfgang Böckenförde, dass auch der moderne, säkulare und religiös neutrale Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht schaffen kann.
Die Stichworte „Christ“ und „Gesellschaft“ drücken eine fundamentale Beziehung aus, die das Christsein – aus meiner Sicht völlig richtig – als ein Beziehungsgeschehen beschreibt: Ein Christ, bzw. eine Christin lebt als solcher / als solche nie isoliert für sich, sondern als Christenmensch per se beziehungsreich: in der Beziehung zu Gott, in der Beziehung zu sich selbst, und in der Beziehung zur natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt. In diesem Beziehungsreichtum lebt jeder Christ, jede Christin, auch als ein politischer Mensch, der sich beteiligen und einmischen kann und soll in die politischen Debatten seiner Zeit.
Menschen, die sich selbst als „religiös unmusikalisch“ verstehen, werden von dieser Sichtweise keineswegs ausgeschlossen: Mensch sein heißt – in Beziehungen leben. Der Mensch ist ein „zoon politicon“, ein „politisches Lebewesen“. Diese Definition des Menschen gilt seit den Anfängen der Politischen Philosophie in der griechischen Antike. Und das, was Menschen, die sich selbst durchaus als „religiös musikalisch“ verstehen, einbringen in die Debatte der öffentlichen Angelegenheiten soll allerdings ebenso sachgemäß wie vernünftig zu sein. Denn „Glaube“ und „Vernunft“ schließen einander nicht aus – im Gegenteil!
III
Liebe Frau Pohl-Patalong, sie treiben eine Theologie mit offenem Fenster hin zum Himmel und mit offenen Türen hin zur Welt. In dieser gottoffenen und weltoffenen Weise lehren Sie seit 2007 als Professorin für die Didaktik des Religionsunterrichts einerseits und für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik und Kirchentheorie andererseits. Für beide Arbeitsgebiete Ihres Lehrstuhls – also für das Praxisfeld Religionsunterricht wie für das Praxisfeld Predigtlehre, bzw. Kirchentheorie ist notwendig der beschriebene Beziehungsreichtum mit seinen Wechselwirkungen von Individuum und Gemeinschaft, von subjektiver und objektiver Religion, von Theologie und Kultur, von Kirche und Gesellschaft. Sie haben zu vielen wichtigen Anlässen die von Ernst Lange geprägte Wendung von der „Kommunikation des Evangeliums“ aufgenommen und weiter geführt. Sie haben dabei immer wieder – und angesichts von sich beschleunigenden Struktur- und Steuerungsdebatten an Universität und in der Kirche mit zunehmender Dringlichkeit eingefordert, dass wir zur Besinnung kommen mögen und abbiegen von der Rennbahn, also hineinbiegen in eine Schikane: Eine Schikane nämlich der immer dringlicher werdenden Entschleunigung im Sinne einer notwendigen Selbstbesinnung der Theologie und der Kirche auf den Auftrag, den Christus selbst seiner Kirche gegeben hat. „Kommunikation des Evangeliums“ heißt dann, dass die Botschaft der Bibel als die heilige neue Zeitung aufgeschlagen und in regem Gebrauch bleibt, dass der Glaube immer wieder neu in´s Leben gezogen wird, dass „durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten ist an alles Volk“. So sagt es mit Bezug auf die Bekenntnisse der Reformationszeit richtungs- und wegweisend die These 6 der Barmer Theologischen Erklärung von 1934.
Ich will nur ein paar Aspekte aus Ihrem Wirken hervorheben, die je für sich deutlich machen, wie Sie, liebe Frau Pohl-Patalong, in der Spur dessen arbeiten, der der Auftraggeber von Theologie und Kirche ist.
Ich denke zunächst an die von Ihnen seit Jahren in Veröffentlichungen und Workshops vielfältiger Art mit entwickelte und verbreitete Methode des kreativen Umgangs mit der Bibel, der sich nennt „Bibliolog“. Bibliolog als ein methodisch reflektierter Weg, die Bibel als lebendig und bedeutsam für das eigene Leben zu erfahren. Eine Gruppe in Kirche oder Schule entdeckt dabei die Geschichten der Bibel neu und legt sie aus, indem sie sich in einzelne biblische Gestalten hinein versetzt und dabei auf Fragen antwortet, die der Text als solcher offen lässt. Identifikation wird provoziert in Zustimmung oder Ablehnung. Die Tiefendimension der biblischen Erzählungen wird also entdeckt und ihre Botschaft kommt neu zum Leuchten, weil die „alten Worte“ bezogen werden auf das Jetzt; ich werde gleichsam neu in „Geschichten verstrickt“ und dabei kann sich das Wunder ereignen, dass ich neu und anders werde – neu und anders in der Begegnung mit der Wahrheit, die steckt in diesen Geschichten.
Dies ist eine besondere Form der kontextuellen Theologie: einer Theologie, die hinein spricht in den Lebenskontext konkreter Menschen. Das Wort wird Fleisch – es nimmt Beziehung auf zu den Menschen, wird selbst Kommunikations-Erfahrung.
Und ich denke sodann an eine mir immer wichtiger werdende Konsequenz, die Sie immer wieder ziehen aus dem Hinweis auf den Auftrag der Kirche zur „Kommunikation des Evangeliums“. Es hat etwas ungeheuer entlastendes für Menschen, die in der Kirche haupt- und ehrenamtlich sich engagieren – auch und gerade für Pastorinnen und Pastoren, dass Sie, liebe Frau Pohl-Patalong regelmäßig auf die Wahrheit verweisen, dass das Evangelium selbst ja schon dafür sorgen wird, dass es sich mitteilt den Menschen. Wir Kirchenleute müssen also Gottes gute und heilvolle Botschaft nicht erst zum Laufen bringen, sie ist – lange bevor wir anfangen sie zu kommunizieren – schon längst am Laufen. Das Wort Gottes sorgt schon selbst dafür, dass es bekannt wird in der Welt; wir Menschen müssen das nicht erst machen… Wir sollen mit allen unseren Gaben und Fähigkeiten dann zwar auch mit unser bestes dazu tun, dass die „Kommunikation des Evangeliums“ gelingt – aber das alles sollen wir tun mit der unerschütterlichen Gewissheit, dass mit uns eben nicht alles steht und fällt…
Eine Ihrer herausragenden Stärken als Wissenschaftlerin, sehr geehrte Frau Professorin Pohl-Patalong, liegt meines Erachtens in ihrer wachen, differenzierten Wahrnehmung der Realität der Welt und der Lebensbedingungen der Menschen. Dies ist eine unbedingte Voraussetzung dafür, dass Kommunikation und erst Recht „Kommunikation des Evangeliums“ gelingen kann. Damit beschäftigen Sie sich spätestens seit Ihrer Tätigkeit in Hamburg-Rissen und an der Evangelischen Akademie in Hamburg.
Sie pflegen den Dialog mit anderen Wissenschaften, und wenn Sie religionswissenschaftlich arbeiten und theologisch entfalten, dann ist Ihre Analyse nicht nur interessant für die Kirche, sondern für die Gesellschaft insgesamt.
So analysieren Sie z. B. die religiöse Situation des modernen oder postmodernen Menschen knapp und klar im Zusammenhang einer Ausführung über den Religionsunterricht:
Es sei „eine eher diffuse Religiosität zu beobachten, die unterschiedliche Versatzstücke aufnimmt, verarbeitet und nicht selten synkretistisch kombiniert. Menschen verstehen sich heute selbstverständlich als entscheidende Instanz dafür, welche religiösen Inhalte sie übernehmen und wie sie sich orientieren. Als wesentliches Kriterium für diese Entscheidung fungiert die Kompatibilität mit den persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen sowie ihre Unterstützungsleistung für das eigene Leben. Die gegenwärtige Religiosität wird konsequent bezogen auf die Frage individueller Lebensgestaltung und Lebensbewältigung.
Dabei sind Christentum und Kirche jedoch nicht bedeutungslos geworden. Ihnen wird eine Zuständigkeit für religiöse Themen und eine entsprechende Kompetenz zugetraut. Sie werden als Gesprächspartnerinnen für ethische, pädagogische und soziale Themen gesucht.“
Dies ist für mich ein Beispiel für Ihre Art, nüchtern und ambitioniert zugleich vorzugehen in Analyse und Schlussfolgerung. Ähnliches lässt sich aufzeigen an Ihren Millieu-Studien z. B. im Zusammenhang mit der Mitgliedschaftsumfrage der EKD. Immer finden wir in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit wertvolle Hinweise für Kirche und Gesellschaft zugleich. Nicht nur in diesem Zusammenhang betonen Sie immer wieder die besondere Bedeutung der Kirche als Bildungsinstitution: jeder Mensch hat ein Recht auf Religion!
Schließlich sei angemerkt, dass Sie zu denen gehören, die neu definieren, was „Gemeinde“ bedeutet. Aufgrund gründlicher und empirisch belastbar belegter Analyse der Lebenswelt des postmodernen Menschen verweisen Sie darauf, dass Menschen sich eben nicht mehr ausschließlich parochial, also geografisch gebunden orientieren, wenn sie Netzwerke knüpfen oder nach Sinn und Orientierung fragen. Menschen suchen global nach Beziehungsnetzwerken, und die modernen Medien spielen dabei eine wichtige Rolle. Gemeinde also, auch Kirchengemeinde, muss sich dem stellen und darf sich nicht zurückziehen auf alte, überkommene Grenzziehungen.
Gemeinde bildet sich da, wo das Evangelium kommuniziert gefunden und gehört wird. Mit dem Augsburger Bekenntnis gesprochen (das in dieser Hinsicht hoch modern argumentiert): Gemeinde Jesu Christi ist da, wo das Wort gepredigt und die Sakramente verwaltet werden. So entwickeln sie ein Gemeindeverständnis, das sich befreit aus enger Grenze parochialen Zuschnitts, das die Weite des Wortes sucht und das den Orientierungen des modernen Menschen folgt. Das bedeutet nicht die Öffnung in die Beliebigkeit – hohe Verbindlichkeit ist auch für Sie das Kennzeichen der Gemeinde; aber das definiert die Freiheit der Kinder Gottes in dieser konkreten Welt. Sie wissen: es gibt unterschiedlich geprägte Gemeindeformen. Es gibt Bekenntnisgemeinden, es gibt Gelegenheitsgemeinden, Kasualgemeinden, Bildungsgemeinden, Gemeinden bei Gelegenheit usw.
Und was Sie für Ihre Kirche beschreiben, gründet in der Forschung der Heiligen Schrift genauso wie in der Beachtung der Soziologie und anderer Humanwissenschaften. Und genau darin sind Ihre Forschungen Fundorte auch für außerkirchliche Lern- und Forschungsfelder.
IV
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Verleihung des Wissenschaftspreises an Frau Professorin Pohl-Patalong würdigt Ihre persönliche wissenschaftliche Leistung, die ihr besonderes Profil dadurch erhält, dass sie theologische Wissenschaft und Praxis in der Kirche miteinander verbindet und aufeinander bezieht. „Das Wort Gottes ist das allererste; dem folgt der Glaube, dem Glauben die Liebe. Die Liebe endlich tut jedes gute Werk“, schreibt Martin Luther in seiner Schrift über die „babylonischen Gefangenschaft der Kirche“; und er beschreibt damit die Grundlinie reformatorischer Theologie, der Sie, liebe Frau Pohl-Patalong, durch Ihr Wirken gerecht werden.
Und ich betone es zum Abschluss gerne erneut: Auf der anderen Seite ist die Verleihung des Wissenschaftspreises an Sie höchst bemerkenswert, weil dies deutlich macht, wie stark der christliche Glaube in seiner gesellschaftlichen Relevanz wahrgenommen wird. Und zwar dann wahrgenommen wird, wenn der christliche Gaube erkennbar bei seiner Sache bleibt. Wir Theologen und Theologinnen haben einfach keine Zeit, Gott zu verschweigen. Das gute und heilbringende „Gerücht von Gott“ soll weiter erzählt und weiter unter die Menschen gebracht werden mit Wort und Tat, mit Gebet und Gesang, mit Predigt und Unterricht, mit allem, was der „Kommunikation des Evangeliums“ dienlich ist.
Indem die Kieler Ratsversammlung einstimmig der Verleihung zugestimmt hat, hat sie ein Zeichen dafür gesetzt, dass die Impulse von Glauben und Theologie über parteipolitische und weltanschauliche Grenzen hinweg für die verantwortliche Gestaltung des Zusammenlebens von Menschen als wichtig erachtet und anerkannt werden. Dass Sie daran, liebe Frau Pohl-Patalong, einen großen Anteil haben, dafür möchten wir Ihnen von Herzen danken. Und der Stadt Kiel danke ich für die Weisheit und Weitsicht, die mir jedenfalls deutlich geworden ist und die hinter der Verleihung des Wissenschaftspreises an eine Theologin und Pastorin steckt.