„Leid und Tod behalten nicht das letzte Wort“
18. November 2013
Stralsund. Bei der zentralen Gedenkstunde des Landes Mecklenburg-Vorpommern zum Volkstrauertag am heutigen Sonntag (17. November) Vormittag in Stralsund erinnerte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit daran,„dass immer noch Krieg und Gewalt an vielen Orten unserer Welt den Alltag bestimmen."
Gleichzeitig verwies der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) auf die Hoffnung der Christen: „Es ist gewiss, das nicht Leid und Tod das letzte Wort behalten, sondern Gott.“ Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier, Vorsitzender des Landesverbands des Bundes deutscher Kriegsgräberfürsorge, gedachte der Toten der zwei Weltkriege.
Bischof Abromeit erinnerte an den ersten Bombenangriff auf die vorpommersche Kleinstadt Anklam vor 70 Jahren, dem bis Kriegsende noch drei weitere folgen sollten. Als aktuelle Beispiele für Krieg, Gewalt und Unrecht nannte er die Not der Menschen in Syrien, Ägypten und Somalia und die Situation der Flüchtlinge in Lampedusa und Hamburg. Abromeit betonte, wie wichtig der Volkstrauertag auch heute noch sei: „Der Schrecken des Krieges sitzt den meisten von uns nicht mehr direkt im Nacken. Wir kennen ihn aus der Geschichte und aus den Nachrichten. Umso wichtiger ist es, dass wir dem Seufzen über das Leid, das Menschen einander zufügen, Raum geben.“
Allerdings dürfe man nicht bei der Klage über Krieg und Gewalt stehenbleiben. Der Greifswalder Bischof: „Die Kultur unseres Gedenkens, der Einsatz für Versöhnung zwischen den Völkern, das Pochen auf Gerechtigkeit, alles das ist unverzichtbar. Denn wo dies geschieht, da besteht Hoffnung, dass Gewalt eingedämmt und Frieden möglich wird. Die Arbeit des Volksbundes hat sich dieser doppelten Aufgabe zwischen Seufzen und Hoffen gewidmet.“
Den Mut, sich vom Bösen nicht einschüchtern zu lassen und die Kraft, gegen Unrecht anzugehen, bezögen Christen aus ihrem Glauben. „Die persönliche Beziehung zu Jesus Christus macht Menschen frei, sich dem Bösen nicht zu beugen. Aus so einem Glauben erwächst Widerstandskraft. Sie ist ein Ausdruck der Freiheit der Kinder Gottes“, so Abromeit bei seiner Ansprache im Löwenschen Saal des Stralsunder Rathauses. Gläubige Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus wie James Graf von Moltke oder Dietrich Bonhoeffer (beide kurz vor Kriegsende von den Nazis ermordet), seien heute Vorbilder dafür: „Es ist eine Freiheit, auch Alternativen zu durchdenken und anzugehen. Veränderung zu Frieden und Gerechtigkeit sind möglich.“