Naw-Rúz Fest der Bahá´í-Gemeinden
20. März 2016
Grußwort anlässlich des Naw-Rúz Fest 2016 der Bahá´í-Gemeinden Hamburg
Liebe Schwestern und Brüder der der Bahá´í Gemeinden,
mit Freude grüße ich Sie als Vertreterin der evangelischen Nordkirche und zuvorderst als Vorsitzende des Interreligiösen Forums zu Ihrem Naw-Rúz Fest – diese Neujahrsfeier ist ein prächtiger Anlass, nicht nur von Herzen Segenskraft für Ihre Gemeinschaft zu wünschen, sondern auch sich für das Miteinander der Religionen zum Wohle der Stadt!
Hier ist in den letzten 15 Jahren viel zusammen gewachsen – bei allen Unterschieden unserer Religionen ist es eine besondere Geschwisterschar, die sich da regelmäßig zusammen findet, um immer wieder für unsere Stadt Zeichen des Friedens zu setzen. Dabei gab es etliche Höhepunkte – 2013 der Kirchentag. Und gemeinsame Friedensgebete. Und natürlich die Internationale Gartenschau ….
Dass wir einen bunten Strauß an Aktivitäten entfaltet haben, gerade auch in gemeinsamer Verantwortung, hat mich veranlasst zu Ihrem heutigen Fest – sozusagen als Blüten des Gartens der Einheit – einige mitzubringen darin viel Segen und Harmonie zu wünschen.
Segen ist Glückswunsch – Wunsch für ein Glück, das aus Gnade erwächst. Und es gibt dazu ein schönes Sprichwort: „Glücklich der Mensch, der sich auf die Kunst versteht, die Blumen in Reichweite zu einem Strauß zu binden.“
Die Blumen in Reichweite – dieser kleine Blumenstrauß erzählt von meinen Segens- und Glückwünschen, die ich Euch und Ihnen für Ihr persönliches Leben, besonders aber heute für die Zukunft Ihrer Gemeinschaft mitgeben möchte.
Da ist zunächst die Gerbera. Sie mag ich besonders, denn sie hat eine Mitte, zu der alles hingeht und von der alles ausstrahlt. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie innerlich eine Mitte finden, zu der alles hingeht, und von der aus man strahlen kann. Diese Mitte ist für viele die Familie, für andere die große Liebe des Lebens, für wieder andere ist es der Glaube. Sie kann aber auch ein Projekt oder eine Vision sein, die uns vorantreibt. Das größte Projekt, das ich kenne, ist das Reich Gottes. Jesus sagt von ihm: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen.“ Heißt: Dort, wo wir empfindsam sind für Ungerechtigkeit und Leiden, für die immer größere Armut in dieser Stadt, dort, wo wir wachsam sind für die Sorgen, die Kinder wie Erwachsene tragen und dort, wo wir uns unerschrocken für sie einsetzen – dort hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut.
Das geht nicht ohne einen verbindenden Geist. Dafür steht meine Teamblume, das Löwenmäulchen. Sie zeigt, dass wir viele Blüten treiben. Kleine, große, manchmal auch sehr individuelle. Und sie zeigt, dass wir gemeinsam eine prächtige Wirkung erzielen, denn alle hängen wir an einem Stamm.
Dass das natürlich nicht immer so einfach ist, wie sich´s anhört, brauche ich ja keinem hier zu sagen. Und gerade, wenn etwas anfängt wie ein Neues Jahr, aber auch wenn man große Herausforderungen hat wie jetzt und mehr Fragen da sind als Antworten, dann entsteht Nervosität. Wie bei den Blütenblättern der Ranunkel hier, bei der man nie genau weiß, wo das eine Blatt anfängt und das andere aufhört. So ist es ja wie im richtigen Leben: man weiß oft nicht, wo die eine Kultur aufhört und die nächste anfängt. Und doch sieht sie im Gesamten schön aus, die Blüte, das Unegale gebiert Harmonie!
Diese Kalla hier ist ganz Ohr. Es gibt so viele, die unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und unsere Sensibilität brauchen. Die weiße Kalla ist Hellhörigkeit selbst. Denn nur ein offenes Ohr öffnet Herzen und weitet den Horizont. Nur so hört man auch die Nöte derer, die keine Worte mehr finden. Denn – hätte ich eine Vergissmeinnicht bekommen, hätte ich sinniert, dass es auch eine Blume geben müsste, die heißt: Erinner‘ mich nicht… Wie viele kämpfen mit schwerer Erinnerung, sind verstummt in Trauer, Verlorenheit, Überforderung. Kinder schon, junge Mütter, alte Menschen, Flüchtlinge und andere, die sich nach Obdach sehnen, so viele haben ein ganz eigenes Lebenspäckchen auf dem Buckel.
Deshalb die rote Rose: Und die steht, natürlich!, für die Liebe. Denn alle verbindet doch letztlich die Botschaft, dass die Liebe es ist, die uns lebendig hält. Aus lauter Liebe werden wir geboren, und – so Gott will – von ihr begleitet, werden wir auch von dieser Erde gehen. Die Liebe ist das Erste und das Letzte, ist in unserem Leben das A und das O. Und sie braucht uns, die Liebe, wird sie doch größer, wenn man sie teilt. Und deshalb gibt es auch gleich drei kleine rosenrote Rosen, die sich zur großen dazu gesellen.
Der ganze Strauß schließlich wäre nun gar nichts ohne das Grün und die Gräser, die überall hindurch scheinen. Sie stehen für den Segen Gottes, der unser ganzes Dasein durchwirkt. Nicht nur die Blüten des Glücks, Gott selbst ist in Reichweite. Darauf können wir bauen. In unserem Lebenshaus und unter dem Dach der Religion. Na denn, worauf warten wir: Gehen wir voller Hoffnung dem Neuen entgegen und bekennen, was uns trägt im Glauben. Ich wünsche Ihnen ein frohes Naw-Rúz und danke Ihnen.