„So viel mehr als das, was am Sonntagmorgen passiert“

Nordkirche feiert den „Tag der Fördervereine“

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt beim Tag der Fördervereine
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt beim Tag der Fördervereine© Annelie Haack, Nordkirche

26. Juni 2022 von Christian Kahlstorff

Eine Portion Stolz schwingt mit, wenn Pastor Detlef Huckfeldt über seine St. Thomas Kirche spricht. Und damit ist ausnahmsweise nicht das Gebäude mit dem berühmten Mühlenaltar gemeint, sondern die Mitglieder. „Davon träumt jeder Pastor“, beschreibt Huckfeldt das Engagement und die Treue seiner drei Gemeinden.

So kommt es, dass ausgerechnet die gastgebende Gemeinde Tribsees für den 21. „Tag der Kirchenbau-Fördervereine“ keine eigene Förderinitiative hat. „Hier funktioniert das hervorragend“, erläutert der Pastor mit Verweis auf einen aktiven Gemeinderat. In seinen anderen zwei Gemeinden Kirch Baggendorf und Rolofshagen ist dies keine Selbstverständlichkeit. Dort ist Huckfeldt glücklich, Menschen zu haben, die sich ehrenamtlich dem Erhalt oder im Falle von Rolofshagen der Pflege der Kirchenräume oder Ruinen verschrieben haben. Unter daher ist Tribsees genau der richtige Gastgeber für diesen Tag.

Gut 60 Teilnehmende haben sich an diesem Sonnabend in der St. Thomas Kirche versammelt. 2021 hatte der Tag aufgrund der Pandemie ausfallen müssen. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt dankt den Anwesenden zu Auftakt stellvertretend für alle Mitglieder für ihr langfristiges und leidenschaftliches Engagement. Ein Großteil der rund 1.100 Dorf- und Stadtkirchen Mecklenburg-Vorpommerns wird durch Fördervereine gestützt, von denen es mittlerweile etwa 200 gibt.

Um es mit der Symbolik des Mühlenaltars zu sagen: Sie schenken säckeweise Zeit für lebendige Kirchengebäude! Sie öffnen und gestalten Räume, Sie bringen Menschen zusammen, die sonst nicht in eine Kirche gehen würden, Sie suchen und gewinnen Menschen, die Gott sei Dank nicht nur säckeweise Zeit, sondern auch säckeweise Geld freigeben, um einzigartige architektonische Kunstwerke für die Zukunft zu retten, 

hob die Landesbischöfin mit Bezug auf den bekannten Mühlenaltar der Kirche aus dem 15. Jahrhundert hervor.

Dieser Altar ist zudem ein zentraler Teil des Hauptvortrags durch Dr. Maria Pulkenat und Kersten J. Koepke unter dem Titel „Der Kirchenraum und seine Botschaft“. Auch Pulkenat lobt den Enthusiasmus der Fördervereine ausdrücklich. Sie möchte den Mitgliedern Anregungen geben, wie Kirchenräume noch aktiver an Interessierte zu vermitteln sind. Ein praktisches Beispiel gibt Pulkenat den Teilnehmenden mit in die Mittagspause: Detailaufnahmen des Mühlenaltars auf kleinen Kärtchen laden jeden Anwesenden individuell dazu ein, „sein“ Bild auf dem Altar zu suchen. „So können Menschen den Altar für sich selbst entdecken – ganz praktisch. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie man Interesse wecken kann“, hofft die Leiterin des Bereichs Erwachsenenbildung in der Kirche.

Ihre Hoffnung trügt nicht: Sogleich machen sie die Fördermitglieder auf die Suche; es entstehen Momente des Entdeckens und der Diskussion. Ganz so wünscht es sich Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt:

Sehen, Wahrnehmen, Staunen! Das sind elementare Erfahrungen, die Menschen beflügeln und begeistern – auch in einer Kirche. Hier in der St. Thomas Kirche in Tribsees begeistert mich zum Beispiel der Anblick dieses prächtigen Altars. Er stammt aus einer Zeit, in der nur wenige und privilegierte Menschen lesen und schreiben konnten. Darum predigt dieser Altar auch selbst. Anschaulich und farbenfroh illustriert er die wichtigsten Geschichten in der Bibel. Das allein ist eine didaktische Meisterleistung.

Diese und zahllose weitere Gebäude würden durch das Engagement der Fördervereine erhalten und weiterentwickelt, ist Kühnbaum-Schmidt überzeugt. „So lerne ich in dieser Kirche beim bloßen Anblick dieses Altars: Dankbarkeit. Das ist das Gefühl, mit dem ich diesen Altar betrachte. Für das, was er mit sagt. Für die Menschen, die diesen Altar und diese Kirche über Jahrhunderte erhalten haben.“

Nicht vergessen möchte die Landesbischöfin jedoch auch die Rolle der Kirchen in der Wendezeit: „Dort waren Kirchen die ersten Räume, in denen Menschen ihre Meinung öffentlich sagen konnten“,hebt Kühnbaum-Schmidt hervor.

Dass auch heute noch Kirchen ein Ort der Begegnung, der Kultur und der Gemeinschaft sein können, berichtet an diesem Tag Vera Bäßmann. Ihr Förderverein „Lieper Winkel“ bewahrt gleich drei Gotteshäuser auf Usedom vor dem Verfall. Mit leidenschaftlichen Aktionen sammeln die Mitglieder Spendengelder. Da bringt ein Klassiker wie ein Kuchenverkauf über das Jahr schon einmal 1.500 Euro ein, so Bäßmann. Der Förderverein „Nikolaikirche Pasewalk“ präsentiert seine Arbeit in einem Film. 40 Teilnehmende lädt Pastor Huckfeldt am Nachmittag zu einem Ortsbesuch in seiner Gemeinde „Kirch Baggendorf“ ein. „Das ist einfach eine gute Gelegenheit, die Arbeit so vieler Helferinnen und Helfer zu präsentieren“, freut sich Huckfeldt zu Abschluss und verweist auf die Flüchtlingshilfe der Kirchgemeinde Tribsees für Menschen aus der Ukraine. Es sei halt immer etwas zu tun, so Huckfeldt. Kirche sei eben nicht nur das, was am Sonntagmorgen passiere, sondern so viel mehr. Auch und ganz sicher aufgrund der Leidenschaft der Kirchenbau-Fördervereine in Mecklenburg-Vorpommern.

2023 können die sich das nächste mal feiern lassen: Am 17. Juni 2023 ist in Sülfeld bei Bad Oldesloe der nächste „Tag der Fördervereine“.

Datum
26.06.2022
Quelle
Nordkirche
Von
Christian Kahlstorff
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