Positives Resümee des Bischofs über Reihe der Kanzelreden im Schleswiger Dom

Gottesdienst mit Thomas Losse-Müller als letzter Kanzelredner

03. April 2022 von Antje Wendt

Schleswig. In den zurückliegenden Wochen hielten vier Spitzenkandidaten und eine Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein auf Einladung von Bischof Gothart Magaard, Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), eine Kanzelrede im Schleswiger Dom. Als letzter in der Reihe sprach Thomas Losse-Müller (SPD) im Gottesdienst am heutigen Sonntag Judica (3. April) über eine der, wie er sagte, herausforderndsten und schwierigsten Erzählungen der Bibel: „Eli, eli, lema sabachtani? - Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“.

Für seine Kanzelrede hatte der SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller diese  nach der Überlieferung des Evangelisten Matthäus letzten Worte Jesu am Kreuz ausgesucht. Der Spitzenkandidat erläuterte, dass ihn diese Bibelstelle immer erleichtert habe, weil sie ihm ermöglicht habe, die Widersprüche unserer Welt zu ertragen. „Unsere Zukunft“, so der Spitzenkandidat weiter, „werden wir nicht mit einfachen Erlösungshoffnungen gestalten können. Wir müssen die Kraft haben, die Widersprüche und Konflikte, die in den Dingen liegen, anzuerkennen. Wir müssen uns unserer eigenen Begrenztheit gewahr sein. Das ist schwer, aber es macht uns handlungsfähig.“

"Wir haben es uns zu einfach gemacht"

Mit einem Blick auf die zurückliegenden Jahrzehnte resümierte Losse-Müller: „Wir haben es uns zu einfach gemacht. Und dahinter stand oft die Hoffnung auf einfache Erlösung, auf einen einfachen Weg zu Erfüllung, Frieden, Geborgenheit und Glück“. Jetzt würden wir mit dem Krieg in Europa, der Klimakrise, dem demografischen Wandel und dem Auseinanderdriften unserer Gesellschaft in einer Zeit großer Herausforderungen leben und müssten Fragen von einer Tiefe und Grundsätzlichkeit beantworten, auf die wir nur schlecht vorbereitet seien.

Besonders mit Blick auf den Klimaschutz aber auch auf die Modernisierung der Gesellschaft und der Wirtschaft machte Losse-Müller deutlich, dass der Wandel und Umbau viel Geld und viel Mühe kosten werde. Dieses werde nur gehen, wenn es eine ehrliche Politik gäbe und die Men

Besonders mit Blick auf den Klimaschutz aber auch auf die Modernisierung der Gesellschaft und der Wirtschaft machte Losse-Müller deutlich, dass der Wandel und Umbau viel Geld und viel Mühe kosten werde. Dieses werde nur gehen, wenn es eine ehrliche Politik gäbe und die Menschen der Politik auf diesem Weg vertrauen würden. „Und wir brauchen Solidarität und Nächstenliebe, denn wir werden alles verlieren, wenn wir nicht füreinander da sind.“ Es sei, schloss Losse-Müller, unser aller Glück, dass wir mit den Widersprüchen und Konflikten unseres Lebens umgehen können und dabei auf Gottes Segen hoffen dürften.

Die Fragen, die dem Spitzenkandidaten im Anschluss gestellt wurden, bezogen sich beispielsweise darauf, ob es gerecht sei, dass wir jetzt viele Schulden machen würden, die wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Losse-Müllers Antwort darauf war eindeutig: „Wer werden es nicht schaffen, unseren Nachkommen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, wenn wir jetzt nicht entsprechend in nachhaltige Technologien wie Windkraft oder Sonnenenergie investieren“. Dem Kanzelredner war es dabei besonders wichtig, auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu verweisen. „Wir brauche eine gemeinsame Idee oder Vision“. Dabei setzt er auf eine Gesellschaft, die von allen getragen wird und in der nicht nur einzelnen profitieren.

Auch der Krieg spielte in den Fragen der Gottesdienstbesucherinnen und –besuchern eine Rolle. Losse-Müller verdeutlichte, dass wir als Land in der Lage sein müssten, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen. „ Ich halte es für nötig, dass wir gerüstet sind, ohne die Waffen einzusetzen. Der Einsatz der Waffen ist immer das letzte Mittel“.  Weiterhin gelte es, das Gespräch zu suchen, denn es werde keine Abkürzung zum Frieden geben.

Positives Fazit über die Veranstaltungsreihe

Bischof Gothart Magaard zog am Ende der Reihe ein positives Fazit: „Über 1250 Menschen sind an den zurückliegenden Wochenenden unserer Einladung zu den Kanzelrede-Gottesdiensten nachgekommen, viele weitere haben auch den Live-Stream im Internet verfolgt. Und zahlreiche  der Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit genutzt, vor Ort Fragen an die Spitzenkandidaten und die Spitzenkandidatin zum Inhalt ihrer Rede zu stellen“.

Er fuhr fort: „In ihren Kanzelreden haben die Politiker bzw. die Politikerin ihr selbstgewähltes Bibelwort aus ihrer eigenen Erfahrung heraus ausgelegt. Auch den persönlichen Blick zuzulassen und Unsicherheiten oder Spannungen genauso zu beschreiben  wie auch Hoffnungen und Erwartungen, war allen Kanzelreden gemeinsam. In allen Kanzelreden war der Krieg in der Ukraine mit allen seinen Folgen sehr präsent.  Bei allen Unterschieden der Kanzelreden wurde erkennbar, dass im Ringen um ethisch begründete politische Antworten die Bibel und die christliche Hoffnung wichtige Bezugspunkte sind. Ich freue mich, dass wir in  dieser Reihe Politikerinnen und Politiker nachdenklich, dialogbereit und respektvoll erlebt haben und damit auch die Lebendigkeit unserer freiheitlichen demokratischen Kultur.“

Der Gottesdienst wurde von Bischof Gothart Magaard und Propst Helgo Jacobs (Kirchenkreis Schleswig-Flensburg) gestaltet. Die musikalische Begleitung trugen Domkantorin Mahela T. Reichstatt und das Ensemble Vivoci bei.

Die Kanzelredner/die Kanzelrednerin

Als Kanzelredner bzw. –rednerin sind die Spitzenkandidaten Dr. Bernd Buchholz (FDP, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein), Monika Heinold (Bündnis 90/Die Grünen, Finanzministerin des Landes Schleswig-Holstein), Lars Harms (SSW, Vorsitzender des SSW im Landtag von Schleswig-Holstein), Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Thomas Losse-Müller (SPD) im Schleswiger Dom aufgetreten.
Alle Gottesdienste können nachträglich über den YouTube-Kanal der Nordkirche angeschaut werden.

 

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