Reformationsempfang der Nordkirche in Züssow

Praktische Nächstenliebe: Kirche und Diakonie als Partnerinnen im Sozialbereich

Ministerin Bettina Martin und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt freuen sich mit Elke König
Ministerin Bettina Martin und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt freuen sich mit Elke König© Annette Klinkhardt/Nordkirche

31. Oktober 2022 von Annette Klinkhardt

Züssow (akl). Kirche und Diakonie als verlässliche Partnerinnen im Sozialbereich standen beim heutigen (31. Oktober) Reformationsempfang der Nordkirche in Züssow bei Greifswald im Fokus. Unter dem biblischen Motto „Selig sind die Barmherzigen“ feierte die Nordkirche den Reformationstag mit rund 100 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur mit einem Gottesdienst in der Dorfkirche und einem Empfang im Wichernhaus der Pommerschen Diakonie.

Die Greifswalderin Elke König erhielt für ihr jahrzehntelanges Engagement in verschiedenen Kirchenparlamenten die Bugenhagenmedaille. Es sprachen Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Bettina Martin, die MV-Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, Diakonie-Landespastor Paul Philipps und die Künstlerin Claudia-Lohse Jarchow.

Bischof Jeremias: Einsatz für die Schwachen nicht an Sozialsystem delegieren

Bischof Tilman Jeremias predigte über das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, eine der bekanntesten biblischen Erzählungen und, wie der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern sagte, „so etwas wie die Gründungsurkunde der Diakonie“: Ein Ausländer aus Samaria kümmert sich hingebungsvoll um das schwerverletzte Opfer eines Überfalls, an dem andere schon vorbeigegangen sind, unter ihnen auch die Geistlichkeit.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern sagte: „Mein Wunsch und Gebet ist, dass wir den Einsatz für die Schwächsten nicht einfach an die unsere Profis im Sozialsystem delegieren. Sondern allesamt zu Menschen werden, die sich wie der Samariter anrühren lassen von den Sorgen, Lasten und Problemen anderer Menschen und im Geist Jesu zupacken und helfen. Und gleichzeitig auf der gesellschaftlichen Ebene Bedingungen in unserem reichen Land schaffen, die ein Leben in Würde und in Teilhabe für alle ermöglichen.“

Ein großartiges Team: Johannes Bugenhagen und Elke König

Gemeinsam mit der Präses der Landessynode Ulrike Hillmann und dem Demminer Propst Gerd Panknin überreichte er Elke König die Bugenhagenmedaille, so genannt nach dem Reformator des Nordens und engen Weggefährten von Martin Luther.

Präses Ulrike Hillmann sagte: „Johannes Bugenhagen hat wie Elke König seine Laufbahn begonnen als Lehrer und Pädagoge. Bildung war für ihn der Schlüssel für das Gelingen der Reformation und für das gedeihliche Miteinander der Menschen in den Städten, die sich ihr anschlossen. Elke Königs große pädagogische Erfahrung kommt uns im Präsidium der Landessynode sehr zu gute. Sie vermag mit pädagogischem Geschick zu leiten und zu lenken – gleichzeitig freundlich und klar, offen und orientiert an guten gemeinsamen Lösungen und mit dem Ziel fairer, gleichberechtigter Entscheidungsprozesse". Sie schloss, an Elke König gerichtet: "Johannes Bugenhagen und Du, Ihr wäret ein großartiges Team gewesen.“

Landesbischöfin: Nordkirche ist verlässliche Partnerin für die, die Hilfe brauchen

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt bezog sich in ihrer Ansprache auf den besonderen Ort der Veranstaltung: Die Züssower Diakonie entstand 1945 als Fortführung der Züllchower Anstalten. 1831 als „Rettungshaus“ für benachteiligte Kinder gegründet, gehörte diese bei Stettin gelegene Anstalt zu den ältesten diakonischen Einrichtungen Deutschlands.

Die Landesbischöfin sagte zu den Motiven, aus denen heraus im 19. Jahrhundert auch die Gefängnisseelsorge oder die Seemannsmission entstanden: „Keine fremde und ferne Botschaft sollte das Evangelium von Jesus Christus sein. Sondern konkret erfahrbar sollte werden, was es heißt, dass Gott die Hungrigen satt machen will und denen, die nach Hilfe und Gerechtigkeit suchen, Recht verschaffen will. Verlässlich und partnerschaftlich, aus dem Geist der Nächstenliebe heraus sollte Kirche an der Seite aller stehen, die Hilfe und Unterstützung suchen.“

Dies sei bis heute so: „Dabei sind wir als Kirchen verlässliche Partner –sowohl ganz konkret im Lebensalltag einzelner Menschen als auch gesamtgesellschaftlich im Sozialbereich. Gerade gegenwärtig ist diese verlässliche Partnerschaft von großer Bedeutung. Kirchen und Kommunen entdecken einander als verlässliche Partner in der Gründung von Schulen, Kindertagesstätten oder der gemeinsamen Trägerschaft von Kultur- und Bildungseinrichtungen.“

Claudia Lohse-Jarchow: Diakonisches Gefälle

Die Greifswalderin Claudia Lohse Jarchow lebt seit ihrer Kindheit mit einer fortschreitenden Muskelerkrankung und engagiert sich für Barrierefreiheit insbesondere im Raum der Kirche. „In der Geschichte unserer Kirche hat die barmherzige Hingabe zu bedürftigen Menschen immer eine Rolle gespielt und das ist richtig so. Die Fähigkeit von sich selbst abzusehen und das Wohl des Nächsten in den Blick zu nehmen, steht uns allen gut zu Gesicht“, sagte sie. Allerdings dürfe Kirche dabei nicht stehen bleiben: „In dieser Dimension erliegen wir dem diakonischen Gefälle, das starr von denen ausgeht, die bedürftig sind – und es bleiben – und auf der anderen Seite ein Bild aufbaut von uns als christlicher Kirche: heilsbringend, kompetent, mit der Lizenz, sich zu kümmern.“

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Claudia Lohse-Jarchow engagiert sich für Teilhabe und Teilgabe© Annette Klinkhardt/Nordkirche

Die Rollstuhlrampe allein tut es nicht

„Teilgabe“ statt „Teilhabe“ forderte Claudia Lohse-Jarchow: „Die tradierte diakonische Sichtweise erschwert es, sich Menschen mit Behinderung im Kirchengemeinderat, auf der Kanzel, als Lehrerinnen an der konfessionellen Schule oder als Chormitglied zu denken. Die Rollstuhlrampe allein tut es nicht. Wenn wir es wagen, gute Möglichkeiten der Teilgabe für alle Menschen mit ihren verschiedenen Begabungen und Bedürfnissen zu schaffen, kommen wir dem Evangelium ein ganzes Stück näher und werden der Vielfalt der Schöpfung um einiges gerechter.“

Diakonie-Landespastor: Eine diakonische Kirche hört Menschen zu

Diese Perspektive vertrat auch der Landespastor für Diakonie Paul Philipps: „Was wir als Kirche zu sagen haben, empfangen wir aus dem Hören – dem Hören auf die biblische Überlieferung und dem Hören auf die Resonanz bei den Menschen. Wir bringen nicht einfach sozialdiakonische Angebote zu den Menschen: Wir gehen hin, wir hören zu, wir stärken die eigenen Ressourcen der Menschen vor Ort – das ist unsere Vorstellung davon, mit den Menschen, mit Partnerinnen und Partnern aus Zivilgesellschaft und Kommune das Gemeinwesen als einen Raum gesellschaftlicher Teilhabe für alle zu gestalten.“

Ein diakonisches Engagement, das Hilfe nicht einfach überstülpe, sei im gegenwärtigen Wandlungsprozess der Gesellschaft wichtig: „Hingehen und Hinhören stärkt die Menschen, denen zugehört wird, in ihrer Selbstwahrnehmung und in ihrer Selbstkompetenz. Und eine zuhörende diakonische Kirche wird ihrerseits gestärkt und bereichert aus diesen Begegnungen hervorgehen – Begegnungen, von denen die Bibel erzählt, dass wir es darin mit Gott zu tun bekommen.“

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