Predigt im Greifbar-Gottesdienst am 3. Advent (13.12.2009) in der Mensa in Greifswald von Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
13. Dezember 2009
Sind Sie ein Weihnachtstyp? Wahrscheinlich schon, sonst wären Sie heute nicht hier. Sie möchten ja wissen, was es mit Weihnachten auf sich hat und warum wir in unserer abendländisch-christlichen Kultur uns auf die Feier dieses Festes einstellen mit einer langen Vorbereitungszeit, die wir Advent nennen. In der Zeitung war nun gerade zu lesen, dass 20 % der Bevölkerung Weihnachten lieber abschaffen möchten: Zu viel Hektik, zu viel Stress und am Ende doch nur Streit und Enttäuschung. Auf der anderen Seite: Die große Mehrheit freut sich auf Weihnachten, möchte Weihnachten bewusst feiern und auf keinen Fall darauf verzichten. Und zu Weihnachten gehört eine besondere Dekoration, eine außergewöhnliche Beleuchtung der Wohnungen und Straßen dazu.
Zusätzlich gibt es immer wieder Veranstaltungen, die als „Nacht der tausend Lichter“ veranstaltet werden. In dieser dunklen Jahreszeit, die bei uns hier im Norden noch länger währt als in anderen Teilen Deutschlands, tut uns eine festliche Beleuchtung gut. Wer in dieser Zeit des Jahres abends hier in die Innenstadt Greifswalds kommt, der staunt über die vielfache künstliche Beleuchtung. Irgendwie setzen diese tausend Lichter einen anderen Akzent. Wenn es bei uns zurzeit mehr als 16 Stunden des 24-Stunden-Tages dunkel ist, dann kann einen das schon aufs Gemüt schlagen. Mir persönlich geht es so, dass ich das bis Neujahr meistens noch ganz gut aushalte. Aber danach lechze ich nach Licht und Wärme und fiebere dem Frühjahr entgegen. Es gibt sogar die These, dass die große Zahl von Schwermütigen und Alkoholikern in den Ländern rings um die Ostsee davon herrührt, dass diese Menschen die lange Zeit der Dunkelheit einfach nicht aushalten können. Andererseits kann die äußere Dunkelheit allein viele Probleme, die die Menschen haben, auch nicht erklären.
Nehmen wir zum Beispiel Sven und seine Mutter Gerda, von denen in der gerade gespielten Szene die Rede war. Da gibt es auch eine Art von Dunkelheit, die aber nicht von Außen, sondern eher von Innen kommt. Was ist es, was Svens Mutter so kaufsüchtig macht? Gerda hat in ihrem Leben viel mitgemacht. Andere haben sie verletzt, ihre Partnerschaft war schon kurz nach dem Beginn ihrer Schwangerschaft in die Brüche gegangen. Allein erziehend musste sie sich durch das Leben schlagen. Vielleicht hat sie in ihrer Kindheit schon Gewalt erfahren. Wer will es ihr verübeln, dass sie nun einmal ihr Leben auch ein klein wenig verschönern möchte durch den Kauf von Dingen, die sie nicht bezahlen kann. Dahinter steckt doch die Sehnsucht: Wenn ich dieses oder jenes habe, dann erfahre ich etwas Glück. Der Sohn, Sven, steht zu ihr. Schon oft hat er, selber Student und nicht gerade vermögend, für die Kaufrechnungen seiner Mutter einstehen müssen. Aber irgendwann einmal kommt auch eine Grenze. Irgendwann ist es genug. Dann geht es nicht mehr.
Menschen mit einer solchen psychischen Krankheit sind in dieser Jahreszeit besonders betroffen. Kaufsucht ist eine von vielen Methoden, die es gibt, eine innere Leere zu füllen. Kauf dir was, dann bist du was. Schon 1983 hat Herbert Grönemeyer von der Gefahr gesungen, sich selbst durch Kaufrausch zu bedröhnen:
„Ich kauf mir was, Kaufen macht soviel Spaß.
Ich könnte ständig kaufen gehen. Kaufen ist wunderschön.
Ich kauf, ich kauf, was ist egal.
Ich kauf mir was.“
Man redet heute schon von einer neuen Religion im Zeitalter der Massenprodukte. Man nennt sie Konsumismus. Wer versucht, sein Leben zu füllen, es reich zu machen dadurch, dass er sich etwas kauft, der ist Anhänger dieser neuen Religionsrichtung. Ich kauf mir was, also bin ich was. Jede Religion stellt die Frage: „Woher erwartest du dir die Erfüllung in deinem Leben?“
Traditionelle Religionen erwarten die Einhaltung von bestimmten Regeln und Gesetzen. Jeder, der diese erfüllt, kann dann mit Gott und sich im Reinen sein und sagen: Ich habe alles getan, was von mir gefordert wurde, ich liege schon richtig.
Der christliche Glaube signalisiert etwas anderes. Er sagt uns: „Du kannst dein Leben nicht mit der Einhaltung von bestimmten Regeln und Gesetzen füllen und deine Sehnsucht wird nicht durch Materielles gestillt. Nur, wenn du im Einklang mit Gott lebst, wie er sich in Jesus Christus gezeigt hat, dann bist du mit dir im Reinen. Wenn du diesen Gott hast, dann hast du genug.“
Lassen Sie uns zuerst darüber nachdenken, was es 1. auf sich hat mit den tausend Lichtern, die wir Menschen anzünden, und dann 2. mit dem einen Licht, das mit Jesus gekommen ist, und schließlich 3. darüber, was dieses eine Licht mit uns macht.
I. Es gibt tausend Lichter – und es bleibt doch Nacht
Wie kann man so denken? Wie kann man alles beiseite legen, was der Mensch an Möglichkeiten in seinem Verhalten und in dem Genuss von Dingen hat und sagen: Alles das reicht nicht, um Erfüllung im Leben zu finden. Du kannst es versuchen, aber weder wenn du dich bemühst, nach den richtigen Regeln zu leben, noch wenn du dir etwas Schönes kaufst, wirst du auf Dauer zufrieden sein, sondern nur dann, wenn du um die Essen und Trinken, Sex und Genuss, Arbeiten und Verdienen übersteigende Dimensionen des Lebens weißt, wirst du Erfüllung finden. Warum ist das so? Weil wir unser Leben nicht selber gemacht haben, sondern es von Gott geschaffen worden ist und er uns so gemacht hat, das - wie Augustin es gesagt hat – unsere Seele unruhig ist, bis sie Ruhe findet in Gott. Der alttestamentliche Prediger drückt es so aus: „Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ (Prediger 3, 11). In jedem Menschen schlummert die Erinnerung an Gott. Wir sind nur nicht in der Lage, sie allein wieder zu erwecken. Wir wissen: Da muss es noch mehr geben, als nur zu existieren, zu schlafen und zu essen, zu arbeiten und sich zu amüsieren. Aber wir können diese Erinnerung an das Mehr von uns aus nicht verdichten, wir brauchen Aufklärung über die Ewigkeit, die uns ins Herz gelegt ist. Die Versuche, die Leere im Leben zu füllen, sind wohl so zahlreich, wie die Menschen, die über diese Erde gehen. So versucht jeder, in seinem Leben ein Licht anzuzünden. Damit es doch etwas hell wird im Leben und die Leere und die Finsternis weichen möge.
Jeder versucht auf seine Weise ein kleines Licht anzuzünden und merkt schnell, dass es doch dunkel bleibt. Allerdings hat es im letzten Jahrhundert auch große, kollektive Versuche gegeben, es hell zu machen, und doch hat es nicht zu einer Summierung vieler Lichter geführt, sondern eher zu einer Addition von Dunkelheit. Unter dem Vorwand, Gerechtigkeit und gleiche Verhältnisse für alle einzuführen, etablierte sich im Osten Deutschlands und im östlichen Teil Europas das System des real existierenden Sozialismus. Gerade hat die Schriftstellerin Herta Müller, die selbst in Deutschland bisher ziemlich unbekannt geblieben war, den Literaturnobelpreis bekommen. In einzigartiger Weise beschreibt sie die dunkle Fratze des real existierenden Sozialismus, die Kontrolle und Schikane durch den Sicherheitsdienst, der Menschen in diesem zwangskollektivierten System die Würde und die Freiheit nahm. In ihrem Fall war es die rumä-nische Securitate, die Terror ausübte gegen die, die es wagten, eigenständig zu denken. So ist das Werk von Herta Müller ein einziger Aufschrei gegen die Verbrechen kommunistischer totalitärer Staaten. Eigentlich war der Kommunismus ja ein Versuch, mit den Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten in dieser Welt ein Ende zu machen und durch den Ausgleich der materiellen Verhältnisse gleiche und gerechte Bedingungen für alle zu schaffen. Im Bild gesprochen, wollte der Kommunismus es eigentlich hell machen in dieser Welt, die von viel Dunkelheit, Ungerechtigkeit und Ungleichheit geprägt ist. Und doch wurde die Dunkelheit nur größer.
Wenn wir diesen Gottesdienst hier in dieser Mensa feiern, dann sind wir an einem Ort, der uns daran erinnert, wie auch hier in dieser Stadt ein Wechsel eingeleitet worden ist weg von einem autoritärem Zwangskollektivismus, der angewiesen war auf Staatssicherheit und Einschränkung der Freiheit hin zu einer freiheitlichen Gesellschaft. Deswegen wurde 1989 um Frieden gebetet und mit Kerzen in der Hand demonstriert. Dann traf man sich am „Runden Tisch“, der hier in dieser Mensa ab November 1989 tagte. Die Stasi musste gehen. Freiheit stellte sich ein. Der Mangel wurde behoben. Nun ist alles vorhanden. Und doch sind die Probleme geblieben. Wer sich damals wie heute auf das Materielle beschränkt, muss erleben, dass das Leben durch das, was ich mir nun kaufen kann, auch nicht gefüllt wird. Der Mensch mag sich tausend Lichter anzünden und doch wird es dadurch nicht hell. Offensichtlich sind die Ansätze, es in dieser Welt hell zu machen, gut gemeint, aber vielleicht deswegen auch nicht erfolgreich.
Immer wieder versucht der Mensch, seine Sehnsucht nach einem Überschuss des Lebens, seine Sehnsucht nach Licht, die Antwort auf seine Leerstelle im Herzen zu finden, und doch bleiben seine Versuche ergebnislos. Im alten Römischen Reich gab es eine große Anzahl von unterschiedlichen Göttern, die verehrt wurden. Alles waren Versuche, eine Antwort auf das Bedürfnis des Menschen nach diesem „Mehr“ zu finden. Doch die Menschen merkten das Ungenügen. Wenn es viele Götter gab, dann konnten diese auch gegeneinanderstehen und miteinander in Konkurrenz treten. Das Reich drohte auseinander zu fallen. Dann hat der römische Kaiser Aurelian (270 – 275) die Idee gehabt, das Fest der „unbesiegten Sonne“ (sol invictus) auf den 25. Dezember zu legen und diesen einen Gott als den zu deklarieren, der die Wahrheitsmomente in den vielen Göttern zusammenfasst. Überraschend schnell hat sich dann dieses Fest der Sonnenverehrung eingeführt. Bald trat die Bedeutung der vielen, unterschiedlichen Götter gegenüber diesem einen zurück. Das Römische Reich brauchte den Glauben an einen die auseinanderstrebenden Kräfte der verschiedenen Religionen, Kulturen und Menschen zusammenführenden Gott. Die Religion der unbesiegten Sonne griff dabei ebenfalls auf das Symbol des Lichtes und der Wärme zurück. Diese Religion gab der Erfahrung Ausdruck, dass es in dieser Welt zwar dunkel ist, dass aber in ihr eine unbesiegbare, starke Kraft waltet. Die Sonne ist unbesiegbar. 50 Jahre später konnte ein anderer römischer Kaiser, Kaiser Konstantin, daran anknüpfen und erklären: Der Glaube an den einen Gott ist wichtig und das Datum passt auch gut, aber der angebetete Gott ist falsch oder besser seine Erkenntnis noch unvollkommen. Das, was als Gott der unbesiegbaren Sonne bezeichnet wird, ist eigentlich Jesus Christus. Wir Menschen müssen nicht unsere Bedürfnisse zur Religion hochstilisieren, sondern wir dürfen von dem Kommen Gottes in diese Welt ausgehen. Wir müssen nicht unsere Wünsche in den Himmel projizieren, sondern Gott hat unsere Wünsche erfüllt, indem er in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist. Wir zünden tausend Lichter an und es wird doch nicht hell. Aber nicht die Masse macht es. Klasse ist eben mehr. Deswegen:
II. Das eine Licht, das diese Welt hell macht
Jesus Christus, dieser Lehrer, dieser Rabbi aus Israel, hat einmal zu seinen Leuten gesagt: „Ich bin das Licht dieser Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln. Er wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8, 12 - Basisbibel). Wenn Jesus von einem Licht für die ganze Welt redet, dann ist dieses Angebot ja unglaublich. Dieser Wanderprediger aus einem kleinen unbedeutenden Volk, der im Winkel der Weltgeschichte zu einer noch nicht einmal präzis zu bestimmenden Zeit gelebt und gelehrt hat, der sagt von sich, dass er die ganze Welt erleuchten kann. Wer dieser Lichtquelle folgt, für den sei die Dunkelheit aufgehoben. Er findet ein Licht, das sein ganzes Leben erfüllt. In Jesus Christus liegt die Erfüllung, auf die hin die Menschen unterwegs sind. Aber gerade als dieses Licht der Welt ist er übersehbar und verwechselbar. Das Besondere Jesu, seine Göttlichkeit, wird nicht bewiesen. Man kann sogar sagen: Gelänge der Beweis für die Göttlichkeit Jesu, dann wäre er es nicht. Es gehört zu der Einmaligkeit Jesu Christi, dass er Gott und Mensch zugleich ist. Er ist nicht nur Gott, der als solcher unter den Menschen in seiner Macht und Herrlichkeit unübersehbar wäre. Er ist auch Mensch, mit einer einmaligen menschlichen Biographie und von daher immer scheinbar auch austauschbar mit den Biographien anderer Menschen.
Es gibt hier in Greifswald ein Bild, das diese Besonderheit Jesu Christi, Gott in Menschengestalt zu sein, in künstlerisch eindrucksvoller Weise zum Ausdruck bringt. Im Pommerschen Landesmuseum, gerade zu Beginn der Gemäldegalerie, hängt ein Bild von Gerrit van Honthorst (1592 – 1656). Wer heute durch den Glas-Stahl-Gang vom Hauptgebäude des Pommerschen Landesmuseums aus zur Gemäldegalerie geht, läuft direkt auf dieses unglaublich eindringlich gemalte Bild zu. Nicht umsonst ist Honthorst, ein Zeitgenosse Rembrandts, mit diesem verwechselt worden. So hat auch ein Späterer, die Initialen Rembrandts auf dieses Gemälde gesetzt.
Das Spiel von Licht und Finsternis ist erstaunlich. Wir sehen vor uns die ganze zentrale Weihnachtsszene. Da sind zuerst einmal die Eltern Jesu: Links die noch als ein sehr junges Mädchen erkennbare Maria, rechts daneben der viel ältere Josef und auf der linken Seite vier Hirten. Alle sind offensichtlich fasziniert von dem Kind, das in der Mitte liegt und den neugeborenen Jesus in seinen ausgebreiteten Windeln zeigt. Ganz deutlich ist dieses Jesuskind die Mitte des Bildes. Das, was bei diesem Meisterwerk sofort ins Auge fällt, ist die Umkehrung der Lichtverhältnisse: Der neugeborene Jesus wird nicht beleuchtet, sondern er strahlt seine Umgebung an. Damit bringt der Maler zum Ausdruck: Der Mensch gewordene Gott bringt Licht in die Nacht der Welt. Der, der hier als kleines Kind in Windeln liegt und mit großen Augen in die Welt guckt, er ist es, der später von sich sagen wird: „Ich bin das Licht dieser Welt.“ Der Maler des 17. Jahrhunderts wendet einen Trick an. Indem er den neugeborenen Jesus von innen her leuchten lässt, versinnbildlicht er genau, was es heißt, dass eben dieser Mensch das Licht der Welt ist. Der Maler sagt damit: Dieser ist Gott in Menschengestalt. Der große Gott ist ein Kind geworden. Die Ewigkeit ist in die Zeit eingegangen. Wer sich ihm anschließt, wer ihm „folgt“, für den hebt sich in der Nähe Jesu die Dunkelheit auf. Er tappt nicht mehr im Dunkeln. Nein, das Licht des Lebens, die Erfüllung menschlichen Sehnens, ist in diesem Kind da.
Indem Kaiser Konstantin am gleichen Datum, an dem bisher der Gott der einen, unbesiegbaren Sonne verehrt wurde, am 25. Dezember, das Fest der Geburt Jesu Christi feiern lässt, sagt er den Menschen im Römischen Reich: Dieses verletzliche und hilflose Kind ist die Gestalt des unbesiegbaren Gottes. Nicht die unbesiegbare Sonne, deren Macht wir uns nur beugen können, füllt unser Leben, sondern dieses verletzliche Kind, das unsere Zuneigung und Liebe sucht. Nur dann, wenn unsere Augen die verborgene Herrlichkeit in Jesus Christus erkennen können, vermag dieses Kind unser Leben zu füllen.
III. Dunkelheit bleibt nicht dunkel
Dunkelheit bleibt nicht dunkel. Ohne Gott ist es in dieser Welt finster. Getrennt von Gott tappen wir im Dunkeln. Jesus sagt: „Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis.“ Der Bibeltext gebraucht hier die entschiedenste Form der Verneinung, die in der griechischen Sprache möglich ist. Auf keinen Fall, niemals. Unvorstellbar. Wer Jesus folgt, in dessen Leben gibt es keine Dunkelheit.
Was ist aber dann, wenn wir erleben, wie Menschen, die Jesus Christus nachfolgen, doch auch in ihrem Leben viel Dunkelheit und Finsternis erfahren müssen? Wir denken an die gute Freundin, die kürzlich an den Folgen ihrer Krebserkrankung gestorben ist. Sie lebte voller Gottvertrauen in der Nachfolge Jesu. Viel zu jung ist diese Mutter dreier Kinder mit 51 Jahren von uns genommen worden. Sie wäre doch noch so gebraucht worden, von ihren Kindern, ihrem Mann, ihrer Gemeinde. Warum hat Gott unsere Gebete nicht erhört? Wir haben geweint und geklagt, aber nach einer Leidenszeit von eineinhalb Jahren ist sie dennoch gestorben. Sie hat mit Gott gerungen und konnte am Ende ihr Schicksal irgendwie akzeptieren. Die erwartete Gemeinschaft mit Jesus Christus nach dem Tod war ihr Trost in allem Leid. Ein Satz aus ihrem Mund hat mich tief bewegt und geht mir nach. Bei unserer letzten Begegnung sagte sie mir: „Ich habe alles, was ich brauche.“ Trotz ihrer Krankheit war ihr am Ende das, was Gott ihr gab, genug. Ja, auch im Leben der Nachfolgenden gibt es Dunkelheit, aber diese Dunkelheit bleibt nicht dunkel. Wie das Honthorst-Bild es uns vor Augen malt: Es ist dunkel. Aber in dieser Dunkelheit leuchtet von Jesus Christus ausgehend ein Licht auf: Trost in der Dunkelheit.
Lassen Sie mich deswegen am Ende dieser Predigt Ihnen eine Anleitung für das Weihnachtsfest mit auf den Weg geben, die helfen kann, dass in der Dunkelheit dieser Welt etwas vom Licht der Weihnacht aufleuchtet.
1. Feiern Sie Weihnachten so, dass der Grund des Weihnachtsfestes an der Art Ihres Feierns deutlich wird. Lesen Sie bei Ihrer häuslichen Feier die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium, Kapitel 2. Feiern Sie zusammen mit anderen auch öffentlich Weihnachten. Ohne Gottesdienst in einer festlich geschmückten Kirche fehlt der besondere Raum, der anzeigt: Unser enges Leben weitet sich durch Weihnachten in die Unendlichkeit. Wenn sie mögen, stellen Sie eine so genannte Krippe auf, eine plastische Darstellung der Hauptszene der Weihnachtsgeschichte. Sie erinnert uns: Gott ist in unsere Welt gekommen.
2. Schmücken Sie gezielt Ihre Wohnung mit etwas, dass das Kommen der Unvergänglichkeit in die Zeit, des Unfassbaren in die Begrenztheit unseres Lebens, der ewigen Freude in unsere Trauer anzeigt. Bewährt haben sich dabei Zweige von immergrünen Bäumen, einer Tanne zum Beispiel.
3. Verwenden Sie in der Weihnachtszeit Kerzen. Jede Kerze ist ein Symbol für Jesus Christus, das Licht der Welt. Die Kerze schafft ein warmes, angenehmes Licht. Sie leuchtet, indem sie sich verzehrt. So weist uns die Kerze hin auf Christus, der sein Leben für uns gab und dadurch unser armes Leben reich machte.
4. Machen Sie einigen Menschen, denen Sie nahe stehen, ein Geschenk. Geben Sie etwas weiter von der Freude, die Gott uns gemacht hat. Sie brauchen niemandem etwas schenken, um selbst Bedeutung zu erhalten. Gott lässt durch Jesus Christus sein Licht auf uns fallen. Schenken Sie so, dass die Beschenkten merken, Ihre Geschenke verpflichten nicht. Als von Gott Beschenkte haben wir alles, was wir brauchen. Deswegen machen wir anderen gern eine Freude.
5. Machen Sie an mindestens einer Stelle einem Menschen, dem Sie nicht verpflichtet sind, eine Freude; vielleicht der alten Frau aus der Nachbarschaft, den Nachbarn, mit denen Sie noch nie gesprochen haben, vielleicht geben Sie eine Spende für die Hungernden und Entrechteten dieser Welt. Sie zeigen damit an, dass das Licht der Welt in jeden Winkel leuchtet.
Ist die Weihnacht die Nacht der tausend Lichter? Ja, es ist schön, wenn wir in der Heiligen Nacht viele Lichter anzünden. Entscheidend ist aber, dass Jesus Christus, das Licht für die ganze Welt, leuchtet und wir in seinem Schein etwas sein können, für ihn und füreinander. Vom Kind in der Krippe wird unser Leben hell. Mehr brauchen wir nicht.
Amen.