Raunächte, wie man die Zeit vom 25. Dezember bis zum 6. Januar auch nennt, wird seit Jahrhunderten eine besondere Rolle zugemessen. Ein Volksglauben rankt sich um diese Tage, früher hieß es, dass dann Dämonen unterwegs seien und Tiere sprechen könnten. Heute wird die Zeit zum Innehalten genutzt.
„Zwischen den Jahren“, sagen manche, weil je nach Gegend und Zeitalter der Jahresbeginn unterschiedlich datiert wurde, wie der Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti erläutert. Um die „Dämonen“ zu vertreiben, wurden einst zum Beispiel Ställe ausgeräuchert: „Wo Weihrauch ist, können sich die Geister nicht aufhalten.“
Heute liegen die Raunächte wieder im Trend. Immer mehr Menschen entdeckten diese Zeit für sich, hat die Religionshistorikerin Claudia Jetter beobachtet. Sie ist Expertin für den Lebenshilfemarkt bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin.
„Es gibt da Angebote aus ganz verschiedenen Richtungen“, erläutert sie. „Klassisch esoterisch ist etwa das Kartenlegen, um in das neue Jahr zu schauen. Neuheidnische Gruppen wie Hexen arbeiten viel mit Räucherwerk.“
Allein unter der alten Schreibweise #rauhnächte mit „h“ gebe es bei Instagram knapp 100.000 Posts, sagt sie. Die Astrologie greife das Thema ebenso auf wie spirituelle Coaches.
Termine: "Die zwölf heiligen Nächte" vom 26. Dezember – 6. Januar jeweils 18 – 18.45 Uhr in der Kirche der Stille Hamburg-Altona
Auch manche Kirchengemeinden machen Angebote zu den Raunächten. Bekannt ist in diesem Zusammenhang auch das Buch des 2016 verstorbenen Theologen Jörg Zink, der in zwölf Meditationen die Raunächte mit der christlichen Weihnachtsbotschaft verbindet.
Theologin und Ritual-Expertin Emilia Handke hat sich in ihrem Buch "Dein Leben, dein Moment - Rituale neu entdecken und individuell gestalten" mit den Raunächten beschäftigt. "Diese zwölf Nächte stammen ursprünglich aus dem sagenumwobenen Jahreskreis der nordischen Völker. Da wird von den Seelen der Verstorbenen erzählt, die mit den Winterstürmen über das Land brausen, von 'Frau Percht' und der 'Wilden Jagd', vom 'Schimmelreiter' oder vom 'Klapperbock'", so die Pastorin.
Aus der Finsternis wird das helle Licht eines Erlösers
Handke erläutert: "Aus den vielen übernatürlichen Gestalten dieser Sagen wurde später im Christentum dann der eine Gott, aus dem Geschrei der 'Wilden Jagd' das Geschrei eines wehrlosen Säuglings, aus den reitenden Geistern die Menge der Himmlischen Heerscharen, aus der Finsternis das helle Licht eines Erlösers."
Was auch immer diese alten Geschichten im Einzelnen erzählten, sie hätten das Wissen bewahrt, dass in dieser Zeit die Schleier zu anderen Welten dünner sind als sonst und dass es sich lohnt, sich mindestens einmal im Jahr Zeit für das innere Chaos, die abgrundtiefen Sehnsüchte oder die sprichwörtlichen Leichen im Keller zu nehmen, so die Direktorin des Prediger- und Studienseminars der Nordkirche weiter.
„nur sein tief unter der schneedecke im dunkel ruhe ich stumm alle möglichkeiten alle wünsche und fragen wirken wie blumen die sehr weit weg blühen könnten die viel später vielleicht blühen werden sie haben keine relevanz keine existenz gerade ist nichts tief unter der schneedecke im dunkel ist es still es ist nichts nur sein.“
Für Naturcoach Jeanne Vera Caspar ist es eine Zeitqualität, die uns zum inneren Wachstum hilft. Wenn wir uns wirklich auf die Zeit der Raunächte einlassen wollen, dann sollten wir uns der Bewegung, in die wir eingebunden sind und die viel größer ist als jeder Hokuspokus, bewusst sein. Es sei eine Bewegung vom Werden und Vergehen.
Auf der Suche nach Orientierung und Neujustierung
Die Psychologin Tanja Köhler aus dem baden-württembergischen Denkingen hat ein Buch zu den Raunächten geschrieben und gehört zu denjenigen, die Online-Kurse anbieten - „ganz ohne Esoterik“, wie sie versichert. „Der Zulauf ist gigantisch - kontinuierlich über die letzten Jahre - mit riesigen Sprüngen im letzten, aber auch in diesem Jahr“, sagt sie.
Gestärkt ins neue Jahr gehen
Die Teilnehmenden suchten Orientierung und Neujustierung in einer Welt, „die immer schneller, höher, weiter und komplexer wird“. Dabei helfe es ihnen, sich an zwölf Tagen hintereinander mit sich selbst, den eigenen Werten und ihrem Leben zu beschäftigen, um gestärkt ins neue Jahr zu gehen, erläutert die Psychologin.
Das Ende der Raunächte ist der 6. Januar. Es ist der Tag des Hochfests Epiphanias, das von den frühen Christen mit der Geburt Jesu zusammen gefeiert wurde. Das Wort Epiphanias ist abgeleitet vom griechischen Wort „epiphaneia“ für „Erscheinung“. Heute wird es oft als Dreikönigsfest begangen: Die drei Weisen aus dem Morgenland, die im Matthäusevangelium dem Stern von Bethlehem bis an die Krippe des Jesuskindes folgen, prägen das Hochfest.
In Ostkirchen wird am 6. Januar zugleich die Taufe Christi und die Offenbarung des dreifaltigen Gottes gefeiert. In Österreich nennt man den 6. Januar manchmal noch heute „Weihnachtszwölfer“ - christliches Echo der zwölf Raunächte.
Was sind die Raunächte?
Als Raunächte, manchmal auch Rauchnächte oder Rauhnächte, werden die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Tag der Heiligen Drei Könige am 6. Januar bezeichnet. Vielfach ist auch von der „Zeit zwischen den Jahren“ die Rede. Der Begriff leitet sich laut dem Theologen und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti davon ab, dass der Jahresbeginn je nach Gegend und Zeitalter mal am 25. Dezember, mal am 1. Januar und mal am 6. Januar gefeiert wurde.
Rund um die Raunächte ranken sich Weissagungen und Bräuche, die teilweise viele Jahrhunderte alt sind. Dabei mischen sich christliche und heidnische Rituale. Diese Zeit dient traditionell der Besinnung. Manche sehen auch den 21. Dezember als Tag der Wintersonnenwende als Anfangsdatum.
Ein zentraler Brauch war das Ausräuchern von Haus und Stall, die mit Weihrauch und Weihwasser gegen das Böse gewappnet werden sollten. „Weihrauch ist das Parfum des lieben Gottes“, so sagt es Becker-Huberti. Man vermied in den Raunächten zudem etwa das Misten, Spinnen und Nähen und vor allem wurde keine Wäsche aufgehängt, in der Angst, Dämonen könnten sich darin verfangen.
Unklar ist die Herkunft des Begriffs. Die Raunächte, die erst mit der Rechtschreibreform das Binnen-„h“ verloren haben, könnten vom „Rauch“ stammen. Oder sie könnten - wie die Titelheldin in dem Grimm'schen Märchen „Allerlei-Rauh“ in ihrer geflickten Fellkleidung - auf Felle verweisen, die „Rauchwaren“ des Kürschnerhandwerks. Denn haarig und struppig wie Wolf und Bär stellte man sich früher jene Dämonen vor, die in den dunklen Tagen um die Jahreswende angeblich ihr Unwesen trieben. (epd)
Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche. Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de
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