Rettung der Lübecker Kirchtürme geht weiter
06. August 2018
Mit Hilfe des Spendenprojekts „Sieben Türme will ich sehen“ werden Lübecks evangelische Innenstadt-Kirchen auf Vordermann gebracht – eine Mammut-Aufgabe. Aktuell konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf den Dom zu Lübeck, der Risse im Mauerwerk aufweist.
Das gelbe Warnschild am Bauzaun lässt vermuten, wie es um die zwei Türme des Lübecker Doms bestellt ist: "Vorsicht Steinschlaggefahr" ist darauf zu lesen. Hinter dem Zaun liegen Splitter der roten Backsteine, für die die fünf Innenstadtkirchen der Hansestadt und ihre sieben Türme bekannt sind. Voruntersuchungen sollen nun das Ausmaß der Schäden am Dom klären. Dann soll die Sanierung konkret beginnen - eine große Herausforderung für die Verantwortlichen, denn jeder Kirchturm prägt die Lübecker Stadtsilhouette.
Der Kirchenkreis will die Türme in ihrer Pracht erhalten
Die sieben Kirchtürme der fünf gotischen Kirchen St. Jakobi, St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und des Lübecker Doms gehören neben dem Holstentor zu den Wahrzeichen der Stadt und sind Weltkulturerbe. "Soviel Backsteingotik wie Lübeck hat keine andere Stadt in Norddeutschland", sagt Liane Kreuzer, Bauchefin des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Nicht umsonst leistet die Hansestadt sich nach wie vor eine eigene obere Denkmalschutzbehörde und hat damit bundesweit einen Sonderstatus. Umso mehr ist dem Kirchenkreis daran gelegen, dass die sieben Türme in ihrer Pracht erhalten bleiben.
Jede der fünf Kirchen weist Schäden auf
Schon bei ihrem Amtsantritt beim Kirchenkreis 2010 ahnte Liane Kreuzer, dass sie sich auf ein Mammutprojekt eingelassen hatte. "Bei der Bestandsaufnahme stellten wir fest, dass jeder Turm der fünf Kirchen Schäden aufweist", sagt Kreuzer. Eine überschlägige Schätzung damals ergab, dass die Sanierung aller Türme bis zu 20 Millionen Euro kosten würde. Daraufhin wurde das Spendenprojekt "Sieben Türme" aktiviert.
Auch der Dom braucht Hilfe
Aktuelles Sorgenkind ist nun der Dom, der 1247 geweiht wurde. Mit seiner Turmhöhe von knapp 115 Metern ist er nach der Lübecker Marienkirche (125 Meter) das zweithöchste Gotteshaus in Schleswig-Holstein. Durch den Norderturm verläuft ein großer Riss. Hinzu kommt der Steinschlag. Mit Architekten, Statikern und Fachplanern untersucht die Bauabteilung des Kirchenkreises zusammen mit der Domgemeinde nun die Ursachen für die Schäden und will anhand einer Musterfläche den zu erwartenden Aufwand ermitteln. Allein die Kosten für diese Voruntersuchungen liegen bei 400.000 Euro. Wenn die Finanzierung gesichert ist, soll 2020 mit der Sanierung begonnen werden.

Riss in der Marienkirche wird 2019 geschlossen
An der Marienkirche ist Kreuzer mit der Kirchengemeinde und den Fachleuten dagegen schon einen großen Schritt weiter. Die Voruntersuchungen sind abgeschlossen, das Sanierungskonzept steht: Eine Million Euro wird es kosten, die Doppel-Turmanlage der City-Kirche instand zu setzen. Ein auch nach früheren Sanierungen immer wiederkehrender Riss gab den Experten besonders schwere Rätsel auf. Er soll nun durch eine Soll-Riss-Fuge aus Ziegel und Gipsmörtel geschlossen werden und das Mauerwerk vor weiter eindringendem Wasser schützen. Dies ist für 2019 geplant.
Jeder Turm muss individuell untersucht werden
Das Sanierungskonzept der Marienkirche lässt sich allerdings nicht auf die anderen Kirchen anwenden, obwohl alle einen ähnlichen Baustil aufweisen. "Aus der Sanierung der St. Petri-Kirche haben wir gelernt, dass jeder Turm ein anderes Problem hat und individuell untersucht werden muss", erklärt Kreuzer.
Die Sanierung an St. Petri ist abgeschlossen
Die Turm-Sanierung der Kulturkirche St. Petri von 1170 konnte im vergangenen Jahr abgeschlossen werden. Insgesamt 3.500 Quadratmeter Fassadenfläche wurden instandgesetzt, Klosterformatsteine und Fugen getauscht, die Natursteingesimse und Maueranker saniert. Die Kosten blieben mit knapp 2,8 Millionen Euro unter den geschätzten drei Millionen. Liane Kreuzer und ihrem Team wird die Arbeit aber nicht ausgehen. Nach dem Dom stehen weitere Sanierungen in St. Aegidien (1227) und St. Jakobi (1334) auf dem Programm.