5. Mai 2024 | Stadtpark Hamburg

Schlussgottesdienst Deutscher Evangelischer Posaunentag 2024 in Hamburg

08. Mai 2024 von Kirsten Fehrs

Predigt von Bischöfin Fehrs zu Psalm 18,20 und Johannes 17

Liebe Geschwister,

was für ein Geschenk sind die vergangenen drei Tage gewesen! Es tanzt die Seele – und die Füße auch, dank dieser eurer in jeder Hinsicht größten Bigband aller Zeiten. Bezaubernde Musik gab‘s überall und mittenmang. Buchstäblich.

Als ich gestern früh ganz harmlos joggen gehe, kommt just ein Posaunenchor um die Ecke, mit „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“. Aber – nützt ja nix. Zwei Kilometer weiter an der sonnenglitzernden Binnenalster wieder Blechgold, diesmal aus dem Taunus: „Nun danket alle Gott“.

Hamburg – eingetaucht in ein Klangmeer des Glaubens. Mit Gänsehautmomenten ohne Ende. Die Stadt ist ins Swingen und Singen gekommen, froh – erinnert euch an gestern Abend –, so froh, dass es in diesen Zeiten eine solch große und vielfältige Gemeinschaft der Friedenssehnsüchtigen und Hoffnungsmutigen gibt, die laut und vernehmbar ihren ganz eigenen Ton der Zuversicht setzen.

Inmitten von Kriegen und Krisen ein nicht enden wollendes: „Von allen Seiten umgibst du mich, Gott.“ Mehr als 17.000 Jungposaunen und Alttrompeten, Sousaphone, Euphonien, Hörner mit und ohne Flügel – liebe Geschwister, ihr habt mit eurer Musik Herzen bewegt, ja, die aufgewühlten Seelen der Menschen erreicht. Nichts weniger.

So nötig ist dieser gute Ton der Freundschaft und des Zusammenhalts doch jetzt inmitten all der Weltverwundungen, inmitten all der Friedlosigkeiten und Gewaltattacken, auch auf unseren Straßen. So nötig sind sie jetzt, die Hoffnungstrompeten und Friedensposaunen von Hamburg bis nach Jericho! Genau dahin. Und das am liebsten nicht nur drei Tage, sondern 365 Tage im Jahr. Drei Tage, die mir übrigens gerade vorkommen wie 30, so viele Eindrücke, Begegnungen, Töne, Tubas – traumhaft. Und Gott, klar, Gott mittenmang. Unter uns. Und in uns.

Und so sind wir, glaube ich, alle erfüllt und dankbar hier. Dabei hatte ich ganz persönlich das große Glück, schon seit eineinhalb Jahren mittenmang zu sein. Denn in unserer Bischofskanzlei in der HafenCity war das Orgateam beheimatet, mit Daniel Rau, Peter Schulze und Henrike Hartmann. Unsere Posaunenengel vom Feinsten. Was haben die gerackert, damit wir alle einen unvergesslichen Posaunentag erleben! Und in den letzten Tagen dann der ultimative Höhepunkt. Jede Stunde haben wir fürs Wetter gebetet, zumindest ohne Regen bis 14 Uhr heute. Sodann: alle paar Minuten geht das Telefon – und Peter, der sich meldet, natürlich meldet er sich als Orga-Profi sofort: „Schulze! Posaunentag! Wie kann ich helfen?“ Danke euch allen.

Von Anfang an ging‘s bei diesem Posaunentag um das Wir, um einen gemeinsamen Rhythmus, um eine geradlinige Haltung, die allen Zertrennungen, allen menschenverachtenden Parolen und Nationalismen dieser Tage die hemmungslose Liebe zur Vielfalt entgegensetzt. Und an dieser Stelle senden wir ausdrücklich friedvolle Grüße nach Dresden!

Es geht um das Wir, vom ersten Anfangsakkord am Freitag auf der Moorweide an. Bis zum Schlussakkord, den wir ja schon ein wenig im Ohr haben. Wir sind noch mittenmang in dieser sagenhaften Gemeinschaft und hören zugleich Jesu Abschiedsworte: „Wie du mich gesandt hast in die Welt, Gott, so habe auch ich sie gesandt.“ Und ich höre dies gar nicht so sehr mit Wehmut, auch wenn es natürlich irgendwie schade ist, dass die Schulen jetzt wieder zum Unterricht rufen statt in den Klassenzimmern Jungbläserinnen und Bläser, ja, zum Teil vierzehnköpfige Familien zu beherbergen. Danke allen, die das möglich gemacht haben!

Nein, keine Wehmut, weil es so schön gewesen ist und sich bald alle auf den Heimweg machen. Sondern eher: Wie schön ist das denn, weiterzumachen! Hochmotiviert. Denn haben wir hier nicht etwa das sensationellste, fulminanteste, vielseitigste, großartigste Posaunenkonzert der Welt erlebt? Und, darauf kann man sich felsenfest verlassen, ihr hört ja gar nicht wieder auf zu blasen! Einmal Bläser, immer Bläser. Auch weil euch, das eint uns doch, weil uns die frohe Botschaft ergriffen hat.

Jesus Christus, mit seinem Wort in unseren Herzen, mittenmang eben, Jesus, der genau in dieser Welt Mensch wurde wie wir. Er, der seit jeher der Hoffnung Beine macht, er sendet uns mitten hinein in diese Welt mit ihrer Not und ihrer Schönheit. Als Tausende hingebungsvolle Bläserinnen und Bläser, die mit goldglänzendem Gepäck in seiner Nachfolge unterwegs sind. Damit eben Gottes Liebe immer wieder auf die Erde kommt, mit Pauken und Trompeten. Und damit Menschen aufatmen, endlich aufatmen und losgehen und Zukunft wagen. Mit Zuversicht!

Zwischenmusik: Nähme ich Flügel der Morgenröte

Nähme ich Flügel der Morgenröte ... wahrlich beflügelnd dieser Klang. Sollen doch unser Fuß und unsere Seele weiten Raum haben. So heißt es ähnlich in einem anderen alten Lied, in Psalm 18, der dieser Predigt zugrunde liegt: „Gott führt mich hinaus ins Weite.“ Weite! Gegen diese Enge der Angst. Ihr wisst ja: Angst kommt von diesem Wort Enge. Und Gottes Gegenwort dazu ist nun nicht zuerst Mut, sondern Freiheit! Weite!

Davon singen unsere ältesten Lieder. Gott führte mich hinaus ins Weite. Und es kommt noch besser, denn es heißt da auch: „Gott riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.“ Das ist doch großartig! Er riss mich heraus – da ist kein Zögern, kein Zurück, kein zaghaftes Zupfen. Das ist Liebe pur. Hinreißend, Gottes Zuneigung. Denn er hatte Lust zu mir, Lust und Liebe. So dass auch ich das Leben lieben lerne. Herzensweit, aufrecht und frei.

Gott reißt uns raus – das ist die Essenz unseres Glaubens, liebe Geschwister. Er reißt uns heraus in die Freiheit! Damit diese Enge, diese Angst vor der Zukunft, vor dem Klimawandel, vor den Kriegstreibern, den Lautsprechern gegen die Menschlichkeit – damit diese Angst sich unserer nicht bemächtigt.

Ja, die Angst ist da und real, klar, aber unser Glaube setzt die rettende Gegenbotschaft. Mit allen Klangfarben und in allen Tonarten, derer er habhaft werden kann. Deshalb ja die Musik! Deshalb ist sie nicht nur kleidsames Beiwerk, sondern eine eigene starke Sprache des Glaubens. Eine Sprache, die die Tiefe der Seele erreicht. Und dafür braucht es euch, die ihr tutet, was ihr könnt. Mit Inbrunst. Klarheit. Zärtlichkeit. Und mit allen Instrumenten! So, dass Gott nach und nach ankommt in den Herzen und Gemütern.

Denn Gott hat doch auch Sehnsucht. Eine tiefe Sehnsucht nach uns. Deshalb geht er an die Hecken und Zäune dieser Erde. Um den Geflüchteten die Hand zu reichen, ausnahmslos. Um die Würde der Kleinen zu schützen und den Zitternden sein „Fürchte dich nicht!“ zuzurufen. So auch wir! Entgegen aller Verzweiflung und Vergeblichkeit. So ist Gott mittenmang, so ist er unter uns und in uns – als Freiheit und innere Aussicht! Und genauso sind wir gesegnet und behütet – und gesandt ins Leben. Von dieser unserer Mitte in die Welt, damit die Welt zusammenhält. Mit seiner Liebe, die‘s rausreißt. Denn das glauben wir doch: Sie, diese Liebe, hat als einzige die Kraft, den Hass zu überwinden.

Und dafür brauchen wir manchmal langen Atem. Euren langen Atem, gestern, heute, morgen, immer. Wir brauchen langen Atem fürs unbeirrte Friedensgebet. Für die Freude, die im Leben immer auch ihr Recht hat. Für die Mitmenschlichkeit, die es gerade so schwer hat in dieser Gesellschaft. Und eben für den guten Ton, der mit Takt die Vielfalt preist. Und was für ein Glück: Gott gab uns Atem, damit wir leben – wohin immer der Weg uns führt.

Gott führt uns ins Weite – und umgibt uns dabei von allen Seiten. „Und nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ So geht getrost, liebe Geschwister, geht wieder in eure Straßen, Dörfer und Häuser. Mittenmang im Herzen wunderschöne Erlebnisse. Freundschaft. Lachen. Jede Menge Musik. Frieden. Und Segen für die Zukunft. Segen, der ein Band zwischen uns bleiben wird, wo auch immer wir sind.

Und der Friede Gottes, höher als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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