Seemannspastor der Nordkirche ruft zum Gebet für Seeleute auf
14. Mai 2020
Hamburg. Der Seemannspastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Matthias Ristau, ruft zum Sonntag Rogate (17. Mai) zur Fürbitte für die von der Corona-Pandemie in besonderer Weise belasteten Seeleute auf.
„Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute sind noch einmal deutlich erschwert. Bereits vor Ausbruch der Pandemie lebten und arbeiteten sie oft monatelang an Bord, aktuell sind aber insgesamt 150.000 Seeleute auf See so gut wie gefangen. Ihre Verträge sind eigentlich ausgelaufen, doch sie dürfen fast nirgendwo an Land, nicht mal für einen Spaziergang. Dabei ist die schwere Arbeit der Seeleute nicht nur für unsere Gesellschaft unverzichtbar“, so der Seemannspastor.
Allein in der Hansestadt Hamburg landen pro Jahr rund 230.000 Seeleute an, die auf Fracht-, Container- und Passagierschiffen arbeiten. Weltweit gibt es etwa 1,5 Millionen Seeleute, denn nach wie vor transportieren Schiffe über 80 Prozent der Güter für den Welthandel.
Mit dem Aufruf zur Fürbitte für die Seeleute am kommenden Sonntag Rogate verbindet Seemannspastor Ristau die Hoffnung, dass deren Rechte gerade in Zeiten von Corona stärker wahrgenommen werden: „Ohne Seeleute wären die Regale in den Läden leer und unser Land wäre arm, denn es lebt vom Export. Deshalb sagen wir von der Seemannsmission: Die Seeleute aus aller Welt sind für uns unterwegs und arbeiten monatelang 70 bis 90 Stunden pro Woche bei Lärm und starken Schiffsvibrationen, damit wir Smartphones, Kaffee, Bananen, Rohstoffe für Autos, Öl und vieles mehr kaufen können. Wir sollten diesen Menschen danken für die harte Arbeit, die sie für uns alle leisten.“
In seine Fürbitte nimmt der Seemannspastor auch die Seeleute auf, die Opfer oder Geiseln von Piraten geworden sind, wie erst jüngst vor der Küste Westafrikas.
Seinen Fürbittvorschlag, der in allen Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen am kommenden Sonntag und darüber hinaus in Gottesdiensten verwendet werden kann, hat Seemannspastor Ristau veröffentlicht. (Er ist im Anhang dieser Mail angefügt.)
Hintergrund
Der Seemannspastor koordiniert, berät und begleitet die Vereine der Deutschen Seemannsmission auf dem Gebiet der Nordkirche an den Standorten Hamburg-Duckdalben, Harburg, Hamburg-Altona, Brunsbüttel, Rostock, Sassnitz, Kiel und Lübeck. Die Vereine kümmern sich seit mehr als 130 Jahren um Seeleute.
Auf dem Gebiet der Nordkirche sind pro Jahr mehr als 350.000 Seeleute aus über 120 Ländern zu Gast. Etwa 100.000 von ihnen erreichen die Vereine der Seemannsmission direkt durch Bordbesuche, Seemannsclubs und die Seafarer‘s Lounges für die Kreuzfahrtseeleute.
20 Hauptamtliche und weit über 200 Ehrenamtliche engagieren sich Tag und Nacht für die Seeleute. Hinzu kommen etwa 20 junge Menschen, die ein Jahr Freiwilligendienst in der Seemannsmission absolvieren. Haupt- und Ehrenamtliche besuchen die Seeleute auf den Schiffen in den Häfen, bringen Zeitungen und Telefonkarten an Bord, informieren über die Stadt und die Angebote der Seemannsmission oder bieten den Seeleuten einen Fahrdienst von und zu den Schiffen an.
In den Seemannsclubs gibt es einen Internetzugang für die Kommunikation in die Heimat sowie Möglichkeiten zum Entspannen und Einkaufen. Zusätzlich wird seelsorgerliche Begleitung angeboten. Die Seemannsheime der Nordkirche beherbergen pro Jahr mehr als 30.000 Seeleute.
Zum Sonntag Rogate
Die lateinische Aufforderung „Rogate“ ist der Name des 5. Sonntags nach Ostern und heißt übersetzt: Betet! Im Mittelpunkt der Gottesdienste an diesem Sonntag steht die Ermutigung zu Gebet und Fürbitte. Das Gebet steht unter der Verheißung des biblischen Wochenspruchs: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft!“ (Psalm 66,20) Mit dem besonderen Charakter dieses Sonntags ist zugleich die an manchen Orten bis heute gepflegte Tradition verbunden, an diesem Sonntag und in der mit ihm beginnenden Woche in Bittumgängen auf den Feldern für eine gute Ernte zu beten. In der evangelischen Kirche wird der Sonntag Rogate häufig auch als Missionssonntag gefeiert. Mission (Sendung) wird dabei auch im Sinne des christlichen Einsatzes für globale Gerechtigkeit und Verantwortung für die bedrohte Schöpfung verstanden. (Kirchenjahr evangelisch und Andere Zeiten – Initiative zum Kirchenjahr)