Sindy Altenburg als Studienleiterin in Ratzeburg eingeführt
19. Januar 2018
Ratzeburg. Sie jongliert mit vielen Talenten und Tätigkeiten: Sindy Altenburg ist Pastorin, Clownin und dreifache Mutter. In einem Gottesdienst im Ratzeburger Dom führte Oberkirchenrat Ulrich Tetzlaff die 39-Jährige gestern (18. Januar) als Studienleiterin im Ratzeburger Pastoralkolleg ein. Zu ihren Schwerpunkten werden neben Gemeindepädagogik auch kreative Bibeldidaktik und Methodik sowie Bibeltheater gehören. Das Pastoralkolleg ist die Fortbildungsstätte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) für ihre rund 1.700 Pastorinnen und Pastoren.
Oberkirchenrat Tetzlaff, der im Landeskirchenamt der Nordkirche das Dezernat für den Dienst der Pastorinnen und Pastoren leitet, verlas im Gottesdienst ein Grußwort des Greifswalder Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern, der für die Einrichtungen der Nordkirche in Ratzeburg zuständig ist. Darin schrieb der Bischof: „Mit Sindy Altenburg setzt das Pastoralkolleg seine ganzheitliche Arbeit fort. Neben die spirituelle Vertiefung, die intellektuelle theologische Arbeit und das Training von Fertigkeiten tritt das Spiel als Erprobungsraum neuer, von Gott geschenkter Möglichkeiten. Wir sind dankbar, dass Gott Pastorin Altenburg berufen hat. Sie wird mit ihren Gaben helfen, neue Ideen für den pastoralen Dienst zu entwickeln und die Freude dabei zu erhalten.“
Sindy Altenburg wuchs in Röbel an der Müritz (Mecklenburg) in einer atheistisch geprägten Familie auf und kam über die Liebe zum christlichen Glauben: „Ich verliebte mich in den Sohn des Pastors, lernte dann die fantastische Jugendarbeit der jungen Gemeinde kennen und ließ mich gemeinsam mit meiner Schwester mit 16 Jahren taufen“, erzählt sie. Doch damit waren ihre Fragen nicht beantwortet, erinnert sie sich: „Ich las die Bibel von vorne bis hinten ganz unvorbelastet und naiv durch, doch das stillte meinen Wissensdurst nicht.“ So studierte sie Theologie und evangelische Publizistik in Erlangen und führte das Theologiestudium fort in Greifswald, im schwedischen Lund und in Berlin. Ihre Diplomarbeit verfasste sie zum Thema Gehörlosenseelsorge: „Mein Zugang war die Gebärdensprache. Mich hat das Darstellerische, das über das rein Intellektuelle hinausgeht, schon immer fasziniert.“ So schloss sich für sie während ihres Vikariats in der Kirchengemeinde Zittow und Retgendorf ganz folgerichtig eine Ausbildung zur Clownin bei der Theologin, Theaterpädagogin und Clownin Gisela Matthiae an. Zuletzt war Sindy Altenburg sieben Jahre Pastorin in der Kirchengemeinde Dreveskirchen bei Wismar.
„Die Figur des Clowns repräsentiert für mich sehr gut unseren christlichen Glauben“, meint die Theologin, „beide rechnen mit dem Unmöglichen, beide hoffen und lieben über das menschliche Maß hinaus. Der Clown scheitert und stolpert, steht aber immer wieder auf. Die Menschen lachen und weinen, weil sie sich selbst darin erkennen. Wie der Glaube eröffnet das Spiel für mich einen Raum der Freiheit und Furchtlosigkeit. Der Clown lässt uns das Leichte im Schweren und das Kleine im Großen sehen.“ In ihren Kursen setzt Sindy Altenburg Elemente aus dem Clownsspiel und des Bibeltheaters ein und schließt damit an ihren Vorgänger Pastor Ekkehard Langbein an.
Seit 2015 arbeitet sie in der nordkirchenweiten Initiative „Kinderfreundlicher Gottesdienst“ mit. Ein Ergebnis dieser Initiative ist die im letzten Jahr herausgegebene Arbeitshilfe „Kinderleicht! Gottesdienst für alle“. Sindy Altenburg: „Wir entwickeln Formen, um Kinder stärker in traditionelle Gottesdienste mit einzubeziehen und bestimmte Elemente verständlicher zu machen. Beispielsweise sollen Kinder schon früh am Abendmahl teilnehmen, um dazu eine besondere Haltung zu entwickeln.“ Damit solche Ideen reifen können, brauche es Orte wie Ratzeburg: „Die Domhalbinsel und das Pastoralkolleg sind inspirierende Orte, um gemeinsam unsere Kirche zu gestalten“, freut sich die Theologin. „Die Pastorinnen und Pastoren sind eine Woche aus ihren üblichen Zwängen heraus und haben so die Freiheit, sich einmal intensiv mit einem Thema auseinander zu setzen. Dadurch kann Neues entstehen.“