Thema Barrierefreiheit: Hamburger sehen jeden Einzelnen in der Pflicht
03. Mai 2017
Was bedeutet eigentlich Barrierefreiheit? Und wie barrierefrei sind die fünf größten Metropolen Deutschlands wirklich? Diesen Fragen ging die Aktion Mensch in einer Umfrage nach. Ein eher ernüchterndes Ergebnis für den Norden der Republik: Hamburg belegt bundesweit lediglich den vierten Platz. Dabei sehen 28 Prozent der Hamburger ihre Stadt als Vorbild in Sachen Barrierefreiheit, deutlich mehr als noch im Vorjahr mit 23 Prozent.
Spitzenreiter beim Thema Barrierefreiheit ist zum dritten Mal in Folge München. Frankfurt (Main) und Berlin liegen vor Hamburg und Köln. 2.044 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren hatte das Marktforschungsinstitut Innofact AG online in den betreffenden Städten sowie bundesweit weitere 1.000 Bundesbürger zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Anlass der repräsentativen <link https: aktion-mensch.de themen-informieren-und-diskutieren kampagnen-und-aktionen aktionstag-5-mai auswertung-barriereindex.html link-extern>Umfrage ist der 5. Mai, der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Größere Selbstverständlichkeit für Themen wie Inklusion und Barrierefreiheit als 2012
In der bundesweiten Befragung bezeichneten mehr als zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) Barrierefreiheit als wichtig für alle Menschen und nicht nur für Menschen mit Behinderung. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) meint, dass Menschen mit und ohne Behinderung in ihren Städten ganz selbstverständlich zusammenleben. Seit der ersten Befragung hat sich dieser Wert stetig verbessert: 2012 waren es 44 Prozent, im Vorjahr 49 Prozent. "Diese Entwicklung macht Mut", sagte Armin von Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch, in Bonn. "Sie zeigt, dass Barrieren auch in den Köpfen fallen und Themen wie Inklusion, Begegnung und Barrierefreiheit immer selbstverständlicher werden."
Rollstuhlgerechte Wege für große Mehrheit Synonym für Barrierefreiheit
Rund 93 Prozent der befragten Hamburger verbinden mit dem Begriff Barrierefreiheit vor allem rollstuhlgerechte Wege und den uneingeschränkten Zugang zu Gebäuden. Aber auch die uneingeschränkte Nutzung des ÖPNV (87 Prozent) und Unterstützungstechnologien für Menschen mit Behinderung (76 Prozent) ist für sie eng mit dem Begriff verknüpft. 64 Prozent der in Hamburg Befragten verbinden Barrierefreiheit auch mit gleichberechtigten Möglichkeiten bei Ausbildung und Beschäftigung.
Spitzenreiter bei den barrierefrei und uneingeschränkt zugänglichen Einrichtungen in ihrer Stadt sind für die Hamburger Senioren- und Gesundheitseinreichungen (60 Prozent), gefolgt vom Flughafen (62 Prozent), Naherholungsgebieten (56 Prozent) und ÖPNV (54 Prozent). Die am wenigsten zugänglichen Bereiche bilden in der Hansestadt die Gastronomie und Szene (30 Prozent), Altstadt und historische Gebäude (27 Prozent) und ausreichend Wohnungen (22 Prozent). Eindeutigen Nachholbedarf sehen die Hamburger auch beim Bereich Arbeitsplatz, der mit 29 Prozent ebenfalls schlecht abschneidet.
Bundespolitik beim Abbau von Barrieren in der Pflicht
Und wen sehen die Hamburger in der Pflicht, wenn es darum geht, Barrieren abzubauen? Da liegt das größte Potenzial bei jedem Einzelnen, gaben 59 Prozent der Hansestädter an. Hier sind sich auch die Bewohner der fünf größten Städte einig. Aber auch die deutsche Politik ist aus Sicht der Hamburger in der Pflicht – diese sehen die Bewohner der Hansestadt noch stärker auf der bundespolitischen (45 Prozent) als auf der kommunalpolitischen (39 Prozent) Ebene.
Persönlich betroffen vom Thema Barrierefreiheit fühlt sich jedoch nur ein gutes Drittel (34 Prozent) der Hamburger. Deutlich mehr von ihnen (42 Prozent) sind überzeugt: Barrierefreiheit spielt für sie persönlich keine Rolle.