Theologischer Tag: "Tradition leben heißt das Feuer weitergeben"
26. Mai 2021
Welche Theologie braucht das Pfarramt im 21. Jahrhundert? Unter anderem diese Frage wurde gestern beim Theologischen Tag im Pastoralkolleg Ratzeburg diskutiert. Rund 150 Teilnehmende aus dem Raum der Nordkirche kamen digital zusammen, um sich in Workshops und Vorträgen über andere Formen der Kirche, Arbeit mit Kindern, Zukunft der Kirchenmusik und neuen Formen des Gottesdienstes auszutauschen.
"Tradition leben heißt das Feuer weitergeben und nicht die Asche", so Anne Gidion, Rektorin des Pastoralkollegs Ratzeburg, in ihrer Andacht zur Begrüßung. "Theologie ist der Handschuh, um die Glut weiterzugeben. Damit das Feuer nicht ausgeht."
Wie es gehen kann, den Pfingstgeist weiterzugeben und lebendig zu bleiben, darüber wurde einen Tag lang gesprochen und diskutiert.
Think-Tank der Nordkirche
Pastorin Gidion sieht in dem Theologischen Tag eine Art Think-Tank der Nordkirche, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Bei dem alle zwei bis drei Jahre stattfindenden Treffen kann sich die Pastorenschaft untereinander vernetzen. Mit dabei sind aber auch ehrenamtliche Prädikantinnen und Prädikanten und Mitglieder der Landessynode. Der Fachtag wird vom Pastoralkolleg in Zusammenarbeit mit dem Predigerseminar organisiert.

Impulse aus der Systematischen und der Praktischen Theologie gab es für die Teilnehmenden am Vormittag. Günter Thomas, Professor für Systematische Theologie und Ethik in Bochum sprach über seine Sicht des Pfarramts der Zukunft. Dieses brauche "eine letztlich im Wirken des Geistes Gottes verortete Navigationsfähigkeit. Damit vermag die Kirche auch gegen die kulturellen Winde kreuzen", so Thomas in seinem Vortrag.
Theologien wachsen lassen
Dr. Sabrina Müller vom Zentrum für Kirchenentwicklung in Zürich verglich die Theologie mit dem Hegen und Pflegen einer Wildblumenwiese. Es gebe vielfältige Theologien, die wir wachsen lassen und begleiten. Dabei sollte der Fokus auf die Erfahrungen, Sehnsüchte und Wünsche der Kirchenmitglieder gelegt werden.
Beide Vorträge sollen als Zoom-Mitschnitt auf die Homepage des Pastoralkollegs gestellt werden.
"Talentscouts" für Nachwuchsmusiker
Mehr zum Thema alternative Wege auf die Kanzel
In Arbeitsgruppen gingen die Teilnehmer am Nachmittag weiter ins Detail. Dabei ging es unter anderem um die Themen Seelsorge, Kinder in der Kirche, alternative Wege auf die Kanzel und die Zukunft der Kirchenmusik. So brauche es "Talentscouts" in den Gemeinden, um Menschen als Nachwuchs für Kirchenmusik, egal ob Orgel- oder Popmusik, zu begeistern, so Kirchenmusiker Jan Simowitsch.
Bewegung in der Kirche
Bei Pastorin Sindy Altenburg, Studienleiterin im Pastoralkolleg, und Ulrike Droste-Neuhaus, Religionspädagogin und Tanztherapeutin, lautete das Motto "Man denkt so viel und tanzt so wenig – Kirche in Bewegung". "Wir wünschen uns mehr Bewegung in der Kirche. Äußere und innere Bewegung gehören zusammen. Wer sich bewegt, wird beweglich", so Altenburg und Droste-Neuhaus. "Wir glauben, dass unser Denken und Tun, unsere Theologie von mehr Bewegung und Körperlichkeit profitieren können".
Digitale Nordkirche
Im Workshop zu Social Media und Digitaler Kirche ging es um die Frage, wie Pastorinnen und Pastoren als Person im Netz auftreten können aber auch, wie sich eine Kirchengemeinde in den sozialen Netzwerken verorten lässt. Die Arbeitsgruppe wurde inhaltlich gestaltet von Pastor Peter Fahr, Julius Radtke (Theologischer Assistent im Kirchentagspastorat) und Oliver Quellmalz (Social Media Manager der Nordkirche). "Es besteht große Lust und viel Interesse am 'Wie kann ich auch digital mein Amt ausüben'. Dabei steht nach wie vor die Frage im Vordergrund, wie sich die Arbeit in den Netzwerken mit dem ohnehin zeitaufwändigen Job in der Gemeinde vor Ort verbinden lässt", so Quellmalz.
Miteinander der Generationen
Besonderes Interesse fand der Workshop der Vikarinnen und Vikare. Die eine Antwort auf die Frage nach der Theologie der Zukunft wurde dort zwar nicht gefunden, "aber man war sich einig, dass es ein Miteinander der Generationen geben muss, ein Miteinander der Haupt- und Ehrenamtlichen, um den Herausforderungen gemeinsam zu begegnen", berichtet Gidion .