Reformationsempfang der Nordkirche in Sternberg

Ungeheure Sprachkraft zeichnet Luther-Bibel aus

31. Oktober 2016 von Christian Meyer

Sternberg. Die Lutherbibel 2017 und das Thema Freiheit standen im Mittelpunkt des diesjährigen Jahresempfangs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) im Sprengel Mecklenburg und Pommern. In Sternberg begrüßten die beiden Bischöfe, Dr. Andreas v. Maltzahn (Schwerin) und Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) sowie der Präses der Landessynode, Dr. Andreas Tietze, am heutigen Reformationstag (31.10) dazu mehr als 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und den Kirchen.

Mit einer geistlichen Besinnung in der Reformationsgedächtniskirche St. Maria und St. Nikolaus der mecklenburgischen Kleinstadt begann die jährliche Begegnung. In seiner Ansprache zum Bibelvers „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal. 5, 1) fragte der Schweriner Bischof im Sprengel, Dr. Andreas v. Maltzahn, was dies heute angesichts der rasanten Veränderungen – technischer Art, aber auch der zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Beziehungen – heißen kann.

Nostalgie ist kein Weg in die Zukunft

„Die Folgen der Globalisierung betreffen – positiv wie negativ – auch uns in Deutschland. All das kann verunsichern“, so der Bischof. Daher mag es menschlich verständlich sein, sich zurückzusehnen. „Doch Nostalgie ist kein Weg in die Zukunft“, warnte Andreas v. Maltzahn, „auch wenn Populisten, welcher Partei auch immer, landauf, landab in Europa diese Sehnsucht bedienen – das Leben wird nicht werden, wie es früher war. Es gibt keine einfachen Lösungen!“

Klar distanzierte sich der Bischof von Aggressivität und kollektivem Hass als Wegen in die Zukunft: „Die Enthemmung der letzten Monate, wie sie sich in Hassmails gegen Geflüchtete und Muslime, aber auch in Morddrohungen und Brandanschlägen gezeigt hat, muss ein Ende haben!“ Vielmehr müsse die Gesellschaft zu einem Umgang des Respekts zurückkehren – gerade gegenüber Andersdenkenden! „Gewalttätigkeit in Worten, Gewalt gegen Häuser ist und bleibt Gewalt, die durch nichts zu rechtfertigen ist! Dem zu widerstehen, ist jede und jeder von uns gefragt!“

Zur Freiheit gehört verantwortliches Handeln

Die Freiheit, die das Neue Testament im Sinn hat, baut lauf Andreas v. Maltzahn auf Vertrauen und weiß sich zu verantwortlichem Handeln gerufen. „Wir sind so frei, die Hoffnung nicht aufzugeben, dass wir als Deutschein der Lage sind, eine offene Gesellschaft zu gestalten, in der Einheimische und Zugewanderte gleichermaßen zu ihrem Recht kommen und einander bereichern“, sagte der Theologe. Dies heiße auch so frei zu sein, „Europa nicht in eine Festungzu verwandeln, denn Gott ist unsere Zuflucht und unser Halt“.

Luther, so Andreas v. Maltzahn, habe die Antwort auf seine Fragen in der Beziehung zu Gott im Evangelium entdeckt. Für Menschen, die aus dem Vertrauen zu Gott leben, sei das auch heute „eine wichtige Stärkung, Herausforderungen zu bestehen – in Beruf und Familie, erfüllt zu leben oder mit Fremden selbst-bewusst und menschlich umzugehen“.

Der Präses der Nordkirchen-Synode, Dr. Andreas Tietze, nahm diese Gedanken bei der Begrüßung der Empfangsgäste auf und sagte: „Ich hoffe vor allem, dass das kommende Jahr 2017 einen kräftigen Impuls für unsere Gesellschaft gibt, noch klarer und mutiger für das einzutreten, was uns miteinander verbindet und was unser Zusammenleben in der Vielfalt der Glaubensrichtungen und Kulturen fördert. Hass hat keine Zukunft – Liebe immer.“

Neue Bibelübersetzung schärft lutherisches Profil

„Die Lutherbibel - das Original unter den deutschen Bibeln“, so überschrieb der Greifswalder Bischofs im Sprengel, Dr. Hans-Jürgen Abromeit, seinen Festvortrag. Mit der revidierten Bibelausgabe 2017, die in diesen Tagen erschien, liegt ein „auf wissenschaftlicher Basis erarbeitetes und in der Sprachgestalt Martin Luthers formuliertes Werk vor“, so der Bischof, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft ist. Rückblickend erkläre sich der Erfolg von Luthers Bibelübersetzung aus seiner ungeheuren Sprachkraft, sagte Hans-Jürgen Abromeit und ergänzte: „Die Lutherbibel ist nicht irgendeine, sondern eine ganz besonders gut gelungene Übersetzung der Bibel, die deutsche Sprachgeschichte geschrieben hat.“

Der Theologe machte zudem deutlich, warum für Luther die Übersetzung ins Deutsche so wichtig war. Der Reformator sei überzeugt gewesen, dass wir nichts von Gott wissen, wenn wir es nicht in der Bibel lesen und verstehen können. Leiten ließen sich Luther und seine Helfer, wie zum Beispiel Philip Melanchthon und Johannes Bugenhagen, bei ihrer Textarbeit von Prinzipien, die darin bestanden, „einerseits wissenschaftlich präzise, andererseits sprachlich treffend und drittens emotional ansprechend, poetisch packend, zu übersetzen“.

Textgenau, verständlich und im Luthersound

Im Blick auf die Revision der Lutherbibel 2017 stellte der Greifswalder Bischof heraus, dass die Revision im Gegensatz zu früheren Ausgaben, dem neuen Ansatz folgt, dass „die Sprache nicht so sein soll, wie man heute spricht, sondern so, wie es heute verständlich ist“. Dabei beachteten die zirka beteiligten 70 Wissenschaftler, darunter Professorin Christine Gerber (Hamburg) und die Professoren Christfried Böttrich (Greifswald), Martin Rösel (Rostock) und Markus Saur (Kiel) von den Theologischen Fakultäten in der Nordkirche, drei grundlegende Kriterien: „Es ist textgenau übersetzt worden, verständlich und geprägt vom einmaligen Luthersound“, so Bischof Abromeit. Damit sei eine gute Grundlage geschaffen, dass auch weiterhin die Lutherbibel – mit den Worten Friedrich Nietzsches gesagt, „das beste deutsche Buch“ ist und bleibt.

Staatssekretär Lenz: Reformation brachte Schulpflicht und Sozialfürsorge

Im Anschluss an seinen kurzen Vortrag übergab der Bischof Dr. Abromeit im Namen der Nordkirche ein Exemplar der Lutherbibel 2017 dem Vertreter der Landesregierung, Innen-Staatssekretär Thomas Lenz. Dieser stellte in seinem Grußwort heraus, dass „die Reformation insbesondere auch ein gesellschaftspolitisch revolutionäres Ereignis mit Auswirkungen über alle Kontinente war“. Zwei Hauptforderungen, so der Politiker, der Kirchenordnungen in Nord-Deutschland und Dänemark infolge der Reformation waren „die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und die Sozialfürsorge. Damit läuteten sie das Ende eines Absolutismus in Kirche und Staat ein“.

Grußworte sprachen auf dem Reformationsempfang darüber hinaus Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg) für die Katholische Kirche und Sternbergs Bürgermeister Armin Taubenheim, der sich freute, dass der traditionsreiche Empfang gerade zum Auftakt „500 Jahre Reformation“ in der Sternberger Kirche stattfand.

Dank an langjährigen Referatsleiter für Kirchenangelegenheiten

Den Empfang nutzten die evangelischen Bischöfe und der katholische Erzbischof zudem, um sich bei Ulrich Hojczyk für die partnerschaftliche Zusammenarbeit in seiner Funktion als Referatsleiter für Kirchenangelegenheiten im Bildungs- bzw. Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern zu bedanken. Anlass ist sein bevorstehender Ruhestand. Von den evangelischen Bischöfen wurde u.a. an die Verdienste erinnert, die sich Ulrich Hojczyk auf dem Weg zum Abschluss des Güstrower Vertrages erwarb und an viele Früchte der guten Zusammenarbeit, zu denen beispielsweise das schulkooperative Projekt „Tage ethischer Orientierung“ oder der Schülerbibel-Wettbewerb gehören. Als Geschenk bekam Ministerialrat Hojczyk u.a. den „Reformationstaler von Mecklenburg“ – eine Münznachprägung von 1549, die der Förderverein der Stadtkirche Gadebusch jüngst neu herausgegeben hat (Mehr: www.kirche-gadebusch-fv.de).

 

Der Reformationsempfang der Nordkirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern findet alljährlich am 31. Oktober abwechselnd im mecklenburgischen und pommerschen Bereich des Sprengels statt.

 

 

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