Landesbischof Ulrich: „Soziale Marktwirtschaft verantwortungsvoll definieren“

Vierte Begegnung von Wirtschaft und Nordkirche in Lübeck

Landesbischof Gerhard Ulrich
Landesbischof Gerhard Ulrich© Sönke Dwenger / Nordkirche

26. Juni 2018 von Maren Warnecke

Lübeck. „Es ist an der Zeit, in Gesellschaft und Wirtschaft die mit Verantwortung verbundene Freiheit stark zu halten und sich dort, wo sie verloren zu gehen droht, mit aller Kraft für sie einzusetzen“, sagte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Gerhard Ulrich, heute (26. Juni) in Lübeck bei der Begegnung Wirtschaft und Kirche. „Das ist unsere gemeinsame Aufgabe in einer Welt komplexer ökonomischer und schwer zu steuernder Wertschöpfungsketten, in denen immer die Gefahr besteht, dass der Einzelne bloßes Mittel zum Zweck wird.“

Zum vierten Mal hatte der Landesbischof gemeinsam mit dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Nordkirche (KDA) zu Gespräch und Begegnung von Wirtschaft, Politik und Kirche eingeladen. Nach Schwerin und Rostock fand die Begegnung erstmalig in Lübeck statt. Bei der Kooperationspartnerin, der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck, hatten sich zum Thema „70 Jahre Soziale Marktwirtschaft in Westdeutschland“ rund 80 Gäste versammelt.  

Protestantische Wurzeln schufen das Fundament für ökonomischen und ethischen Neuanfang

Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, stellte in ihrem Grußwort die Frage nach der Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft. „Weltwirtschaft und Gesellschaft sind im Umbruch. Freier Wettbewerb und eine soziale Marktwirtschaft können aber nur gedeihen, wenn sie keinen ideologisch motivierten Regeln unterworfen sind“, so Kühn. „Ich begrüße es, dass die Kirche sich dieses Themas annimmt und bei allen Veränderungen den Menschen in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem im Blick hat.“

In seinem geistlichen Impulsreferat erinnerte Landesbischof Ulrich an die protestantischen Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft. „Die geistigen Väter dieser Konzeption – Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow, Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard – waren überzeugt evangelisch. Ihre Ideen haben einen wichtigen Beitrag geleistet, unserem Land, das nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht nur wirtschaftlich sondern auch moralisch am Boden lag, ökonomisch wie ethisch wieder feste Fundamente zu geben. Fundamente, zu denen gerade der Respekt der verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Gruppen voreinander gehört. Eine Errungenschaft, die wir Demokraten und Demokratinnen schützen müssen.“

Kultur des Kompromisses zwischen Menschen und Bundesländern

Die Stärke der Sozialen Marktwirtschaft, so Ulrich weiter, liege in ihrer hochentwickelten Verhandlungs- und Verabredungskultur. „Vielleicht ist das ihr Erfolgsrezept: Die Kultur des Kompromisses in des Wortes bester Bedeutung. Das ständige Bemühen um einen sorgfältigen Interessensausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen den sozialen Schichten und auch zwischen den Bundesländern. In dem Namen ist die Überzeugung angelegt: Alles Wirtschaften dient dem Sozialen, der Gemeinschaft also.“ Der Landesbischof betonte: „Die Soziale Marktwirtschaft muss inhaltlich immer wieder neu gefüllt werden. Deshalb haben wir uns auch künftig darüber zu verständigen, was ihr Attribut ‚sozial‘ angesichts der Veränderungen in der Arbeitswelt konkret bedeutet und verantwortete Freiheit heute meint. Wirtschaft ist eine sehr hohe Kulturleistung des Menschen. Wir dürfen stolz auf sie sein. Und sie ist eine Herausforderung, die gestaltet werden muss – von uns allen.“  

Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord, mahnte am Rande der Begegnung: „Eine Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe hat Republik, Wirtschaft und Sozialstaat stark gemacht – auch die Finanzkrise konnte so bewältigt werden. Im Zeitalter des Neoliberalismus verabschiedeten sich immer mehr Unternehmen von diesem Sozialpartnermodell, sie setzten auf Leiharbeit, Werkverträge, Befristungen, Minijobs, Arbeit auf Abruf und Niedriglohn. Schluss mit der Tarifflucht der Arbeitgeber! Nur mit Teilhabe und fairen Löhnen, mit Sozialpartnerschaft und Mitbestimmung erreichen wir eine gute Zukunft.“

Frank Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse zu Lübeck, sagte in der Diskussion: „Wir stehen seit mehr als 200 Jahren als verlässlicher Partner an der Seite der Lübecker Wirtschaft, der Hansestadt Lübeck sowie der Menschen in unserer Stadt. Und das wird auch in der Zukunft so bleiben. Unsere Verwurzelung und Vernetzung ist unser Antrieb, wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Verantwortung zu übernehmen. Gemeinsam mit der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck ‚leben‘ wir soziale Marktwirtschaft."

Bei einem Besuch der Sparkasse zu Lübeck erhielt Landesbischof Ulrich einen Einblick in die Geschichte des Finanzinstituts und dessen Gemeinnütziger Sparkassenstiftung. Bei einem Rundgang informierte er sich im Gespräch mit Auszubildenden über ihre Arbeit. Anschließend trug er sich ins Goldene Buch der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck ein.

 

 

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