„Vorbild und Inspiration für ganze Generationen von Pastorinnen und Pastoren“
14. September 2023
Die Nordkirche gratuliert Altbischöfin Bärbel Wartenberg-Potter zum 80. Geburtstag. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigte im Namen des Bischofsrates die Jubilarin als engagierte Streiterin für Ökumene und Feministische Theologie.
Mit einem Empfang im Dom zu Lübeck sowie einer anschließenden Abendmahlfeier ehrt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am 16. September 2023 um 15 Uhr Bärbel Wartenberg-Potter, emeritierte Bischöfin der Nordelbischen Kirche im Sprengel Holstein und Lübeck (2001 – 2008), anlässlich ihres 80. Geburtstages.
Bärbel Wartenberg-Potter wurde 2001 zur Bischöfin der Nordelbischen Kirche im Sprengel Holstein-Lübeck gewählt. Nach Maria Jepsen (Hamburg) und Margot Käßmann (Hannover) war sie die dritte Bischöfin in Deutschland. Als Leiterin der damaligen Steuerungsgruppe hat sie maßgeblich den Zusammenschluss ihrer Kirche mit denen in Mecklenburg und Pommern zur Nordkirche vorangebracht. Sie ist profilierte Kritikerin einer globalisierten Wirtschaft sowie Streiterin für Ökumene und Feministische Theologie. Bundesweit bekannt wurde sie auch als Mitherausgeberin der „Bibel in gerechter Sprache“.
Stimme für alle, deren Stimmen nicht gehört wurden
„Das Wirken von Bärbel Wartenberg-Potter ist untrennbar mit ihrem Wirken für die weltweite Ökumene verbunden. So baute sie die „Aktion Missio“ im Bereich der Württembergischen Landeskirche auf, war Gründungsmitglied der deutschen „Anti-Apartheid-Bewegung“ und von „Pro Ökumene“ und wirkte später als Direktorin des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf“, würdigt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt die Altbischöfin. „Ob als Mitbegründerin der Ökumenischen Umwelt-Stiftung oder als Leitung des „Ausschusses für Ökumenische Diakonie“ in der EKD, der verantwortlich zeichnet für die Vergabe der Mittel von „Brot für die Welt“ und „Katastrophenhilfe“ des Diakonischen Werkes in Deutschland: Bärbel Wartenberg-Potter hat sich immer für jene eingesetzt, die ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt wurden. Sie war als feministische Theologin, als Pastorin und als Bischöfin eine Stimme für alle, deren Stimmen nicht gehört oder überhört wurden“, so Kühnbaum-Schmidt.
Inspirierende Begegnungen vom ersten Tag ihres Wirkens
Der Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, sagte mit Blick auf den Empfang der Nordkirche: „Wir gratulieren unserer Bischofsschwester Bärbel Wartenberg-Potter zum 80. Geburtstag und wünschen ihr Glück und viel Segen. Sie hat ihren bischöflichen Dienst in der Nordelbischen Kirche mit Leidenschaft und weitem Horizont gestaltet. Ich erinnere mich an viele inspirierende Begegnungen vom ersten Tag ihres Wirkens an. Und an ihre herzliche Gastfreundschaft, wenn sich an kirchlichen Festtagen eine kleine Gemeinde in ihrem Haus um sie sammelte. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir ihren Geburtstag mit ihr und vielen Weggefährtinnen und Weggefährten im Lübecker Dom begehen werden.“
Beeindruckend durch tiefe Spiritualität und klare Haltung
„Bärbel Wartenberg-Potter steht und stand auch als Bischöfin im damaligen Sprengel Holstein und Lübeck für Aufbruch und Mut. Bis heute schätze ich die ihr eigene innere Kraft, mit Experimentierfreude und Weitsicht neue Horizonte auszumessen“, erklärt Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche und betont weiter: „Auch als Ökumenikerin. Sie brachte Südwind in unseren Norden, predigte mit großer Leidenschaft und leistete für die Fusion der drei norddeutschen Landeskirchen maßgebliche Weichenstellungen. Von Anfang an setzte sie, etwa mit der Ratzeburger Sommerakademie oder den Ethik-Symposien, Akzente für die Themen Schöpfungsbewahrung und Klimagerechtigkeit. Sie hat mich mit ihrer tiefen Spiritualität und klaren Haltung - auch als Frau in einem leitenden Amt - beeindruckt. Dies alles - sowie ihr Wirken im Dom zu Lübeck, in dem auch ich heute regelmäßig Gottesdienste feiern darf - hat eine schwesterliche Verbundenheit, ja Freundschaft entstehen lassen, die mir persönlich viel bedeutet."
Entscheidende Rolle bei der Entstehung der Nordkirche
„Für die Entstehung der Nordkirche hat Bärbel Wartenberg-Potter eine entscheidende Rolle gespielt: Sie hat damals den Impuls dafür gegeben, dass Ost und West im Norden seit nunmehr elf Jahren in einer Landeskirche zusammenwachsen“, erklärt Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche. „Wir erleben täglich, wie uns der Austausch über unterschiedliche Glaubenstraditionen und die Rolle der Kirche in Ost und West bereichert. Für dieses gelungene Projekt hat Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter damals visionäre Ideen entwickelt", so der Bischof weiter.
Geprägt von Apartheid-Erfahrungen in Südafrika und Erlebnissen in karibischen Armenvierteln
Im September 2013 veröffentlichte Bärbel Wartenberg-Potter ihre Autobiografie „Anfängerin. Zeitgeschichten meines Lebens“. Sie erzählt von der Apartheid in Südafrika, beschreibt ihre Begegnung mit der amerikanischen Frauenbewegung und berichtet von ihren Erlebnissen in karibischen Armenvierteln. Aber auch das deutsche Gemeindeleben und die Entstehung der Nordkirche sind wichtige Themen des Buches.
Segenswünsche des Bischofsrates
„Bärbel Wartenberg-Potter ist für uns ein Vorbild und eine Inspiration für ganze Generationen von Pastorinnen und Pastoren“, sagt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Ich gratuliere ihr gemeinsam mit dem Bischofsrat zu ihrem heutigen 80. Geburtstag ganz herzlich und wünsche ihr vor allem viel Gesundheit, Zeit mit Familie und Freunden sowie Gottes reichen Segen.“
Hinweise an die Redaktionen
Impulse auf dem Empfang: Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein sowie Prof. Cornelia Füllkrug-Weitzel, ehemalige Präsidentin von „Brot für die Welt“ und „Diakonie Katastrophenhilfe“ und Pastor i. R. Dr. Michael Biehl, ehemaliger Referent für Grundsatzfragen und Theologische Ausbildung der Evangelischen Mission weltweit (EMW).
Abendmahlfeier: Pröpstin i.R. Frauke Eiben
Lebenslauf Bärbel Wartenberg-Potter
Bärbel Wartenberg-Potter wurde am 16. September 1943 in Pirmasens/Pfalz geboren. Nach einem Lehramtsstudium (1963 -1968) brachte sie in einem Missionsprojekt württembergischen Schülern Themen der Entwicklungspolitik und weltweiten Gerechtigkeit nahe. Erst mit 37 Jahren wurde sie Pastorin. Sie war von 1977 bis 1980 Studienleiterin im Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildungsarbeit Stuttgart, anschließend Direktorin der Abteilung „Frau in Kirche und Gesellschaft“ des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Am Vereinigten Theologischen College der Universität der Westindischen Inseln war sie von 1985 bis 1990 als Dozentin tätig. Von 1991 bis 1997 war sie Gemeindepfarrerin in Stuttgart-Botnang, anschließend Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.
2001 wurde sie Bischöfin der Nordelbischen Kirche für den Sprengel Holstein und Lübeck, das Amt bekleidete sie bis 2008. In diesem Zeitraum gehörte sie der Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands an. Am 6. Juli 2008 wurde sie in den Ruhestand verabschiedet, in den sie offiziell mit dem 30. September 2008 eintrat.
Seit 2009 ist sie Vorsitzende des Kuratoriums des Instituts für Theologische Zoologie Münster und seit 2011 Schirmherrin des Vereins „Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister Schleswig-Holstein e.V.“ in Schleswig-Holstein.
Frau Wartenberg-Potter war von 1985 bis zu seinem Tod 2015 in zweiter Ehe mit dem früheren Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Philip Potter verheiratet.
Hintergrund
Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche entstand 1977 und vereinigte sich an Pfingsten 2012 mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg sowie der Pommerschen Evangelischen Kirche zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).