Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu! (Offb. 21,5)

Weihnachts- und Neujahrsbotschaft von Bischof Tilman Jeremias

Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche
Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche© Marcelo Hernandez, Nordkirche

22. Dezember 2025 von Marlene Nürnberger

In seiner Weihnachtsbotschaft erinnert Bischof Tilman Jeremias an den Weihnachtsfrieden von 1914 und verbindet ihn mit der Jahreslosung 2026 „Siehe, ich mache alles neu“. Seine Neujahrsbotschaft ist ein theologischer Ruf nach Frieden, Hoffnung und einem geistlichen Neuanfang in einer von Krieg und Gewalt geprägten Welt.

Ich möchte dieses Jahr erinnern an den Heiligen Abend vor 111 Jahren, im Jahr 1914.

Es ist das erste Jahr des Ersten Weltkriegs. Allein in diesem Jahr sind schon etwa eine Million Menschen getötet worden. In Flandern liegen die Schützengräben der deutschen und der britischen Soldaten keine 100 Meter auseinander.

Da beginnt einer im deutschen Schützengraben zu singen: „Stille Nacht“. Ein anderer ruft: „Schießt nicht, wir schießen auch nicht!“ Die Briten zögern, sind misstrauisch. Doch plötzlich singen auch sie, englische Weihnachtslieder. Wenig später traut der Erste sich, den Kopf aus dem Graben zu heben. Beide Seiten gehen aufeinander zu, unbewaffnet. Sie treffen einander in der Mite. Sprachbarrieren spielen keine Rolle. Jemand hat Tabak aus der Heimat und schenkt ihn her. Die Schützengräben werden mit Weihnachtsbäumen und Kerzen geschmückt.

Am nächsten Tag zeigen sie einander ihre Fotos aus der Heimat. Sie beginnen, Fußball gegeneinander zu spielen, Deutsche gegen Briten. Sogar ein Fass Bier wechselt die Seiten. Gemeinsam bestatten sie ihre Toten. 

Drei Tage währt dieser Weihnachtsfriede, den niemand angeordnet hat, an manchen Frontabschnitten sogar bis Neujahr. Dann ist er vorbei. Diejenigen, die gerade noch gemeinsam gesungen haben, schießen wieder aufeinander. Bis 1918 werden weitere acht Millionen Menschen ihr Leben in diesem sinnlosen und grausamen Krieg lassen. 

Nie wird die Absurdität, die Unmenschlichkeit des Krieges deutlicher als in dem heiligen Moment, wenn der Friede siegt. Die Engel singen in der Heiligen Nacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“.

Das Weihnachtswunder von 1914 zeigt, dass Friede auch jetzt und hier möglich ist, sogar mitten im Krieg. 

Zu Beginn des neuen Jahres überkommt mich der Wunsch nach einem Reset. Alles nochmal auf Anfang! So viel haben wir als Menschheit falsch gemacht in den vergangenen Jahren.

In diese Sehnsucht spricht die Jahreslosung, das biblische Moto für 2026: Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu! (Offb. 21,5)

Ganz am Ende in der Heiligen Schrift finden wir die große Vision des Johannes über das Ende der Tage, eine Neuschöpfung der Welt durch Gott. Gott macht alles neu. Das Alte ist vergangen. Und die neu erschaffene Welt ist völlig durchdrungen von der Liebe Gottes. 

Im Vers vor der Jahreslosung wird das Wichtigste über diese Zukunft am Ende der Tage gesagt: Gott wird dann die Tränen abwischen von unseren Augen, den Tod wird es nicht mehr geben, kein Leid und kein Geschrei und keinen Schmerz.

Welch ein Hoffnungsbild! Sicher ein Bild, das in krassem Widerspruch steht zu einer Gegenwart, die durchdrungen ist von Gewalt, Hass, Krieg und Terror. Aber ein kraftvoller Blick Richtung Vollendung des Universums. Wenn alle Kriegstreiber und Unterdrücker sich verantworten müssen vor Gott. Wenn Hass und Ungerechtigkeit beendet werden. Wenn Gott einmal alles in allem sein wird.

Von so einem Kraftsatz ein Jahr lang begleitet zu werden bedeutet auch eine Hilfe für das persönliche Reset. Es darf Vieles neu losgehen, auch bei mir!

Ich wünsche Ihnen gesegnete und vor allem friedliche Weihnachten und Gottes Segen für das kommende Jahr!

Ihr Bischof Tilman Jeremias 

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