Corona-Pandemie

Winter auf Helgoland: Ruhe in unruhigen Zeiten

Winter auf Helgoland.
Winter auf Helgoland.© Copit, iStockphoto

21. Januar 2021 von Simone Viere

Auf der Nordseeinsel Helgoland gibt es aktuell keinen aktiven Corona-Fall. "Wir sind bei einem Inzidenzwert von null", berichtet Insel-Pastorin Pamela Hansen. Dennoch gelten auch inmitten der Nordsee strenge Kontaktregeln und auch der Gottesdienst findet zurzeit nur digital statt – mit gutem Grund.

Rund 1400 Einwohner zählt das Eiland, etwa 600 davon gehören zur evangelischen Kirchengemeinde. "Jeder hat hier mit jedem zu tun, alle stehen irgendwie in Kontakt zueinander", berichtet Hansen, die weiß, dass bei einem Ausbruch die Infektionskette kurz wäre: "Deswegen sind die meisten hier auch sehr vorsichtig, es muss sein". Fünf positive Fälle habe es schon seit Beginn der Pandemie gegeben, doch glücklicherweise wurden sie früh genug erkannt und isoliert.

Einreise nur mit negativem Testergebnis

Touristen dürfen derzeit nicht auf die Insel reisen, und für alle anderen – seien es Familienangehörige oder Handwerker – gilt eine strenge Corona-Testpflicht. Ohne negativen Test darf die Insel nicht betreten werden. Es dürfe im Moment ja nicht mal eine Möwe ungetestet landen, habe ein Wasserschutzpolizist kürzlich zu ihr gesagt, erzählt Hansen. Auch die gebürtige Plönerin reist im Moment nicht, ihren anstehenden Urlaub im Februar will sie mit ihrem Mann auf Helgoland verbringen. Auch wenn sie wirklich gerne ihre Mutter auf dem Festland besuchen würde, um ihr bei einer anstehenden Operation beizustehen.

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Pastorin Pamela Hansen.© privat

"Es ist nichts los. So kenne ich es gar nicht"

"Es ist wirklich extrem ruhig im Moment, es ist nichts los. So kenne ich es gar nicht", berichtet die Seelsorgerin, die seit mittlerweile neun Jahren auf Helgoland lebt. Normalerweise rücken die Insulaner im Winter eng zusammen. "Ich vergleiche es gerne mit Ebbe und Flut. Aus Inselsicht haben wir im Sommer Ebbe, da alle beschäftigt sind und arbeiten". Auch die älteren Bewohner der Insel würden sich dann um die Unterbringung der Feriengäste kümmern oder Tickets verkaufen. "Im Winter ist Flut, zum Beispiel in unserem Seniorenkreis, der findet nur von November bis kurz vor Ostern statt", so die 49-jährige Seelsorgerin. Dann gebe es auch Zeit, sich gegenseitig zu besuchen und gesellig beisammen zu sein.

Die Stille genießen

Nicht jeder Insulaner komme gut mit der Ruhe zurecht. "Ich gehöre zu den Menschen, die diese Stille auch genießen können. Davon gibt es hier einige. Aber natürlich gibt es auch hier Menschen, die einsam sind und denen das Probleme macht", berichtet Hansen. Sie versucht durch viele Telefonate mit ihren Gemeindemitgliedern in Kontakt zu bleiben, sonntags feiert sie eine Andacht auf Facebook, auch die Kirche ist geöffnet, um Kerzen zu entzünden oder ein Gebet zu sprechen. 

Die Nachfrage nach Präsenzgottesdiensten sei hingegen gering. "Ich glaube, die Angst vor Ansteckung ist einfach da. Und ein Gottesdienst mit Maske und ohne Gesang für viele hier auch nicht so attraktiv. Mir fehlt das Singen auch", so Hansen. 

Segen zum Mitnehmen

Zur Person: Pamela Hansen wurde in Sandkaten bei Plön geboren. Sie studierte Theologie in Kiel. Nach Stationen in Papua-Neuguinea und Detroit (USA) kam sie 2012 als Pastorin nach Helgoland. 

Regelmäßig hängt die Pastorin auch Papiertüten zum Mitnehmen mit einem Segen und einer kleinen Aufmerksamkeit für Zuhause im Strauch vorm Gemeindehaus auf, "es sein denn es gibt hier 10 Windstärken wie heute, dann wehen die alle weg", so Hansen, die schon viele Stürme auf Deutschlands einziger Hochseeinsel miterlebt hat. Wahrscheinlich werden es noch einige mehr, denn Pamela Hansen ist längst auf der Insel angekommen und hat inmitten der Nordsee ihr Zuhause gefunden. Auch in Zukunft will sie für ihre kleine Gemeinde da sein, in stillen und stürmischen Zeiten.

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