Landesbischof Ulrich besuchte Justizvollzugsanstalt Stralsund

„Wir alle leben davon, dass wir immer wieder neu anfangen dürfen“

Landesbischof Gerhard Ulrich
Landesbischof Gerhard Ulrich© Sönke Dwenger/Nordkirche

19. Mai 2016 von Maren Warnecke

Stralsund. Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), hat heute (19. Mai) zum ersten Mal die Justizvollzugsanstalt (JVA) Stralsund besucht. Bereits im Dezember 2015 und im Juli 2014 hatte er sich in der Jugendanstalt Neustrelitz über die Arbeit der dortigen Justizvollzugseinrichtung informiert. „Ich freue mich, dass Landesbischof Gerhard Ulrich bereits das dritte Mal Gefangene in unserem Land besucht. Das ist eine Auszeichnung für den Justizvollzug und seine Bediensteten“, sagte Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) im Vorfeld.

In Stralsund stand neben einer Andacht für Gefangene und Mitarbeitende der JVA die Begegnung mit den Gefangenen auf dem Programm. Der Besuch von Landesbischof Ulrich war auf Initiative der Stralsunder Gefangenenmitverantwortung, die Interessenvertretung der Gefangenen, zustande gekommen.

In seiner Andacht erinnerte der Landesbischof an die Fehlbarkeit des Menschen. "Es gibt Geschichten in der Bibel, denen sieht man nicht gleich an, dass sie etwas Pfingstliches an sich haben. Dass es bei ihnen um Aufbruch geht, Neuanfang, um Kraft, die wir bekommen." So wie in der Geschichte von Simon Petrus, der Jesus drei Mal verraten hatte, bevor der Hahn krähte: Ihn sucht Jesus ebenso auf wie den Zöllner Zachäus, der sich mit seinen betrügerischen Steuererhebungen außerhalb des Gesetzes gestellt hatte. Ulrich: "Was Jesus dem Zachäus sagt, was er Petrus sagt, das spricht er auch in diesen Raum hinein: Ja, jeder von euch hat einen Fehler gemacht, vielleicht einen großen Fehler. Jetzt tragt ihr die Konsequenzen dafür. Und mancher von euch fragt sich vielleicht immer wieder: Wer bin ich - ein schlechter Mensch? Mehr nicht? Und: Habe ich eine Zukunft? Oder wird das, was ich getan habe, für immer an mir kleben, auch draußen?"

Landesbischof Ulrich: Zum Menschsein gehören Fähigkeiten und Schwächen

Doch Jesus vergibt Petrus und steht weiter an seiner Seite. Ulrich: "Alle sind wir davon abhängig, dass man uns vergibt. Es gibt niemanden, der keine Schwächen hätte, es gibt aber auch niemanden ohne Fähigkeiten. Wir alle leben davon, dass wir immer wieder neu anfangen dürfen." Er ermutigte die Gefangenen, sich gegenseitig zu stärken, ob im Gottesdienst, beim gemeinsamen Singen und Beten oder im Gespräch mit der Gefängnisseelsorgerin Pastorin Ute Bauer-Ohm.

"Kirche ist da für Menschen in schwierigen Situationen", machte Ulrich deutlich. Mit diesem eigenen und unverwechselbaren Beitrag der Kirche in den Vollzugsanstalten folge die Seelsorge an Gefangenen dem Auftrag Jesu. "Jesus will hier an diesem Ort sein. In dieser JVA. Er hat seine Meinung zu diesem Ort unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Sie ist befreiend: 'Ich war ein Gefangener und ihr habt mich besucht.' Ich bin an eurer Seite. Ihr dürft das Dunkle in eurem Leben hinter euch lassen, dürft wirklich glauben, dass eure Seele gesund wird."

Anstaltsleiterin Kirstin Böcker dankte Landesbischof Ulrich: "Wir freuen uns über die erste Andacht eines Landesbischofs in unserer JVA. Ihr Besuch zeigt, welche Bedeutung Sie der seelsorgerischen Arbeit in Gefängnissen beimessen. Gefängnisseelsorge ist ein wichtiger Beitrag, der über die konfessionelle Betreuung hinaus geht und ein unverzichtbarer Teil für die Resozialisierung der Inhaftierten in die Gesellschaft darstellt."

Der Landesbischof würdigte auch die Arbeit der Mitarbeitenden der JVA Stralsund. Neben der Betreuung, Versorgung und Sicherung der Gefangenen sei es ihre wichtigste Aufgabe, positiv auf die Gefangenen einzuwirken und ihre Reintegration zu fördern, sagte er.

 

Hintergrund:

Die JVA Stralsund ist zuständig für den Vollzug von Untersuchungshaft, Zivilhaft und Freiheitsstrafe mit einer Vollstreckungsdauer bis zu drei Jahren an erwachsenen männlichen Gefangenen. Dafür verfügt die Anstalt über je eine Abteilung des geschlossenen und des offenen Vollzuges mit einer Kapazität von insgesamt 190 Haftplätzen. Neben Arbeit und Ausbildung in den Gewerken Holz- und Metallbearbeitung werden als Behandlungsmaßnahmen insbesondere Suchtberatung, Schuldnerberatung und verschiedene Gruppenmaßnahmen durchgeführt. Der seelsorgerischen Betreuung der Gefangenen unterschiedlicher Konfessionen widmen sich zwei Seelsorger der evangelischen und der katholischen Kirche.

Gerhard Ulrich ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). <link http: www.nordkirche.de>www.nordkirche.de
<link http: www.velkd.de>www.velkd.de

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