„Wir sind dankbar für den unermüdlichen Einsatz um eine der ältesten und schönsten pommerschen Dorfkirchen“
20. Mai 2014
Tribohm. Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit verleiht am kommenden Sonntag (25. Mai) in Tribohm (Landkreis Vorpommern-Rügen) der 82-jährigen Hamburgerin Barbara Müller-Plathe das Ansgarkreuz.
Die nach einer Emailfibel aus dem 8./9. Jahrhundert gefertigte bronzene Brosche ist ein Dankeszeichen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) für Gemeindeglieder, die durch großen persönlichen Einsatz zur Förderung der Kirche in der Öffentlichkeit hervorgetreten sind. Im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis wird sie zum ersten Mal verliehen. Der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern: „Ich freue mich, dass wir mit dem Ansgarkreuz unsere große Dankbarkeit für den unermüdlichen Einsatz von Barbara Müller-Plathe um eine unserer ältesten und schönsten pommerschen Dorfkirchen zum Ausdruck bringen können.“
Barbara Müller-Plathe wurde 1931 in Plathe (Ploty) in Hinterpommern geboren und lebt seit Ende der 1950er Jahre in Hamburg-Othmarschen. Als sie 2001 eine unerwartete Erbschaft erhielt, beschloss sie, diese in die Restaurierung einer Kirche in Vorpommern zu stecken. Barbara Müller-Plathe erinnert sich: „Tribohm war die Kirche, die am schlechtesten dran war. Sie war muffig, grün und schwarz von Algen, und es durfte keiner mehr rein, weil das Dach einzustürzen drohte. Da habe ich gesagt: Die ist es, da möchte ich was tun!" Zumal die Dorfbewohner sie alle sehr freundlich und offen empfangen hätten, die Gemeinde lebendig wirkte. "Ich hatte das Gefühl: Hier lohnt es sich auch, die Kirche zu erhalten."
„Sie hat sich in unsere Tribohmer Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert verliebt“, meint Christhard Wehring, der Tribohmer Pastor. Unermüdlich warb die Hamburgerin in den nächsten zehn Jahren um Spendengelder: Bei Institutionen wie der Reemtsma-Stiftung oder der Rudolf-August-Oetker-Stiftung und immer wieder bei einzelnen Sponsoren und Spendern vor allem aus dem Hamburger Raum. Daneben hat sie über viele Jahre eine Spendensammelaktion bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz durchgeführt. Pastor Wehring: „Sie hat einfach nicht locker gelassen und wieder und wieder geworben.“ Wie hartnäckig sie sein konnte, verdeutlicht er mit einer Anekdote: „Das Denkmalamt wollte unbedingt rosafarbene Lampen, da unter dem Putz solch ein Rosaton gefunden worden war. Frau Müller-Plathe fand das entsetzlich. Sie drohte, dass alle Geber ihre Gelder zurückziehen würden, sollte das Amt dies umsetzen.“ Und sie gewann. Ihre einzige Konzession: Ein rosafarbener Streifen über dem Altar.
Rund eine Million Euro kostete die Sanierung der Kirche insgesamt. 2010 konnte der Feldsteinbau von Dr. Hans-Jürgen Abromeit neu geweiht werden. „Frau Müller-Plathe wollte etwas von dem, was das Leben ihr geschenkt hat, weiter geben. Damit ist sie für uns Christen ein Vorbild“, so der Bischof.
Heute finden alle zwei Wochen Gottesdienste in der Tribohmer Kirche statt. Besonders beliebt ist sie auch bei Touristen für Trauungen. Im Sommer gibt es regelmäßig Konzerte. Pastor Christhard Wehring: „Die Tribohmer lieben Frau Müller-Plathe. Auch für diejenigen, die sonst mit Kirche nichts zu tun haben, gilt sie als Retterin unserer Kirche. Es ist ganz erstaunlich, wie viele Tribohmer sich bei uns bei der Gartenarbeit oder beim Schmücken engagieren, die gar keine Kirchenmitglieder sind.“