Das Kirchenjahr

Die Stationen im Leben Jesu

Es ist ein Kreislauf.

Was im christlichen Glauben wichtig ist, kehrt wieder, fest eingebunden in den Ablauf des Kalenderjahrs.

Von der Geburt Jesu bis zur Kreuzigung und seiner Auferstehung: Die Feste, die jedes Jahr wieder gefeiert werden, sind tief verbunden mit den Stationen seines Lebens.

Das Kirchenjahr besteht somit aus wiederkehrenden Symbolen, Liedern und Farben, die im liturgischen Kalender festgehalten werden.

Das Leben im Jahreszyklus

Das Kirchenjahr beginnt in der dunklen Jahreszeit - und zwar mit der Adventszeit, in der mit seiner Ankunft das Licht eintritt. Im Frühjahr, wenn sich in der Natur neues Leben regt, feiern wir zu Ostern den Sieg des Lebens über den Tod.

Im Herbst wiederum, wenn die Blätter von den Bäumen fallen, gedenken wir der Toten. Um anschließend mit neuem Mut auf das neue Leben zu warten.

Der Kreislauf beginnt von Neuem und ist somit auch ein Kreislauf des Lebens, vom Aufblühen bis zum Vergehen und Neuentstehen.

Verknotete Taue auf dem Nordkirchenschiff.

Das Leben und die Feste

Die Verkündigung der Geburt

Die Geschichte Jesu beginnt vor seiner Geburt - mit der Verkündigung seiner Ankunft. Der Engel Gabriel besucht die Jungfrau Maria in Nazareth und spricht zu ihr:

„Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und dem sollst du den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit und seines Königreichs wird kein Ende sein.”

So steht es im Lukasevangelium, Kapitel 1, Verse 30-33.

Advent

Ein König wird kommen: Es ist das sehnsüchtige Warten auf seine Ankunft - im Lateinischen heißt es „adventus” - und seine Wiederkehr, das den 1. Advent und damit den Beginn des Kirchenjahrs prägt.

Die Verkündigung der Ankunft weist auf den Kern des christilichen Glaubens: Gott wird in Jesus von Nazareth als Mensch geboren. Denn er wird den Frieden und eine gerechtere Welt bringen. Sein Weg wird bereitet. So heißt es im dazugehörigen Psalm 24:

„Machet die Tore weit!”

Ob Adventskranz mit vier Lichtern für jeden Adventssonntag oder die 24 Türchen des Adventskalenders: Die Vorfreude auf die Ankunft wird in diesen Bräuchen zum Ausdruck gebracht.

Das Nordkirchenschiff fährt in den Sonnenaufgang über der Nordsee.

Die Geburt

Wegen einer Steuererfassung unter Kaiser Augustus gehen die nun schwangere Braut Maria und ihr Mann Josef nach Bethlehem, dem Geburtsort Josefs. In der Stadt finden sie keine Herberge - sie finden nur Platz in einem Stall. Dort kommt das Kind unter ärmlichen Verhältnissen zur Welt und wird in eine Futterkrippe gelegt.

Die Geschichte wird im Lukasevangelium erzählt, Kapitel 2, Verse 1-20.

Weihnachten

Ein heller Stern leuchtet über Bethlehem, um zu zeigen, dass dort ein ganz besonderes Kind geboren worden ist. Damit geht zu Weihnachten die alte Verheißung in Erfüllung: Gott ist als Mensch geboren in diesem Kind. Er bringt die Liebe und das Licht, um die Welt zu erlösen und den Menschen das Heil zu bringen.

Himmel und Erde verbinden sich.

Das Erscheinen

Nachdem sie den leuchtenden Stern als Zeichen erblickt haben, kommen die Weisen aus dem Morgenland mit Geschenken nach Jerusalem, um den neugeborenen König zu sehen.

Jesus wird schließlich von Johannes dem Täufer am Jordan getauft und vollbringt im Folgenden Wunder: Auf einer Hochzeit zu Kanaa verwandelt er das Wasser zu Wein. Er und seine Jünger heilen Kranke, auch über die Landesgrenzen hinaus. Und schließlich zeigt sich Jesus als Herr über die Naturgewalten und Stürme des Lebens - und somit über die Schöpfung:

Auf einem Boot, das in einen Sturm geraten ist, bringt er die Fluten zum Schweigen.

Epiphanias

Die Geburt des göttlichen Kindes strahlt im Symbol eines Sterns weit, bringt Licht in die Dunkelheit und zeigt auf die Wunder, die Jesus für die Menschen vollbringt: Er heilt Kranke, verwandelt Wasser in Wein und bezwingt Naturgewalten. Das alles, um zu zeigen:

Gottes Liebe kennt keine Grenzen - das wird in der Epiphaniaszeit gefeiert, die von Anfang Januar bis Februar dauert. Zugleich wird die Taufe Jesu zum Vorbild der christlichen Taufe, sie gilt fortan als Sakrament, also als Heilszeichen, der Christenheit.

Im Sternenhimmel über dem Nordkirchenschiff weht die Nordkirchen-Fahne im Wind.

Der Leidensweg

Als Jesus nach Jerusalem kommt, wird er dort noch freudig begrüßt. Doch sein Tod wird schon angekündigt.

Am Abend zuvor isst er noch ein letztes Mal gemeinsam mit seinen Jüngern und spricht ihnen Mut zu. Doch viele andere sehen in ihm einen politischen Aufrührer. Mit dieser Begründung wird er schließlich verhaftet und vom römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tode verurteilt.

Jesus stirbt am Kreuz.

Passionszeit

An Aschermittwoch, am Anfang der Passionszeit, beginnt das 40-tägige Fasten - eine Zeit, die in Vorbereitung auf Ostern zur Buße aufruft. An Gründonnerstag wird durch Jesu letzte Zusammenkunft an die Einsetzung des Abendmahls erinnert.

An Karfreitag gedenken wir der Kreuzigung Jesu - daher steht dieser Tag ganz im Zeichen der Trauer. Dafür steht auch das Wort „Kara”, das aus dem Mittelhochdeutschen stammt und „Jammer” bedeutet. Die Christen bekennen: Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Das Symbol ist das Kreuz, das Himmel und Erde verbindet, es steht für Mitgefühl und die Erlösung vom Tod.

Das Nordkirchenschiff segelt in den Sonnenaufgang über der Nordsee.

Die Auferstehung

Drei Tage nach der Kreuzigung Jesu machen sich Frauen zu seinem Grab auf, um den Leichnam zu salben. Doch sie finden das Grab leer vor und erfahren von einem Engel, dass Gott ihn vom Tod auferweckt hat. Jesus erscheint tags darauf zwei seiner Jünger und trägt ihnen auf, die gute Nachricht weiterzusagen.

Ostern

Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit. Es erinnert an die Mitte des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Er kann alle Menschen aus Tod und Unrecht retten, wie er Jesus errettet hat. Das Osterfest ist daher ein Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod.

Detailaufnahme der Takelage des Nordkirchenschiffs auf hoher See.

Die Rückkehr zu Gott

Jesus verabschiedet sich 40 Tage nach seiner Ostern aus dem engen Kreis seiner Jünger, denen er in dieser Zeit noch mehrmals erschienen ist.

Nun kehrt er zurück zu Gott, um an dessen Seite allen Menschen nah zu sein. Er wird „vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf, weg von ihren Augen”. So steht es in der Apostelgeschichte, im Kapitel 1, Vers 9.

Himmelfahrt

Himmelfahrt wird, wie in der Apostelgeschichte festgehalten, 40 Tage nach Ostern gefeiert. Sie erklärt, wo Jesus nun ist: bei Gott, seinem Vater. Und das ist im übertragenen Sinn zu verstehen: Himmelfahrt ist ein Symbol der Wandlung und der spirituellen Entwicklung der Persönlichkeit.

Der Himmel ist kein geografischer Ort mehr, sondern der mystische Bereich Gottes.

Zwei Basstölpel schnäbeln auf Helgoland im Sonnenschein.

Die Entsendung

Es geschieht die „Ausgießung des Heiligen Geistes” an die Jünger Jesu. Sie, ganz bewegt, sprechen von Jesus Christus - und das Wunder geschieht: Jeder kann die Botschaft in seiner eigenen Sprache verstehen. Damit wird das Evangelium weiterverbreitet und an die Taten Jesu erinnert.

Der Geist Jesu verbindet die Menschen. Tausende lassen sich daraufhin taufen.

Pfingsten

Pfingsten ist - neben Weihnachten und Ostern - das dritte große christliche Fest in unserem Kalender. Seit dem vierten Jahrhundert wird es genau 50 Tage nach Ostern gefeiert, was dem Pfingstfest auch den Namen gab. Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen: Pentekoste bedeutet Fünfzig.

Pfingsten bildet im Kirchenjahr den Abschluss des Osterfestkreises, es ist eine Zeitspanne, die die Christen aus der jüdischen Tradition übernommen haben.

Die Dreifaltigkeit

In der Nachfolge Jesu glauben Christinnen und Christen fortan an einen Gott, der sich in drei Gestalten zeigt: als Gottvater, Sohn und Heiliger Geist. Das heißt: Er ist gleichzeitig ein Gott, der seine Menschen liebt wie ein Vater seine Kinder. Als Sohn hat er sich des Schicksals der Menschen angenommen. Und als Heiliger Geist ist er bei den Menschen immer gegenwärtig.

Trinitatis

Den Sonntag nach Pfingsten wird die Dreieinigkeit („Trinität”) gefeiert. Die folgenden 15 Sonntage - die sogenannte „Trinitatiszeit” - werden im Kirchenjahr als „Sonntage nach Trinitatis“ gezählt. Es ist die Zeit ohne die drei großen christlichen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten.

An Bord des Nordkirchenschiffs im Sonnenaufgang.

Zeit der Stille: Ausgang des Kirchenjahres

Zum Ende des Kirchenjahres Ende November beginnt die Zeit der Stille und der tiefen Reflektion.

Der Buß- und Bettag soll daran erinnern, dass man nach Fehlern jederzeit umkehren kann auf den Weg der Gerechtigkeit und der Liebe.

Als letzter Tag im Kirchenjahr kurz vor dem Advent wird der Ewigkeitssonntag oder auch Totensonntag gefeiert. Zum einen gedenken wir der Toten, zum anderen werden wir uns der eigenen Sterblichkeit bewusst. Trotzdem gibt es Hoffnung: auf ein Leben nach dem Tod.

Das Kirchenjahr endet - und beginnt im Kreislauf des Lebens im Advent neu.

Seilwinde und Takelage auf dem Nordkirchenschiff.

Weitere Feste

Erntedank

Das Fest wird in der Trinitatiszeit an dem Sonntag nach dem Michaelistag gefeiert. Erntedank zeigt: Jede Ernte ist ein Geschenk Gottes an uns Menschen.

Das tägliche Brot ist keine Selbstverständlichkeit. Wir verdanken es er der Natur und der Arbeit, die Menschen tagtäglich aufbringen, damit unser Tisch reich gedeckt ist. Daran erinnert uns das Erntedankfest.

Für Christen ist dabei Brot ein zentrales Symbol, das an Jesus Christus erinnert. Auch das zentrale christliche Gebet, das Vaterunser, enthält diese Bitte um Brot:

„Unser täglich Brot gib uns heute.”

Reformationstag

Am 31. Oktober wird der Gedenktag der Reformation gefeiert.

Er erinnert an Martin Luther und seine Veröffentlichung der 95 Thesen im Jahre 1517. Mit seiner Theologie erteilte Luther dem damaligen Ablasshandel und der Heilsvermittlung durch die katholische Amtskirche eine Absage. Damit leitete er die Reformation ein. Mehr dazu.

Seine Einsicht war:

Menschen werden von Gott geliebt und angenommen wie sind – allein aus Gnade, wie es im Römerbrief im Kapitel 3, Vers 28 heißt. Ohne Bedingungen oder Gegenleistungen, allein aus dem Glauben.

„Deine Sonne wird nicht mehr untergehen

und dein Mond nicht den Schein verlieren.

Gott wird dein Licht sein.”

Jesaja 60, 20

Möwen nisten auf der "Langen Anna" auf der Nordseeinsel Helgoland.

Fotos auf dieser Seite von © Tobias Dorn. Die Bilder entstanden im Reformationssommer 2017 auf dem Nordkirchenschiff.

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