1. Mai 2013 - Auftakt-Pressekonferenz zum 34. DEKT

1. Mai 2013 - Statement von Bischöfin Kirsten Fehrs

01. Mai 2013 von Kirsten Fehrs

„Ich bin froh und dankbar, dass es heute losgeht: Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag und der vierte in Hamburg startet.

Ich habe so viele getroffen, die mir sagten: Wir freuen uns auf den Kirchentag. Wir wollen teilhaben und nicht nur konsumieren. Tausende werden in Gemeinschaftsunterkünften willkommen geheißen und betreut. 12.000 Kojen haben sich gefunden, bei Privatleuten, die damit zum Ausdruck bringen wollen: Wir sind Hamburg, wir wollen den Kirchentag mittragen. Danke dafür! Danke den HamburgerInnen und Danke dem Senat sowie den vielen Mitarbeitenden der Stadt Hamburg, die uns enorm unterstützen.

Mich interessiert nun der Blick auf Hamburg und die täglichen Herausforderungen der Stadt in Bezug auf das Motto „Soviel du brauchst“, das ist Gottes Aussage und Zusicherung, als er den murrenden Israeliten in der Wüste das Himmelsbrot schenkt. Und das meint Immaterielles ebenso wie Materielles. Himmel und Brot. Unmittelbar stellt sich die Frage: Was brauchen wir wirklich? Jede und jeder Einzelne? Hamburg ist eine reiche Stadt und trotzdem leben hier sehr viele Familien, die ihre Kinder mit Hartz-IV-Budget großziehen müssen. Das ist keine neue Erkenntnis, aber ich wünsche mir, dass dieser Nachricht hier Ein-Druck verliehen wird. Meine Vision ist, dass sich an der Kluft zwischen Reich und Arm etwas verändert. Dass es auf diesem Kirchentag konkrete Ideen gibt „Gegen Armut!“. Deshalb freue ich mich, dass auch viele Politiker mitdiskutieren.

Wir brauchen eine religiöse Koalition gegen die Gottvergessenheit. – Nicht nur in Städten wie Hamburg, sondern in der ganzen Fläche der Nordkirche und über ihre Grenzen hinweg. Und wir brauchen eine Ökumene der Religionstoleranz. Die Freie und Hansestadt Hamburg steht hier ganz besonders im Fokus der interreligiösen Bezüge, denn hier wurden bereits Staatsverträge mit muslimischen und alevitischen Gemeinden geschlossen. Es geht um den Frieden in der Stadt und es geht um das, was wir gemeinsam voneinander lernen können. Deshalb setzen wir auf den Schwerpunkt: religiöse und kulturelle Vielfalt leben. Das ist gesellschaftlich alles andere als selbstverständlich.

Diese zwei Themen können nachhaltige Zeichen setzen, auch für die Zeit nach dem Kirchentag. Und es gibt weitere, wichtige Schwerpunkte für unsere kirchliche Arbeit: Im Zentrum Jugend, eines der regionalen Projekte, positioniert sich die Evangelische Jugend gegen Rechtsextremismus. Was wir brauchen sind nicht nur Appelle, sondern auch konkrete Ausstiegszenarien aus dem menschenverachtenden Milieu. Die Nordkirche fragt ganz konkret: Was brauchen die, die zuvor vielleicht selbst an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden?

Uns Protestanten geht es um Leben und lebensnahe Auseinandersetzung. Dafür streiten wir auch. Was wir brauchen, ist auch der Dialog von Kirche und Kultur. Denn in der Tiefe der Sinne und dem Schärfen der Wahrnehmung liegt die Erweiterung jeden Horizontes. Kultur ist für mich die Basis unserer Identität und unserer Überzeugungen. Auch die Religion ist identitätsstiftend und regt an, unsere Beziehungen und das Fundament der Gesellschaft stets neu zu beleuchten und Impulse zu setzen. Daher ruft das Regionale Kulturprogramm des Kirchentags auch alle auf zu sagen: „…und Hamburg, was glaubst Du?“ Für mich ist das ein hervorragendes Beispiel für all die interessanten Programmpunkte auf dem Kirchentag: eine Einladung zur Debatte, genauso wie zur sinnlichen Inspiration.

…Soviel Sie brauchen!“

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