10. Februar 2014 - Grußwort zur Eröffnung der Evangelischen Kita Sonnengarten für besondere Kinder
10. Februar 2014
Sehr geehrter Senator, lieber Detlef Scheele,
lieber Propst Drope und liebe Frau Müller,
Liebe Eltern und Kinder, liebe Paten, liebe Summertime-Musiker,
liebe alle -
Ich bin zutiefst dankbar, Schirmherrin dieser ganz besonderen Einrich-tung zu sein und empfinde es als Ehre, die Kita Sonnengarten heute zu eröffnen.
Ich glaube, es geht uns heute so wie dem Großvater, mit dem ich eben sprach: Was in der Kita Sonnengarten geschieht, ist ein Segen. Und das nimmt einen im positivsten Sinne mit, mit auf einen Weg eines ganz besonderen und verheißungsvollen Anfanges.
Eben im Rundgang wurde uns direkt vor Augen geführt, was man der Einrichtung, als sie quasi noch „Konzeptpapier“ war, schon abspüren konnte: Nämlich dass hier ein besonderer Ort entstehen würde, der besonders ernst macht mit praktischer Nächstenliebe. Hinsehen, aufmerken, von Angesicht zu Angesicht, heilsam berühren, therapeutisch aufhelfen, Freiraum lassen, gemeinsam nachdenken – Nächstenliebe erklärt sich von selbst. Auch bei und mit Kindern, die mit schwersten und oft lebensverkürzenden Beeinträchtigungen leben müssen. Entgegen der Scheu derer, die wenig darüber wissen, und entgegen aller Sorgen derer, die sehr, sehr viel darüber wissen, öffnet diese Kita nicht nur ihren Garten, sondern auch Gedankenwelten. Sie sagt: Wagen wir zu träumen, was geht, anstatt an den Bedenken schwer zu tragen, die einem dauernd ins Ohr flüstern, was nicht geht.
„Lasset die Kinder zu mir kommen“, sagt dazu Jesus in der Bibel. Diese Einladung schließt alles Menschliche ein und liebt es wie es ist. Mit seinen Versehrtheiten, Einschränkungen und Brüchen. Aber auch mit der Lebenslust, der Fähigkeit, sich dem Glück hinzugeben. Was für ein sprechendes Bild ist dafür das Cover des Flyers! (Kind mit der Sonnenblume) Lebensfreude ist doch das erste! Für uns alle hier. Für jeden Menschen, wie schwer er oder sie es auch hat. Deshalb finde ich die vergnügte Leichtigkeit dieses Kindes so schön. Mit allen Sinnen die Welt entdecken, auch wenn es weniger Sinne sind. Mit beiden Händen das Leben greifen – greifen und riechen und merken, wie viel Leben in einem Moment liegen kann!
Jedes Leben ist kostbar und besonders. Und im Gespräch eben mit Ihnen, liebe Eltern, hat das für mich noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen: Es ist eine ganz besondere Situation von Eltern und Geschwistern, die mit einem schwerst oder mehrfach behinderten, einem kleinen, zarten, so unerhört anfälligen Kind zusammenleben. Das einem Mittelpunkt im Leben ist, Mittelpunkt wie die Sonne im Universum, und zugleich Mittelpunkt der Sorge. Dass es bei Ihnen wie bei allen anderen natürlich auch Glück gibt und Unwilligkeiten, Schlafmangel und reduzierte Kraftdepots, Unsicherheit, was das Beste für das Kind und die Familie ist – das alles scheint so wie bei anderen. Doch steht bei Ihnen all das unter einem eigenen Vorzeichen. Denn das Besondere, so ist mein Gefühl, ist dieses ständig Gefährdete, fast so etwas wie eine dauerhafte Ausnahmesituation.
Wie gut, dass Sie einander gefunden haben: Kinder, Eltern und Kita-Sonnengarten. Weiß man hier doch aus Erfahrung ganz genau, was letztlich die wenigstens wissen: Dass es hier doppelt personalintensiv, doppelt bis dreifach therapeutisch, doppelt hygienisch, hochgradig professionell sein muss. Kurz: hier ist nicht allein Gemeinschaftserleben, hier ist auch Schutzraum. Der erst macht es Eltern möglich, ihre Kinder – und mag sein, auch sich selbst - anzuvertrauen.
An anderer Stelle habe ich zu dieser Einrichtung gesagt, sie sei gelebte Inklusion. Denn hier inmitten des Osdorfer Born wird auf einmal ein ganzer Stadtteil sensibilisiert für die Familien, die so besonders sind; und das gilt insbesondere für die Kinder der integrativen Kita Maria Magdalena nebenan. Doch Inklusion ist in diesem besonderen Fall nur möglich durch exklusive Bedingungen: Diese Kita bietet exklusiv Schonung und Schutz und darin Freiraum – für die Kinder und für die Eltern, die meist rund um die Uhr gefordert sind und sich nun für einige Zeit selbst wieder in den Blick nehmen können. Die Kita, - sehen Sie sich die Küche an! - ermöglicht auch den geschützten Raum fürs Gespräch untereinander und für fachliche Beratung und begleitet die Familien auf einem Weg, der immer nur ein individueller sein kann.
Und ich schaue Sie an, lieber Herr Creydt, liebe Frau Froning und das Sonnengarten-Team, und stehe bewundernd davor, mit wie viel innerem Engagement Sie dabei sind. Ich habe ja eben erlebt, wie gut gelingt, was einst Konzept war. Mit wie viel Kraft und Zuwendung Sie den Kindern Nähe geben! Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen weiterhin diesen Mut! Denn schließlich ist es ja für alle ein Wagnis: alle machen´s das erste Mal. So wünsche ich Ihnen weiterhin eine gute Hand – im Zusammenspiel aller. Eben der kleinen und der großen Hände…
So danke ich all denen, die handfest mitgeholfen haben, dieses stadt-, ja bundesweit einzigartige Projekt auf die Beine zu stellen. So viele SpenderInnen haben sich mit Herz engagiert. So wie auch das Evangelische Kita-Werk mit Ihnen Frau Müller! Danke ebenso Senator Scheele, hat doch der Senat dieses Modellprojekt freundlichst – und finanziell - gefördert. Ein in jeder Hinsicht segensreiches Projekt eben!
So wünsche ich nun allen, den Kindern wie den Erwachsenen, die hier ihre Tage leben, das Leben lieben und miteinander arbeiten werden, Gottes Segen:
Der Herr segne eure Hände und alles,
was ihr damit vollbringt,
damit sie zart und behutsam sind,
dass ihnen innewohne die Kraft
zu helfen, zu trösten und zu segnen.
Der Herr segne euren Blick,
dass er das Kleine und Gewitzte nicht übersieht,
das uns überraschen will
mit seiner Lebendigkeit!
Der Herr segne euer Hören,
dass ihr sensibel bleibt auch für die lautlose Not.
Der Herr segne eure Worte
dass sie aufrichten, weil sie klar sind und ehrlich.
Gott segne unser Herz,
dass es Wärme schenken und bergen kann
wie ein Sonnengarten
So bewahre uns der barmherzige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen