12. Juni 2012 - Schätze des Glaubens
12. Juni 2012
Predigt zu Mat 13,13 ff Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei in uns lebendig. Amen.
Liebe Festgemeinde!
Und es versammelte sich eine große Menschenmenge, hieß es eben im so lebendig dargestellen Evangelium. Inmitten der freien Natur. Ähnlich wie wir. Unter Gottes Himmelszelt. Die Menschen kamen zuhauf. Sie haben sich gesehnt nach einem Wort, das ihre Herzen erreicht und sie berührt, das sie mit Frieden erfüllt. Ein Wort gar, das hilfreich wird in einer Lebenskrise und das eine neue Sichtweise eröffnet für ihr Leben. Und so haben sie damals Jesus gehört und sich selbst besser verstanden.
Ähnlich vielleicht wie wir? Was denn nun hat dieses Gleichnis vom vierfachen Acker heute für eine Botschaft? Zum einen dies: Wir sind selbst Säende, heißt: wir haben etwas zu geben. Wir sind ausgestattet mit so viel Gnadengaben – Schätze eben, die viel zu oft verborgen bleiben. Gaben und Talente, die unerkannt verschwendet werden im Dorngestrüpp ungnädiger Verhältnisse.Oder die nicht wachsen können, weil sie auf Steine fallen, auf innere Verhärtungen, Erbitterung oder Trauer. So vieles hindert uns das zu sein, was wir sein könnten – und deshalb geht es zweitens in diesem Gleichnis vor allem um dies: Dass und wie wir wachsen können, wie Gott es will. Nicht nur hoch hinaus. Sondern vor allem zum anderen hin. Zuneigung ist der Boden, auf dem die Hoffnung auf Veränderung wächst. Und also brauchen unsere Gaben gute Pflege und guten Boden. Wie in einem Garten, einem Lebensgarten.
Und was liegt näher, hier am Ort der Landesgartenschau letztes Jahr, diesen Garten einmal gedanklich zu durchschreiten? Die Möglichkeiten der Zuneigung zu erkennen, die uns und anderen Momente des Glücks bescheren. Es gibt ein Sprichwort: Glücklich der Mensch, der sich auf die Kunst versteht, die Blumen in Reichweite zu einem Strauß zu binden. Predige ich heute in diesem Garten Schleswig-Holstein also durch die Blume, habe ich gedacht, und einige in Reichweite für Sie gefunden.
Da ist zunächst die Gerbera. Sie hat eine Mitte, zu der alles hingeht und von der alles ausstrahlt. Jeder Mensch braucht eine innere Mitte. Damit er oder sie nicht aus der Balance gerät. Diese Mitte kann der geliebte Partner sein oder die Familie, ein Friedensprojekt in Israel/ Palästina oder das ersehnte Enkelkind. Das also, was uns mit Sinn erfüllt und Zuneigung, was uns warm strahlen lässt und ausgeglichen sein. So hat die Gerbera viele Farben; und diese gelbe hier steht noch einmal in besonderem Licht. Sie fragt: Wer ist deine Sonne? Was lässt dich morgens gern aufstehen und am Lebensabend zufrieden gehen? Und so steht sie auch für die Mitte unseres Glaubens. Jesus, unsere Gnadensonne, sagt ja: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen.“ Und das bedeutet, wir haben eine Aufgabe und ein Ziel: Nämlich empfindsam zu bleiben für Ungerechtigkeit und Maßlosigkeit, für all das und all die, die aus dem Gleichgewicht geraten sind.
Glücklicherweise müssen wir dies nicht allein tun. Seit den Anfängen unserer Kirche sind wir in Jesus Christus als Gemeinschaft miteinander verbunden. Uns ist sozusagen „Teamgeist“ mit in die Wiege gelegt. Dafür steht meine Teamblume, diese Gladiole hier. Sie zeigt, dass wir viele Blüten treiben. Siehe Kirchenmeile. Kleine, große, ökumenische, manchmal auch sehr individuelle. Das ist wie im wirklichen Familienleben. Und die Gladiole zeigt, wie schön diese Vielfalt ist, denn alle hängen wir an einem Stamm.
Dies bündelt sich in den vielen Rosen. Sie stehen, natürlich!, für die Liebe. Uns alle, die wir in der Kirche leben und arbeiten, uns verbindet die aufregende Idee der Nächstenliebe, aber nicht nur uns. Viele nennen es anders, doch angesichts all der Menschen, die sich in Ehrenämtern engagieren, bin ich sicher: Es geht um mehr als ein Hobby. Es geht auch nicht um Lob. Es geht um ein tiefes Gefühl, eine Herzensangelegenheit, für andere da zu sein. Liebe eben, die ja bekanntlich immer mehr wird, wenn man sie teilt. Und wenn wir sie selbst erleben, die Liebe, macht das nicht unerhört dankbar? Denn wir wissen es doch alle: die Liebe ist das A und O. Anfang und Ende. Aus Liebe werden wir in diese Welt geboren und mit liebevoller Sanftheit werden wir, so Gott will, diese Erde auch wieder verlassen. Was gibt es im Leben für einen größeren Sinn, als dass Menschen sich diese Liebe auch zeigen? Am besten gleich, liebe Gemeinde.
Und, Sie werden es erleben, mit liebendem Blick geschaut, bekommt manches, was verloren, blass und unscheinbar aussah, auf einmal eine ganz intensive Farbe - wie das Rot dieses wunderbar verliebten Klatschmohns.
Der nun wiederum ist ja nicht ganz so haltbar…Er steht in meinem Strauß dafür, dass das Glück auch etwas Zartes ist. Nicht robust. Auch Erfolg schützt nicht vor dieser Zerbrechlichkeit. Umso wichtiger, dass man Familie und Freunde hat, die mit einem gehen. Und dass Sie, liebe Gemeinde, sich darin von Gott geborgen und getragen fühlen. Dies hat ja nun ebenfalls nichts Robustes, sondern hat feinen und zarten Sinn. Deshalb bedient sich Gott mitunter der Engel. So wie es im folgenden Gedicht heißt:
Ein Engel namens Zärtlichkeit
Fliegt durch die Welt
Und macht sie weit.
Mit seinem sanften Sternenblick
Schaut er dich an
Und rings ist Glück
Hält seine Hände über dir
Er liebt dich
Und will nichts dafür….
Gloriosa heißt die Engelblume dazu, tatsächlich. Und sie schwingt froh heraus aus dem Strauß. Sie singt ihr Gloria, ihr Lied von der Zuneigung Gottes, die niemals aufhört.
Diese Hoffnungsmelodie zu hören, ist so wichtig! Denn manchmal haben wir schwer zu tragen. Müssen uns trennen und leiden Schmerz. Dafür stehen die Vergissmeinnicht. Sie bringen mich zuerst auf den Gedanken: Es müsste auch eine Blume geben, die heißt: Erinner mich nicht. Denn auch die Krisen gehören zu unserem Leben: So viele unter uns haben Krankheit zu überstehen oder Lieblosigkeit, sind verrückt vor Sorge und bedrückt von Trauer. All das, was wie ein Stein auf der Seele liegt. Es gibt Zeiten, da wächst in einem nichts. Da ist man damit beschäftigt, die Kräfte einzuteilen. Und braucht unbedingt ein Segenswort und Gloriosa.
Und dies nicht nur individuell. Auch in unserer Weltgesellschaft hat Wachstum eine Grenze. Die Distel in ihrer Stacheligkeit steht nicht allein im biblischen Gleichnis dafür. Im Leben, in der Wirtschaft, im ethisch orientierten Miteinander zwischen Geschöpf und Schöpfung steht sie vor allem für die Nachdenklichkeit. Dafür, dass der Preis des höher, schneller, besser viel höher ist, als wir ihn übersehen und vor allem: bezahlen können. So geht der Gang durch unseren Lebensgarten immer auch durch großen Weltgarten Gottes – mit ihren Gerbera, Rosen und Disteln. Die allesamt sagen: Vergissmeinnicht! Achtet niemals das gering, was ihr nur schwer sehen könnt!
Achtsam zu sein, braucht die Bereitschaft, neu hinzuhören. Dafür steht in meinem Strauß die Lilie. Sie ist ganz Ohr. Denn: Wer hören will, der höre, heißt es im Evangelium. Wer die neue Sicht der Dinge in sich auf nimmt, wie Gott es will, der hört neu. Der hört neu das Seufzen der Kreatur und hört, dass Hoffnung nur wächst, wenn wir sie säen.
Dazu sind wir gesegnet. Der ganze Strauß wäre ja nichts ohne die Gräser, die überall hindurch scheinen. Sie stehen für diesen Segen Gottes, der unser ganzes Dasein durchwirkt. Er gilt uns allen, die wir auf dem Weg sind. Auf der Suche nach Glück und Erfüllung. Glücklich ist der Mensch, der sich auf die Kunst versteht, die Blumen in Reichweite zu einem Strauß zu binden. Nun denn: Wie diese Blumen in Reichweite, so ist die Güte Gottes uns nahe. Er gibt uns Kraft, Trost, Licht und gutes Wort. Damit wir uns des Lebens freuen! So sind wir gesegnet und eingebunden in seine Fülle des Lebens, heute und immer. Amen.