Dom zu Lübeck

21. Februar 2013 - Persönliche Vorstellung zur Wahl zum Landesbischof der Ev. Luth. Kirche in Norddeutschland

21. Februar 2013 von Gerhard Ulrich

Herr Präses, hohe Synode;

sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Schwestern und Brüder!

 

Welch ein Ort, dieser Dom zu Lübeck: dieser wundervolle Backsteinbau kündet von dem Gott, der alles Leben geschaffen hat und der in Jesus Christus Fleisch geworden ist und der in seiner Gemeinde in der Welt erfahrbar ist. Der Dom, der die Geschichte der Menschen mit Gott birgt und zeugt von der Geschichte dieser Stadt – von Stolz und Leid. 1942 beim Luftangriff auf Lübeck schwer beschädigt, ist er, wieder aufgebaut, ein Mahnzeichen für den Frieden und gegen wieder aufstehenden Ungeist des Nazitums. Gerade in dieser Stadt, in der wir vor dem Dom im Sommer 2011 der vier Märtyrer gedacht haben, und die immer wieder Ort des Aufmarsches ewig Gestriger, aber auch vorbildlicher Ort des mutigen Bürgerprotestes ist.

Der Dom, der seit vielen Jahren und auch in Zukunft Bischofs- und Bischöfinnenkirche jetzt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland ist.

Und, für mich ganz persönlich erwähnenswert an einem Tag wie diesem: vor diesem Altar habe ich am 21. November 1981 das Ordinationsgelöbnis abgelegt.

 

Hier also nun stehe ich 31 Jahre später als Kandidat für das Amt des ersten Landesbischofs unserer jungen Ev. Luth. Kirche in Norddeutschland.

 

Ich bin jetzt fast 62 Jahre alt. In Hamburg geboren und aufgewachsen. Seit 31 Jahren verheiratet mit Cornelia Ulrich. Wir haben vier erwachsene Söhne. Seit fast einem Jahr sind wir Großeltern. Paula heißt die Enkelin, und es ist schön, dass sie hier ist und alle anderen auch hier sind.

 

Ein früherer Ausbildungsdezernent hat mich wegen meiner Biografie einmal ein „unregelmäßiges Verb“ genannt: Ich bin Pastor geworden, obwohl ich ohne starke kirchliche Bindung aufgewachsen bin. Ich habe Theaterwissenschaften, Germanistik und Schauspielkunst studiert in Hamburg, habe versucht, als Schauspieler Fuß zu fassen.

 

Es war nicht in der Kirche, in der ich den Glauben entdeckte: Gott bediente sich einer Frau auf einer ganz anderen Bühne, die sogar bewusst als Atheistin lebte. „Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir…“ – wer weiß: wenn nicht auf der Bühne in dem Drama „Abaelard und Heloise“ dieser Satz im Textbuch gestanden und die Hauptdarstellerin ihn nicht so wunderbar gesprochen hätte: ich hätte ihn womöglich nie gehört, hätte nie seine verheißende, umwandelnde Kraft gespürt – hätte den Weg womöglich nie gefunden zu diesem Gott und seiner Kirche. Ich habe das, was man vielleicht „Bekehrung“ nennt oder „Umkehr“ dem Theater zu verdanken zuerst. Dann erst kamen Kirchenmenschen dazu: eine Pastorin, die sich meiner annahm; die meiner Infragestellung alles Religiösen mit weitem Herz begegnete.

Ich kam da – für mich überraschend – nicht in eine Horde Wissender, sondern in die Familie der Suchenden.

 

Das alles hat mein Kirchenverständnis und auch mein Amtsverständnis geprägt: das Wort ist mehr und größer als die Kirche. Gottes Wort in Gesetz und Evangelium geht nicht auf in unserem Menschenwort. Und wir sind als Verkündigende nicht Wissende, sondern selbst auf das Wort Angewiesene.

Ich habe aufgrund dieser besonderen Erfahrung, glaube ich, wenig Angst um unsere Kirche. Ich kenne ihre Schwäche – aber vor allem habe ich kennengelernt ihre große Stärke: das Wort Gottes mit seiner Kraft und Wahrheit, mit seiner Schönheit in Wort und Musik, Tanz und Spiel. Und ich weiß: die Herrschaft der Kirche ist nicht an den Bischofssitzen – weder in Rom, noch hier im Norden. Unser Herr ist Christus selbst, der uns brauchen will, ihn zu verkündigen und seine Kirche zu leiten „sine vi humana, sed verbo – nicht mit menschlicher Gewalt, sondern mit dem Wort, so die Confessio Augustana zum Bischofsamt.

 

Meine Frömmigkeit ist vergleichsweise jung also: erst als Erwachsener habe ich entdeckt, dass in meinem Leben göttliche Macht und Kraft am Werke sind, die höher sind als meine Kraft und Macht. „Von allen Seiten umgibst du mich …“ – Aber eben auch, in demselben 139. Psalm: „wohin kann ich fliehen vor deinem Geist…und nähme ich Flügel der Morgenröte und ginge ans äußerste Ende des Meeres, so wärest du auch dort…“

Das ist die Spannung meiner Frömmigkeit, die Gott alles zutraut. Und Grund meiner Freiheit auch. Dieser Gott, der in Jesus Christus erfahrbar wird bis zum Kreuz und zum leeren Grab, ist alles in allem. Ich muss nicht nach anderen Mächten fragen oder ihnen nachfolgen.

Dieses Wunder geschieht nicht nur allgemein und umfassend, sondern ebenso einzeln und in jeder Biografie. Das wiederum bestimmt mich in meiner pastoralen Existenz und als Seelsorger. Das lässt mich die Menschen annehmen - mit all ihren Unterschieden und neugierig sein.

Ich habe nicht gelernt, von den Defiziten her zu denken und unsere Kirche zu betrachten. Ich sehe auf den Reichtum, der ihr geschenkt ist.

Meine Erfahrungen während der Fusion unserer Kirchen ist davon geprägt: wir haben Glauben miteinander geteilt, geübt und gelernt, die Dinge auch mit den Augen der Partner zu betrachten.

Das wiederum ist auch Grundlage meines Leitungsverständnisses.

 

Ich habe dann Theologie studiert in Hamburg, war Vikar in Preetz bei Plön. War Gemeindepastor in Barsbüttel bei Hamburg und in Hamburg - Wellingsbüttel. Dann wechselte ich in die Ausbildung der Vikarinnen und Vikare – zuerst als Regionalmentor, dann als Direktor des Predigerseminars in Preetz. Nach zehn Jahren in der Ausbildung wurde ich zum Propst des Kirchenkreises Angeln im Norden Schleswig-Holsteins gewählt. Dieses Amt habe ich mehr als zwölf Jahre ausgeübt. Seit Oktober 2008 bin ich gewählt als Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, und Vorsitzender der Nordelbischen KL, der GKL und jetzt der VKL.

 

Ich habe Lust am Gestalten. Aber ich weiß: wer leitet, ist angewiesen darauf, dass andere mittragen. Vom Volk Israel wird erzählt, wie es murrt und jammert und sich zurück sehnt nach den Fleischtöpfen Ägyptens. „Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer“, sagt Mose.

 „Sammle 70 Leute“, antwortet Gott, „ … und dann will ich diesen … von dem Geist abgeben, den ich auf dich gelegt habe, damit du nicht mehr die Last des Volkes allein tragen musst.“ Und so geschieht es. Eldat und Medat aber, die eigentlich auch zu den 70 gezählt waren, hatten keine Lust, zur Stiftshütte zu gehen. Und der Geist kam trotzdem über sie und sie gerieten in Verzückung. Und da waren einige, die sagten: „Mose, pass auf, das geht so nicht. Die sind nicht berufen. Sie haben sich nicht eingereiht. Kein Vertrag. Kein Qualitätsmanagement. Kein Workshop in Zielsteuerung…“ Ach was, sagt Mose, Lasst sie! „Wollte Gott, dass alle im Volk des Herrn Propheten wären und der Herr seinen Geist über sie kommen ließe!“ – Ein wahrhaft leitendes Wort: Leitung muss damit rechnen, dass das Wort, dass Leitung geschieht.

 

Gott sucht sich Menschen für sein Werk und seinen Dienst, wo er will. Sie werden ineinander gefügt zum lebendigen Tempel, wie Paulus im Epheserbrief schreibt: aufgebaut auf den Eckstein Christus.

Es ist eine Leitungsaufgabe, die unterschiedlichen Gaben und Charismen wahrzunehmen; Menschen  zu begeistern, sie einzubinden, zu fördern und zu fordern. Das habe ich immer gern getan, und das möchte ich weiter tun. Ich bin kein bloßer „Macher“. Aber ich weiß doch auch um die Barmherzigkeit, die klare Entscheidungen bedeuten!

Leitung heißt: den Rahmen bereit stellen für den Dienst der Vielen; präsent sein; geistlich-theologisch klar sein; wertschätzen und begrenzen; motivieren und integrieren. Parakalein ist das griechische Wort, das ich bei Paulus dazu finde: ermahnen und ermuntern! Leitung geht voran und folgt; lässt Raum für die verschiedenen Gaben und Kompetenzen. Leitung – geistliche Leitung – ist immer abgeleitete Leitung:

 

Die Kirche wird geleitet durch das Hören auf das Wort Gottes und seine Auslegung. „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apg. 2, 42). Der Gottesdienst, den wir eben gefeiert haben, bestätigt, was Martin Luther sagt: dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen!

 

Geprägt hat mich vor allem  die Theologie Martin Luthers. Seine Frühschrift von 1520/22 „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, ist eine unüberbietbare theologische Grundlegung. Sie beschreibt den Grund der Freiheit in Verantwortung nicht nur, sondern ist auch Grundlage für das, was man später die „versöhnte Verschiedenheit“ nannte. Und ich weiß: Freiheit eines Christenmenschen gibt es nicht ohne die Bindung an Gottes heilsames und richtendes Wort. Darum auch ist für mich das Bekenntnis unserer Kirche nicht nur Geschichte, sondern Lebenszeichen. In der Verfassung unserer Ev. Luth. Kirche in Norddeutschland ist dieser Zusammenhang wunderbar gelungen dargestellt.

 

Ich will etwas sagen zu meinen Erfahrungen auf dem Weg hin zu unserer Ev. Luth. Kirche in Norddeutschland und über Herausforderungen, die ich im Blick auf die Zukunft sehe.

 

Seit 1998 gehörte ich zu dem Kooperationsausschuss der drei Kirchen, die 14 Jahre später zu einer neuen fusionieren sollten.

 

Ich habe es von Anfang an als ein Geschenk empfunden, dass drei so unterschiedliche Kulturen sich auf den Weg machten, auf Augenhöhe, gleich wertig etwas Neues zu schaffen, keinen Anschluss. Am meisten ging es voran, wenn wir einander erzählten unsere Geschichte und unsere Geschichten! Vom pastoralen Leben; von der Dienstgemeinschaft; von Gewerkschaftserfahrungen; von Gemeindeaufbau in feindlicher Umgebung. Ich habe es als ein Gottesgeschenk erlebt, wie Vertrauen wachsen konnte – dank der friedlichen Revolution! Ich habe die Unterschiede (auch die zwischen Ost und Ost) immer als Reichtum verstanden, der nicht überwunden, sondern mit dem gewuchert werden soll.

 

Dinge, die belegen, was ich meine: die Einrichtung der Arbeitsstelle Kirche im Dialog; die Schlussdebatte in Warnemünde, in deren Rahmen auch jene Gehör fanden und Respekt, die nicht zustimmen konnten; das Gründungsfest in Ratzeburg mit der Speisung der mehr als 5000; das Chorfest in Greifswald im August 2012. Das sind Dinge, die zeigen, wie wir gelernt haben, einander wahrzunehmen und die zeigen, wie wir miteinander Kirche sein können.

 

Dazu werden kommen Mitarbeitenden-Tage, Sprengeltage, Gemeindetage.

Man kann wunderbar anknüpfen an die reiche Tradition der Kirchentage in Mecklenburg und Pommern zum Beispiel.

 

Ich habe immer gesagt: wenn wir eine Verfassung haben, dann sind wir noch nicht eine gemeinsame Kirche! Wir haben einen Rahmen geschaffen, damit Kirche sich entfalten kann. Und dazu gehört, dass die unterschiedlichen Kulturen weiter leben und ihren Ort haben sollen. Aber es geht nicht nur um die Addition von Kulturen. Genauso gehört es dazu, dass wir dafür sorgen, dass die unterschiedlichen Kulturen durchlässig werden, sich einander öffnen, damit wir tatsächlich voneinander bereichert, erneuert, verändert werden!

Das ist eine der wesentlichen Herausforderungen an geistliche Leitung in den nächsten Jahren: diesen Prozess aus Abschied und Neuanfang zu gestalten! Und zwar in allen drei ehemalig selbständigen Kirchengebieten.

 

 

Dabei unterscheide ich zwei Grundrichtungen:

a.                  Gestaltungsprozesse im Inneren der neuen Kirche

b.                  Gestaltungsprozesse, die die Wirkung der Kirche nach außen im Blick haben

 

Im Inneren

Das Zusammenkommen der Verschiedenen muss immer wieder geübt werden.

Dazu müssen wir die Gemeinden stärken und den Kirchenkreisen sowie den Diensten und Werken eine gute Grundlage geben.

Natürlich hat die Ortsgemeinde einen besonderen Stellenwert. Jede und jeder ist immer Glied einer Ortsgemeinde. Wir wissen aber: die Orientierung geschieht nicht immer über die Ortsgemeinde. Manche und mancher findet seine / ihre Gemeinde in einem Dienst oder Werk. Entscheidend ist: Am Anfang war das Wort! Und wo das Wort verkündigt und gehört wird, da lebt Gemeinde.

 

Die Verkündigung ist in einer Kirche der Reformation nicht nur an das Pfarramt gebunden; jeder Christenmensch hat durch die Taufe Anteil an dem einen Amt der Kirche, das die Versöhnung predigt. Zu solcher Verkündigung zu ermutigen,  ist Aufgabe geistlicher Leitung.

Dazu aber braucht es Verabredungen über Standards und über die Lehre, die dem bischöflichen Amt insbesondere anvertraut ist.

 

Bildung ist ein Herzstück der Kirchen der Reformation! Darum muss unser Augenmerk der Ausbildung, Fort- und Weiterbildung gelten. Wir brauchen gute Schulen auch in Evangelischer Trägerschaft, Institute für Aus- Fort- und Weiterbildung in allen Teilen unserer Kirche. Wir haben die Ev. Akademie in Rostock und Hamburg.  Wir brauchen eine gute Wissenschaftliche Theologie. Ich bin dankbar für die vier Theologischen Fakultäten im Bereich der Ev. Luth. Kirche in Norddeutschland.

 

Unsere Kirche ist gesegnet mit vielen Menschen, die ihre Gaben, ihre Kraft und Lebenszeit in den Dienst ihres Auftrags stellen: hauptamtlich, nebenamtlich oder ehrenamtlich; in den Gemeinden, Diensten und Werken; in den Verwaltungen, in den Gremien auf allen Ebenen. Sie sind ein Schatz dieser Kirche. Und sie alle haben Anteil an dem einen Amt der Kirche. Sie zu fördern und ihren Gaben gemäß einzusetzen; sie zu begleiten und zuzurüsten, ist Aufgabe von Leitung. Aber auch, dafür zu sorgen, dass Arbeit überall in unserer Kirche angemessen bezahlt wird, und dass die Rechte der Mitarbeitenden geachtet werden.

Wir haben uns sechs Jahre Zeit genommen für die Entwicklung eines einheitlichen Arbeitsrechts. Das jüngste Urteil des Bundesarbeitsgerichts gibt uns dazu deutliche Hinweise. Daran werden wir uns orientieren, den Mitarbeitenden und also unserer Kirche zum Nutzen!

 

Es wird Leitungsaufgabe sein, die Verschiedenen und das Verschiedene zusammen zu führen, zu ermutigen, über den eigenen Zaun und Tellerrand hinaus zu blicken und in dem anderen nicht das Störende, sondern das Bereichernde zu vermuten.

 

Dabei ist die Präsenz an der Basis wichtig – und es tut gut, dass ich mich mit Euch, meiner Mitschwester und Euch Mitbrüdern im Bischofsrat, einig weiß im Verständnis, dass das bischöfliche Amt gerade auch diesen Schwerpunkt hat: die Nähe zu den Menschen vor Ort. Ich selber lebe von solcher Nähe.  Sie ist angelegt im Bischöflichen Amt nicht nur des Landesbischofs, sondern auch der Bischöfin und Bischöfe in den Sprengeln.

 

Nach außen

 

Unsere Kirche ist Teil der Gesellschaft, gestaltet sie mit: mittendrin, erkennbar. Das ist die Grundlage einer missionarischen Kirche, dass sie weiß, wem sie sich verdankt, wozu sie gut ist und gesandt. Dass sie ihren Platz beansprucht und ausfüllt. Im Gebet und in der Liebe. Im Dialog mit den Nahen und Fernen, den Konfessionen und Religionen.

 

Dafür möchte ich weiter als Bischof eintreten: für eine selbstbewusste Kirche, die sich ihrer unverzichtbaren Bedeutung für das Leben und die Gestaltung dieser Welt bewusst ist, die sie behauptet, und die davon auch Gebrauch macht. Und die ausstrahlt die Liebe, mit der Gott sich den Seinen zuwendet in Jesus!

Ich bin dankbar, dass Kirche sich entschieden zeigt in den Gemeinden sowieso und auch z.B. an der Seite der Mitarbeitenden und ihren Familien an der Werft in Stralsund; z.B. in Aktionsbündnissen gegen die Neonazis; z.B. in ihrer starken Diakonie in drei Bundesländern, und auch sich zuwendet den Opfern der eigenen Schuld und nicht schweigt, verschweigt, vertuscht oder verdrängt.

 

Kirche als gestaltende Kraft der Gesellschaft zu etablieren und zu stärken – darauf wird viel ankommen – auch Vertrauen zu stärken oder zurückzugewinnen; Menschen zu überzeugen in ihren Lebenszusammenhängen.

Dazu gehört die Debatte um Sonntagsschutz und Bäderverkaufsordnungen. Dazu gehört aber auch die Debatte um den RU in den Bundesländern.

 

Das Thema Stadt – Land wird die neue Kirche heftig beschäftigen müssen. Die Metropole Hamburg ist ein gänzlich anderes kirchliches „Pflaster“ als MV und SH.

 

„Die Kirche der Zukunft ist ökumenische Kirche – oder sie ist überhaupt nicht Kirche“ (Ernst Lange). Wir sind als Ev. Luth. Kirche in Norddeutschland eine mit reicher Partnerschaftskultur gesegnete und weltweit vernetzte “Provinz der Weltchristenheit“! Ich bin dankbar für das klare ökumenische Profil unserer Kirche, mit ihrem Zentrum für Mission und Ökumene, den Konsultationen im Prozess des ökumenischen Lernens.

 

Zum Landesbischöflichen Amt

Das Landesbischöfliche Amt ist neu. Für die ehemaligen Nordelbier sowieso, aber in der nun geschaffenen Form auch für die beiden anderen ehemalig selbständigen Kirchen. Diesem Amt ist die Leitung der ganzen Kirche anvertraut und die Präsenz von Helgoland bis zur polnischen Grenze ist von diesem Amt erwartet. Das Bischöfliche Amt in den Sprengeln oder als landesbischöfliches Amt - ist das Amt der Einheit. Aber diese Einheit meint nicht Gleichmacherei, sondern meint die Einheit der Verschiedenen. Die Landesbischöfliche Person steht auch für das Gesamte – nach innen und nach außen.

 

Liebe Schwestern und Brüder, bislang waren die Leitungsstrukturen unserer Kirche vorläufig: die Kirchenleitung war eine „vorläufige“ und auch ich habe das Amt des Vorsitzenden erst der Gemeinsamen und dann der Vorläufigen Kirchenleitung seit 2009 eben vorläufig ausgeübt. Jetzt soll die Vorläufigkeit ein Ende finden – ein wichtiger Schritt für unsere Kirche.

Eine wichtige Aufgabe der geistlichen Leitung durch die Landesbischöfliche Person wird es sein, die Leitung unserer Kirche zu gestalten: Der Landesbischof ist ja eingesetzt, damit er Zeit hat nur für die Leitungsaufgaben. Visitation, Besuchswochen, Gottesdienste in allen Teilen der Kirche gehören dazu. Und er wird darauf zu achten haben, dass das Zusammenspiel zwischen Kirchenleitung und Landeskirchenamt und Außenstelle und Bischofsrat gut funktioniert, dass Themen priorisiert und transparent bearbeitet werden, dass Gremien geachtet und gut arbeiten können. Das wird ein wichtiger Teil der Aufgabe für den Landesbischof sein, der ich mich gern und mit Lust auch über die Vorläufigkeit hinaus annehmen will mit meinem Kräften, wie auch der Vertretung unserer Kirche nach außen in die Länder, in EKD, VELKD und UEK und Ökumene.

 

Aber wie schon gesagt: Die Macht des geistlichen Amtes ist das Wort. Ein Bischof ist zu allererst ein Pastor!

Überall soll und darf die landesbischöfliche Person erwartet und präsent sein. Und zugleich soll sie ihren „Sitz“ haben.

Das Bischöfliche Amt erfordert eine hohe Mobilität. Und dennoch braucht es einen Ort.

 

Der Erkennbarkeit dient der Sitz der landesbischöflichen Person in Schwerin. Schwerin wird unzweideutiger Sitz der geistlichen Leitung der Gesamtkirche sein. Die Kanzlei des Landesbischofs wird dort in der Münzstraße klar etabliert, wie es der Fusionsvertrag vorsieht. Und ich als Landesbischof werde in Schwerin präsent sein, das ist meine erste Adresse. Ich werde dort meine Dienstwohnung beziehen und Wohnung nehmen. Aber ich will auch die anderen Aufgaben und Orte im Blick behalten, z.B. Lübeck als weitere Bischöfliche Predigtstätte zu gestalten und viel unterwegs zu sein.

Ich würde dies alles sehr gern tun und will mich nach Kräften bemühen. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mich bis hierher getragen hat. Und ich würde mich freuen, wenn es mir weiterhin geschenkt würde.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

Hier in der Nähe leben ein Onkel und eine Tante von mir. Sie begleiten mich seit meiner Geburt, und sie haben mich in früher Kindheit umsorgt, als meine Mutter schwer erkrankt war.

Als wir vor einigen Wochen telefonierten, sagte die Tante: ich sehe Dich ja nun nicht mehr so oft direkt. Aber immerhin in Zeitung und Fernsehen höre ich von dir. Aber immer steht vor meinem inneren Auge das Bild des Jungen, der weint oder lacht, spielt und sich den Kopf stößt und getröstet werden will. Du wirst für mich immer „Gerdchen“ bleiben!

 

Egal, was ich bin oder werde: ich bin das Kind Gottes, als das ich geschaffen bin – mit meinen Stärken und Schwächen. Dafür bin ich Gott dankbar. Und dafür, dass ich daran erinnert werde von denen, die mich lieb haben. Und für die aufopfernde Liebe meiner Frau, für die Liebe meiner Söhne und von denen, die zu ihnen gehören.

Auch als Bischof bin ich zu Anfang und bis zum Ende nichts anderes als: ein Kind Gottes.

Gott sei Dank. Und: Gott befohlen!

Datum
21.02.2013
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Gerhard Ulrich
Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite