29. Juli 2012 - Predigt zu 1. Korinther 6, 9 – 20
29. Juli 2012
„Reingewaschen – geheiligt – gerecht geworden“
Der Apostel Paulus schreibt:
„Das müsstet ihr doch eigentlich wissen:
Wer Unrecht tut,
wird keinen Anteil an Gottes Reich erben.
Macht euch nichts vor!
Das betrifft Menschen,
die in verbotenen sexuellen Beziehungen leben,
die Götzen dienen
oder die Ehe brechen.
Das betrifft auch Männer,
die sich wie Frauen verhalten
oder mit Männern schlafen.
Und das betrifft Diebe,
Habgierige, Säufer
und Menschen, die andere verleumden
oder berauben.
Sie alle werden keinen Anteil am Reich Gottes erben.
Manche von euch gehörten früher dazu.
Aber ihr seid reingewaschen worden.
Ihr seid zu Heiligen geworden
und von Gott als gerecht anerkannt –
durch den Herrn Jesus Christus,
in dessen Namen ihr getauft seid,
und durch den Geist unseres Gottes.
„Ich darf alles!“ –
Aber das heißt nicht,
dass auch alles gut für mich ist.
„Ich darf alles!“ –
Aber das bedeutet nicht,
dass ich mich von irgendetwas beherrschen lasse.
„Das Essen ist für den Magen da
und der Magen für das Essen!“
Aber Gott wird sowohl dem einen
als auch dem anderen ein Ende bereiten.
Denn unser Leib ist nicht
für verbotene sexuelle Beziehungen da,
sondern für den Herrn –
Und der Herr sorgt für den Leib:
Gott hat den Herrn vom Tod auferweckt.
Durch seine Kraft wird er auch uns auferwecken.
Wisst ihr nicht,
dass eure Körper Glieder am Leib von Christus sind?
Soll ich nun die Glieder nehmen,
die Christus gehören,
und daraus Glieder einer Prostituierten machen?
Niemals!
Das müsst ihr doch wissen:
Wer sich mit einer Hure einlässt,
wird eins mit ihr!
Denn in der Heiligen Schrift steht:
‚die zwei sind eins,
mit Leib und Seele’.
Wer sich aber auf den Herrn einlässt,
wird eins mit seinem Geist.
Hütet euch vor verbotenen sexuellen Beziehungen!
Jede andere Schuld,
die ein Mensch auf sich lädt,
betrifft nicht seinen Leib.
Wer aber in verbotenen Beziehungen lebt,
wird schuldig an seinem eigenen Leib.
Oder wisst ihr nicht,
dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist?
Der ist in euch,
Gott hat ihn euch geschenkt!
Nun gehört ihr nicht mehr euch selbst.
Gott hat euch freigekauft.
Sorgt also dafür,
dass euer Leib Gott Ehre erweist!“ (BasisBibel)
Liebe Gemeinde,
die Begegnung mit Jesus Christus verändert einen Menschen völlig. Wir haben gerade einen Abschnitt aus der Korrespondenz des Apostel Paulus mit seiner Gemeinde in Korinth gehört. Paulus hat mit dieser Gemeinde, die er gegründet hatte, Kontakt gehalten, auch als er nicht mehr in Korinth gewesen ist. Später hat er verschiedene Briefe geschrieben, um die Christen auf dem richtigen Weg zu halten. Er hat um den Glauben der Korinther gerungen. Er hat um jeden Einzelnen gekämpft, damit er die guten Anfänge des Glaubens nicht wieder hinter sich gelassen hat. Paulus ruft den ersten Christen in Korinth zu: „Vergesst nicht, dass ihr durch den Glauben an Jesus Christus völlig andere geworden seid!“ „Ihr seid rein gewaschen, ihr seid zu Heiligen geworden, ihr seid von Gott als gerecht anerkannt.“ (V. 11).
Wie ist das geschehen? Durch den Glauben an Jesus Christus und die Taufe auf den Dreieinigen Gott seid ihr andere Menschen geworden. Der Schmutz ist abgewaschen, das Unheilige ist heilig geworden und Gott hat euch im Namen Jesu Christi als gerecht anerkannt. Nun bist du Gott recht! Weil Jesus Christus für deine Schuld gestorben ist, weil er dein früheres Leben, das vielleicht im Dunkel lag, hell gemacht hat, deswegen bist du nun ein anderer oder eine andere geworden.
1. Glaube und Taufe markieren eine Lebenswende
Die Hafen- und Weltstadt Korinth war damals eine große Stadt mit vielleicht 100.000 Bewohnern, was bei einer Bewohnerschaft der damaligen Welt von vielleicht 200 Millionen eine ungeheure Großstadt bedeutete. In dieser pulsierenden Metropole der damaligen Welt begann mit dem Wirken des Apostel Paulus eine kleine christliche Gemeinde, eine Gegenwelt zu den Maßstäben der damaligen Zeit zu bilden. Die christliche Gemeinde war nicht anders als die damalige Bewohnerschaft. Ganz normale Bürgerinnen und Bürger der Hafenstadt Korinth waren Glieder der christlichen Gemeinde geworden und sie brachten ihre je eigene persönliche Geschichte mit. Paulus sagt: „Solche sind einige von euch gewesen.“ (V. 11)
Was zählt Paulus alles auf, was sich in der korinthischen Gemeinde zusammengefunden hatte? Paulus nennt Menschen, die sich Sex kaufen, die Götzen dienen oder die Ehe brechen. Er nennt Homosexuelle, Diebe, Habgierige, Säufer, Verleumder und Räuber. Es scheint ja ein bunter Haufen gewesen zu sein, der damals in der korinthischen Gemeinde zusammen kam. „Manche von euch gehörten früher dazu.“ (V. 11). Ist es übrigens heute völlig anders? Gibt es heute in der christlichen Gemeinde nur noch moralisch hoch stehende Menschen, die bereits ihr ganzes Leben so gelebt haben? Nein, wir können davon ausgehen, dass auch heute in der christlichen Gemeinde ganz normale Menschen zusammenkommen, dass jeder seine Geschichte mitbringt und dass wir von daher auch mit Menschen zu tun haben, die die aufgezählten Verhaltensweisen hier und da in ihrem eigenen Leben auch schon einmal praktiziert haben. Eine christliche Gemeinde besteht aus Menschen aus dieser Welt. Weil Jesus sich diesen, ganz normalen Menschen zugewandt hat, und weil sie schon immer in der christlichen Kirche ein Zuhause gefunden haben, deswegen wollen wir auch niemanden ausgrenzen, sondern einen jeden so annehmen, wie er ist. Wir wollen denjenigen, die sich von der Verkündigung des Wortes Gottes ansprechen lassen, ein Zuhause geben und versuchen, sie ins Reich Gottes hineinzulieben.
Aber dies geschieht, ohne die Maßstäbe aufzuweichen und die Werte umzubiegen. Paulus sagt ja: „Solche seid ihr gewesen, nun aber seid ihr es nicht mehr!“ „Gott sieht uns anders an, darum wird auch in unserm Leben etwas anders!“ Der geistlichen Wirklichkeit entspricht eine Veränderung in unserer erfahrbaren Welt. Ja, es gibt Charakterveränderungen durch die Begegnung mit Jesus Christus! Es gilt in der christlichen Gemeinde, dass derjenige, der einmal kriminell gewesen ist, nicht immer kriminell sein muss. Es ist nicht wahr, dass Menschen, deren ganzes Streben auf die Vermehrung des Geldes aus war (das meint Habgier), diese Lebenshaltung nicht mehr loswerden. Schon damals in Korinth war es so, dass manch einer, der früher ins Bordell gegangen war, nach der Begegnung mit Jesus Christus dies nicht mehr tat, sondern sogar einen Widerwillen gegen gekauften Sex entwickelte. Es geschah etwas, was man heute aus einer Political Correctness heraus kaum zu sagen wagt, was aber offensichtlich für die frühen christlichen Gemeinden wichtig war: Früher homosexuelle Männer ließen diese Verhaltensweise hinter sich und lebten in einer erfüllten Beziehung zu einer Frau. Manche waren Alkoholiker gewesen, und waren durch die Hilfe Jesu Christi davon frei geworden. Jesus Christus markierte in ihrem Leben eine Wende und Gottes Geist hatte diese Menschen verändert.
Das ist bis heute nicht anders geworden. Damals wie heute markieren Glauben und Taufe eine Lebenswende. Das sieht im Konkreten gewiss bei jedem Menschen unterschiedlich aus. Aber doch gilt: Gott hat die Kraft, jedes Menschenleben zu verändern. „Ihr seid rein gewaschen, ihr seid zu Heiligen geworden, ihr seid von Gott als gerecht anerkannt.“ (V. 11) Damit geschieht ein Zweites:
2. Gott schenkt ungeahnte Freiheit
In der Beziehung zu Jesus Christus tut sich uns die Tür zu einer großen Freiheit auf. Paulus zitiert zustimmend: „Alles ist mir erlaubt!“ Oder, wie die Basisbibel übersetzt:
„Ich darf alles!“ Und das ist auch richtig: zuerst muss von der „großen Freiheit Nr. 1“ geredet werden. Der christliche Glaube macht frei. In der Bindung an Jesus Christus steht mir die ganze Welt offen. Es droht nicht der Absturz, sondern das Aufrichten zum aufrechten Gang. Wir dürfen uns von niemanden einreden lassen, Christsein bedeute, dieses oder jenes sei nun nicht mehr erlaubt. In der Bindung an Jesus Christus ist alles erlaubt. Durch die Taufe wird diese Beziehung zu Jesus Christus unlösbar geknüpft. Wer nun mit Jesus Christus lebt, der merkt von allein, dass Manches nun einfach nicht mehr geht. Oder, mit den Worten des Paulus gesprochen: „Nicht alles ist gut für mich.“ (V. 12). Wenn ich alles darf, dann darf dieses Alles mir aber nicht die Freiheit rauben, die Christus mir geschenkt hat. Ich soll mich von nichts und niemanden beherrschen lassen, als allein von Jesus Christus.
Paulus nennt ein Beispiel. Essen kann einen Menschen z. B. beherrschen. Es gehört ganz schlicht zum Menschsein dazu. Aber es kann auch übermächtig und zum Problem werden. Natürlich haben wir körperliche Bedürfnisse und diese müssen auch befriedigt werden, aber es gibt auch einen Kult um das Essen und ein Übertreiben, so dass sich auf einmal alles nur noch um das Essen dreht. Paulus erinnert uns: „Denk daran, alles Essen, wie der ganze Bauch spielt nur eine Rolle in diesem Leben in Raum und Zeit.“ Hier geht es um die Materie, hier geht es um die Vergänglichkeit. Den Bauch und die Verdauung und das Essen wird es in der Ewigkeit nicht geben. Ein ganz anderes Leben wartet auf uns. Zwar wird es in der Ewigkeit keinen Verdauungstrakt geben, aber einen Leib schon. Wenn wir in Gottes neuer Welt eingehen, dann werden wir verwandelt. Wir werden verändert, wenn Gott den Tod wie einen Schleier aus diesem Leben zieht. Aber wir bleiben einmalige Personen. In einer besonderen Existenzform, und das nennt man Leib oder Körper. Es hängen nicht körperlose Seelen am Firmament, sondern Gott schafft eine neue Welt, in der nur noch er herrscht und wir ihm in einem verwandelten, geistigen Körper dienen.
Paulus greift ein Problem heraus, dem er sich noch einmal zuwendet. Offensichtlich war es in Korinth besonders verbreitet. Korinth war für seine lockeren Sitten bekannt. Es gab mehrere Bordells und auch Sexangebote auf der Straße. Gegen Geld war alles zu haben. Da sagt Paulus:
3. Eines geht auf jeden Fall nicht: Gekaufter Sex!
Paulus nimmt sich dieses Beispiel von denen, die sich mit den Kriterien des Reiches Gottes auf jeden Fall nicht vertragen, noch einmal besonders vor. Es ist ihm offensichtlich besonders wichtig und es hat natürlich heute wie damals eine besondere Aktualität. Sowohl damals bei den alten Griechen als auch heute sagen viele: „Sex, Geschlechtsverkehr ist ein ganz normaler Vorgang wie Essen und Trinken. Es ist so etwas, wie die notwendige Stillung eines vorhandenen körperlichen Bedürfnisses.“ Lenin hat die so genannte Glas-Wasser-Theorie aufgestellt. Danach ist der Vollzug des Geschlechtsaktes nichts anderes als das Löschen des Durstes. Mich interessiert nicht das Glas, sondern nur das Wasser. Man sollte dann die Beziehung nicht zu sehr aufladen. Mein sexuelles Bedürfnis kann ich mit vielen, auch wechselnden Partnern stillen. In eine ähnliche Richtung geht, wenn sich heute in der Jugendkultur eine Frage eingeschlichen hat, die häufig nach einem glücklich miteinander verlebten Abend von zwei jungen Menschen, die sich bisher nicht kannten, gestellt wird: „Geh’n wir zu mir oder zu dir?“
Nein, für Paulus sind solche Einstellungen kein mögliches Verhalten, weil die Bibel bereits ganz am Anfang grundsätzlich zu der Beziehung von Mann und Frau, die sich gegenseitig schenkten, sagt: „Die Zwei sind eins, mit Leib und Seele.“ Man kann aber nicht mit mehr als einer weiteren Person so umfassend eins sein, wie es der Bibel am Anfang und dann später wieder Jesus vor Augen steht, wenn er seinen Jüngern über die Beziehung von Mann und Frau in der Ehe sagt: „Gott hat die Menschen als Mann und Frau geschaffen. Deshalb verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und lebt in Gemeinschaft mit seiner Frau. Die Zwei sind dann eins, mit Leib und Seele. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ganz eins. Was Gott so verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen.“ (Markus 10, 6 – 9). Wenn zwei Menschen miteinander ihr Leben teilen, wenn ein Mann und eine Frau miteinander schlafen, dann ist das Ausdruck der innigsten Gemeinschaft, die zwei Menschen miteinander haben können. Es entsteht aus bisher Zweien ein gemeinsames Neues. Die Gemeinschaft von Mann und Frau ist etwas Ganzes, das man nicht mit mehr als einem anderen Menschen teilen kann. Alles ist gemeinsam, Geist und Gefühle, Rechte und Pflichten, Bett und Tisch. Aus dieser umfassenden Beziehung kann dann neues Leben hervorgehen.
Nur, wer diese Qualität einer ganzheitlichen Beziehung mit seinem Partner lebt, spiegelt darin die Zuwendung Gottes zu uns in Jesus Christus wieder. Als Christ gehört dein Körper Jesus Christus. Paulus sagt: „Dein Leib ist ein Tempel des heiligen Geistes.“ (V. 19). Dem entspricht ein Leben, das du vor Gott verantworten kannst. Sexuelle Beziehungen, die nicht den ganzen Partner mit seinen Gefühlen und all seinen Bedürfnissen im Blick haben, passen nicht zu dem Glauben an Jesus Christus. So mögen einige gedacht haben, als sie noch nicht Christen waren. Durch Glaube und Taufe ist aber eine Lebenswende eingetreten, nach der wir andere Menschen in unseren Beziehungen nicht verbrauchen, sondern uns gegenseitig in der Begegnung ein erfülltes Leben schenken. Gott schenkt ungeahnte Freiheit. Diese Freiheit baut auf und verletzt nicht. In unserem Verhalten zu den Menschen, die wir lieben, können wir diesem Verhalten Gottes zu uns nur zu entsprechen suchen. Es ist nicht schlimm, wenn die Verhaltensweisen, die Paulus nennt, früher auch von uns praktiziert worden sind. Schlimm ist nur, wenn sich nichts ändert. „Vergesst nicht, dass ihr durch den Glauben an Jesus Christus völlig andere geworden seid!“ „Ihr seid rein gewaschen, ihr seid zu Heiligen geworden, ihr seid von Gott als gerecht anerkannt.“ (V. 11). Amen.
Und der Friede Gottes, der all unser Denken übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.