Bischof Magaard: "Für Menschenwürde, Gleichheit und Freiheit einstehen"

3. Gottorfer Gespräche – „Grundrechte und gesellschaftlicher Zusammenhalt“

Dr. Philipp Murmann, Prof. Heribert Prantl, Bischof Gothart Magaard
Dr. Philipp Murmann, Prof. Heribert Prantl, Bischof Gothart Magaard

22. Oktober 2019 von Antje Wendt

Schleswig. Kirche und Wirtschaft haben heute (22. Oktober) zum dritten Mal zu den „Gottorfer Gesprächen“ ins Schleswig-Holsteinische Landesmuseum eingeladen. Aus Anlass des 70. Jahrestages der Verkündung des Grundgesetzes lautete der diesjährige Schwerpunkt „Grundrechte und gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Hauptreferent der Veranstaltung war der Jurist, Journalist und Autor Prof. Dr. Heribert Prantl aus München. Über 70 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Justiz und Verwaltung hatten sich zu der Veranstaltung im Gottorfer Kreuzstall angekündigt. Die „Gottorfer Gespräche“ wurden vor drei Jahren von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) gemeinsam mit der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V. ins Leben gerufen und dienen dem gesellschaftlichen Diskurs über wichtige Themen der Zeit.

„Unsere demokratische Ordnung, die die Grundrechte aufnimmt, ist ein Geschenk, das von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes mühsam aus der Erfahrung und Verantwortung des nationalsozialistischen Terrorregimes erarbeitet wurde. Was uns lange selbstverständlich erschien und die Basis für unsere Zusammenleben ist, wird aktuell mehrfach auf die Probe gestellt “, sagte Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, zur Einführung in das Thema des Abends. Er erläuterte weiter: „Mich treibt die Frage nach den Werten, die der Demokratie den Weg ebnen, um. Als Kirche wirken wir heute an den Grundlagen der Demokratie mit. Wenn ich als Theologe und Bürger das Grundgesetz auslege, sind Grundrechte die Rechte des einzelnen Menschen. Dafür gilt es einzustehen, in unseren Ämtern und als Personen: für Menschenwürde, Gleichheit, politische, Meinungs- und Religionsfreiheit.“ Magaard fuhr fort: „Wie individuelle Freiheitsrechte und soziale Bindung harmonieren, ist für mich eine brennende Frage.“

Dr. Philipp Murmann, Vorsitzender der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V., befasste sich in seinem Beitrag mit der Frage, ob und, wenn ja, wie gleichwertige Lebensverhältnisse politisch zu erreichen seien. „Dass es nach wie vor regional unterschiedliche Angebote etwa in den Bereichen Bildungs- und Gesundheitswesen, auf dem Wohnungsmarkt, bei der Verkehrsinfrastruktur gibt, ist offenkundig. Stadt und Land, die Regionen entwickeln sich unterschiedlich“, gab er zu bedenken. Zu den zentralen Themen der Politik gehöre auch die Funktionsfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme. Dr. Murmann: „Für den Zusammenhalt der Gesellschaft sind diese Systeme elementar. Von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unsere Gesellschaft wird es sein, den Zusammenhalt in Deutschland zu erhalten und zu fördern.“

„Verfassungen sind so etwas wie Liebesbriefe an ein Land“, stellte Prof. Dr. Heribert Prantl, bis vor kurzem Mitglied der Chefredaktion und Leiter der Redaktionen Innenpolitik und Meinung der Süddeutschen Zeitung, in seinem Gastvortrag fest. „Das Grundgesetz ist ein Liebeskummerbrief, entstanden, als Deutschland in Trümmern, Schutt und Elend lag, als das Land zerteilt war und die vierzigjährige Spaltung begann. Aber sie ist trotzdem oder gerade deswegen voller Hoffnung: auf ein besseres Deutschland, auf ein gutes Europa.“ Er sagte weiter: „Das Grundgesetz ist 70 Jahre alt. Und Willy Brandts berühmter Satz „Mehr Demokratie wagen“ wird in Kürze fünfzig Jahre alt – er steht in seiner Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969. Dieses Wagnis braucht seine gute Fortsetzung.“ Als Beispiel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt führte er den Respekt vor Kindern und alten Menschen an: „Beides gehört zusammen; er ist das Band, das Leben umspannt.“

Die Gottorfer Gespräche finden einmal jährlich statt. Die nächste Veranstaltung ist für den Herbst 2020 vorgesehen.

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