Ökumenischer Gottesdienst

60 Jahre Telefonseelsorge: "In Zeiten der Gewalt wichtiger denn je"

Im Gottesdienst zum 60-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge wurde auch den Opfern des Amoklaufs in München gedacht (Foto: Kerzen und Blumen am OEZ in München)
Im Gottesdienst zum 60-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge wurde auch den Opfern des Amoklaufs in München gedacht (Foto: Kerzen und Blumen am OEZ in München)© epd-bild, Karl Schmidt

24. Juli 2016

Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Aachener Dom haben die evangelische und die katholische Kirche das 60-jährige Bestehen der Telefonseelsorge in Deutschland gefeiert. Die Erinnerung stand im Schatten des tödlichen Amoklaufs von München.

Diakoniepräsident Ulrich Lilie hat zu einer positiven Haltung auch in Zeiten von Sorgen und Nöten aufgerufen. "Menschen schüren Hass, führen Kriege immer wieder - und es wird trotzdem Sommer", sagte Lilie am Samstag in einem ökumenischen Festgottesdienst zum 60-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge im Aachener Dom. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erklärte mit Blick auf die Anschläge und Gewalttaten der vergangenen Tage und Wochen, Krisennetzwerke wie die Telefonseelsorge seien heute notwendiger denn je.

Lilie sagte, die Wahrnehmung von Schönheit und Heiterkeit müsse auch in schweren Zeiten geübt werden, "diszipliniert, jeden Tag, unabhängig von der Stimmung". Das sei zuweilen Schwerstarbeit. So gehe es etwa im Schatten einer Depression für den betroffenen Menschen darum, wahrzunehmen, dass all das Schöne, Angenehme und Erfreuliche um ihn herum noch da sei, sagte der Theologe laut Predigttext vor Ehrenamtlichen aus der Telefonseelsorge.

Zugleich warnte Lilie vor erzwungenem Optimismus. "Es gibt eine uneinfühlsame Voreiligkeit des 'Alles wird gut', einen allzu gewissen 'Kopf hoch'-Optimismus auch in frommen Varianten, die sich dem Entsetzen, der Trauer, der Hilflosigkeit ihrer Mitmenschen verweigern", sagte der Präsident des Diakonie-Bundesverbands.

Nizza, Orlando, Würzburg und München - "Die Welt scheint aus den Fugen geraten"

Bode leitete seine Predigt mit den Worten ein: "Wer könnte heute - nach all den Eilmeldungen dieser Woche ohne auf die Ereignisse in Nizza, Orlando, Würzburg und München zu schauen - einen Gottesdienst beginnen? Die Welt scheint aus den Fugen geraten. Die Ängste und Unsicherheiten wachsen." Er sprach den Opfern und deren Angehörigen seine Anteilnahme aus. In der jetzigen Situation sei es um so wichtiger, ein Ohr zu haben für die Nöte und Ängste der Menschen, wie es die Telefonseelsorge seit 60 Jahren anbiete.

Aus dem Keim einer "Lebensmüdenberatung" sei in wenigen Jahren eine Frucht mit psychosozialer Innovationskraft herangewachsen, "die neben Evangelisch und Katholisch, Ost und West noch so manche weitere Grenze überwand", sagte der Osnabrücker Bischof. Die Telefonseelsorge habe sich zu einem internationalen Netzwerk entwickelt, das heute unzählige Menschen in Krisensituationen auffange und ihnen Halt gebe. Das Netzwerk sei "stärker ist als die Netzwerke von Terror, Hass und Gewalt, die uns heute erschüttern", erklärte Bode, der auch Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Menschen in Krisensituationen auffangen und ihnen Halt geben

Die Vorsitzende der Evangelischen Konferenz für Telefonseelsorge, Ruth Belzner, würdigte bei einem Festakt im Krönungssaal des Aachener Rathauses den Einsatz im Ehren- und Hauptamt. "Telefonseelsorge ist an ihrem 60. Geburtstag begeisternd jung", sagte sie. Der Vorsitzende der Katholischen Konferenz Telefonseelsorge, Michael Hillenkamp, sagte, es sei täglich die Leistung aller Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger, "sich in die innere Welt des Fremden, des Anderen mitnehmen zu lassen".

Die 1956 in Berlin ins Leben gerufene Telefonseelsorge ist ein gemeinsames Angebot beider Kirchen und verfügt nach eigenen Angaben über ein bundesweites Netzwerk mit 105 örtlichen Stellen. Pro Jahr führen rund 7.500 Ehrenamtliche etwa 1,8 Millionen Seelsorge- und Beratungsgespräche über die bundesweit einheitlichen Rufnummern.

 

Info

Die kostenfreien, bundesweiten Telefonnummern der Telefonseelsorge sind: 0800/1110111 (evangelisch) und 0800/1110222 (katholisch).

Datum
24.07.2016
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