„Besorgniserregend“ – rechte Gewalt in MV nimmt zu
14. August 2015
Rostock. Vor allem gegen Flüchtlinge hat die rasstische Gewalt zugenommen, kritisiert der Opferhilfsverein „Lobbi“, der einen regionalen Schwerpunkt ausgemacht hat.
- www.lobbi-mv.de
Info
Der Opferhilfsverein "Lobbi" hat in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr deutlich mehr rassistisch motivierte Gewalt registriert. Wie der Verein in Rostock mitteilte, gab es im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 47 rechte Angriffe, das waren zwei mehr als im Vorjahreszeitraum. Besorgniserregend sei "das Mehr an rassistischen Gewalttaten, vor allem gegen Flüchtlinge", sagte Lobbi-Mitarbeiter Robert Schiedewitz. Knapp zwei Drittel der registrierten Gewalttaten seien inzwischen rassistisch motiviert, im vergangenen Jahr habe sich jeder dritte rechte Angriff gegen Menschen anderer Hautfarbe gerichtet.
Von den 47 Vorfällen sind den Angaben zufolge nur 35 polizeibekannt, in zwölf Fällen haben die Betroffenen bisher keine Anzeige erstattet oder "Lobbi" weiß nicht genau, ob eine Anzeige gestellt wurde. Insgesamt 74 Menschen waren von den Taten betroffen, im ersten Halbjahr 2014 waren es 48.
Viele Köprerverletzungen
Regionale Schwerpunkte rechter Gewalt sind laut "Lobbi" die Landkreise Rostock mit elf Angriffen, Vorpommern-Greifswald (9 Fälle) und Nordwestmecklenburg (7 Fälle). Im Landeswesten seien bislang deutlich mehr Angriffe (30 Fälle) registriert worden als in der ersten Jahreshälfte des Vorjahres (20 Fälle). Bei einem Großteil der Vorfälle handele es sich um Körperverletzungen, versuchte Körperverletzungen, Nötigungen und Bedrohungen. Aber auch sechs zielgerichtete Sachbeschädigungen seien festgestellt worden.
Statistisch nicht erfasst worden sei "eine Vielzahl weiterer Sachbeschädigungen", deren Schadenshöhe oder Vehemenz nicht als Gewalttat einzustufen sind oder bei denen es keine direkt Betroffenen gab. Dazu gehören auch Attacken auf bestehende oder zukünftige Flüchtlingsunterkünfte.
"Lobbi" hat in den ersten sechs Monaten 2015 in insgesamt 100 Fällen Opfer rechter Übergriffe im Nordosten beraten, darunter auch Menschen, die Anfeindungen und Pöbeleien ausgesetzt waren oder eingeschüchtert werden sollten. Seit Jahren gebe es einen vermehrten Beratungsbedarf im Zusammenhang mit solchen Vorfällen, hieß es. In diesem Jahr habe es bei über der Hälfte derartiger Fälle einen rassistischen Hintergrund gegeben. Dazu gehöre, dass dunkelhäutigen Menschen der Einlass in eine Diskothek verwehrt oder sie auf der Straße angepöbelt werden. Außerdem würden Menschen eingeschüchtert, die Flüchtlinge unterstützen oder sich anderweitig politisch engagieren und dadurch "in den Fokus von Neonazis geraten und von diesen drangsaliert werden".