Appell evangelischer Bischöfinnen und Bischöfe

Bestürzung über die Lage im Flüchtlingslager Moria

Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos vor dem Brand.
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos vor dem Brand.© Jörn Neumann, epd-bild

09. September 2020

"Wie viele Menschen müssen noch auf den Meeren oder in überfüllten Flüchtlingslagern täglich ums Überleben kämpfen, bis wir uns in den Ländern Europas erbarmen?", fragte die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, heute früh angesichts der dramatischen Situation im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos.

In Gedanken und Gebet sei sie bei den Menschen in Moria, so die Landesbischöfin auf Twitter.

Der Brand in Moria hat nach Berichten von Helfern große Teile des griechischen Flüchtlingslagers auf der Insel Lesbos zerstört. Rund ein Drittel von Moria sei abgebrannt. Das Feuer in dem mit mehr als 12.000 Menschen völlig überfüllten Lager war laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA gegen zwei Uhr in der Nacht ausgebrochen.

Flüchtlingspastorin: „Katastrophe wurde bewusst in Kauf genommen”

"Seit Jahren haben viele eine Katastrophe kommen sehen. Sie wurde bewusst in Kauf genommen. Sie ist eine fast logische Konsequenz von politischen Entscheidungen der EU. Seit Jahren haben auch viele immer wieder gesagt, was getan werden müsse, als humanitäre Entlastungsmaßnahmen zumindest. Evakuiert die Lager - auf den griechischen Inseln und dem griechischen Festland! Es ist alles lange bekannt", sagte die Flüchtlingsbeauftrgte der Nordkirche, Dietlind Jochims, angesichts der Lage in Moria am Mittwoch.

„Jetzt ist Moria abgebrannt. Die Dringlichkeit, zu evakuieren, ist noch extremer. Ob es jetzt geschieht? Ob jetzt Bundesinnenminister Seehofer seine Blockadehaltung aufgibt”, fagt Jochims. Es gebe Aufnahmebereitschaft bei uns in Deutschland. „Neben der Evakuierung ist jetzt sicherlich akute Hilfe gefragt: Hotelzimmer bezahlen oder für Nahrungsmittel spenden. Diese Akuthilfe wird hoffentlich sehr rasch organisiert”, so die Hoffnung der Pastorin.

Spendenbitte

Unsere Partnerorganisation vor Ort ist NAOMI, die Ökumenische Werkstatt für Geflüchtete in Thessaloniki. Sie ist seit langem mit der Nordkirche verbunden.  

NAOMI ist auch in den Camps rund um Thessaloniki engagiert. Dort werden vor allem Nahrungsmittel und Medikamente für die Menschen aus Moria benötigt. Wir bitten um Spenden, damit die Geflüchteten zumindest mit dem Nötigsten versorgt werden können. 

Deutsches Spendenkonto:

NAOMI
IBAN: DE80520604100005001340
BIC: GENODEF1EK1
Evangelische Bank

Evangelische Bischöfinnen und Bischöfe appellieren gemeinsam

Mit einem gemeinsamen Appell haben die Leitenden Geistlichen der Gliedkirchen der EKD heute auf den Brand im griechischen Lager Moria reagiert. "Wir sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern", heißt es in der an die deutsche Ratspräsidentschaft und den Bundesinnenminister gerichteten Erklärung der Bischöfinnen und Bischöfe, den auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, unterzeichnet hat.

Wir müssen endlich helfen

Sie setzen sich darin für eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder ein und appellieren, die Angebote von Bundesländern und Kommunen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen, anzunehmen.

"Mit diesem Appell wollen wir an die auf erschreckende Weise deutlich gewordene Dringlichkeit erinnern, den Geflüchteten, die in den Lagern unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, sofort und dauerhaft zu helfen", so der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm. Eine gemeinsame Erklärung der Leitenden Geistlichen der Gliedkirchen der EKD hatte es zuletzt 2015 gegeben.

Bedford-Strohm: „Trauer und Entsetzen”

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat seine Bestürzung über die Situation  zum Ausdruck gebracht. "Mit Trauer und Entsetzen habe ich heute Morgen die Bilder vom brennenden Lager Moria gesehen", erklärte Bedford-Strohm am Mittwoch.

"Das Leid, das Tausende Menschen dort seit Monaten ertragen, lässt sich kaum in Worte fassen", fügte Bedford-Strohm hinzu. Seit langer Zeit sei auf die schlimmen Zustände in dem Lager hingewiesen und Abhilfe gefordert worden. "Trotzdem durften nur wenige Menschen das Lager verlassen. Die vollständige Überfüllung ist geblieben", kritisierte der EKD-Ratsvorsitzende. Jetzt müsse den Menschen sofort und dauerhaft geholfen werden.

Erzbischof Stefan Heße: „Eine Katastrophe mit Ansage”

Der katholische Flüchtlingsbeauftragte, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, hat mit Blick auf die Brände im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos rasche Hilfen für die betroffenen Menschen gefordert. "In die Betroffenheit über das Elend der Schutzsuchenden mischt sich die Bestürzung über das politische Versagen. Man muss es wohl so offen sagen: Es handelt sich um eine Katastrophe mit Ansage", erklärte der Vorsitzende der Migrationskommission und Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch. "Die mit dem Flüchtlingslager Moria verfolgte Politik der Abschreckung geht auf Kosten der Menschlichkeit." 

Appell der Leitenden Geistlichen

Jesus Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40b – Wochenspruch für die Woche vom 6. bis 12. 9. 2020)

In der vergangenen Nacht hat es im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos gebrannt. Nach allem, was wir zurzeit wissen, haben die meisten der 13.000 dort lebenden Geflüchteten nun auch ihr letztes Dach über dem Kopf verloren. Hinzu kommt, dass, wie von vielen befürchtet, inzwischen auch mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierte Menschen darunter sind.

Wir, die leitenden Geistlichen der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist, und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern.

Es muss endlich gehandelt werden. Wir bitten die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, umgehend eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder zu finden. Wir erwarten vom Bundesminister des Innern, sich den Angeboten von Bundesländern und Kommunen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen, nicht länger zu widersetzen. Unsere Unterstützung sagen wir zu.

Flüchtlingslager Moria

Moria auf der Insel Lesbos ist mit mehr als 12.000 Bewohnern das größte griechische Flüchtlingslager. In den vergangenen Jahren kam es bei Protesten gegen die Lebensbedingungen in den überfüllten Zelten immer wieder zu Bränden.

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) setzte die Zusammenarbeit mit den Behörden beim Transport geretteter Flüchtlinge vom Hafen zum EU-Hotspot-Lager Moria wegen der Missachtung von Mindeststandards zweitweise aus.

 

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