Tiefer Glaube und Einsatz für Menschenfreundlichkeit inmitten bitterer Armut

Bilanz nach Besuch bei indischer Partnerkirche in Assam

Indien: Arbeiterinnen auf einer Teeplantage. Foto: ZMÖ
Indien: Arbeiterinnen auf einer Teeplantage. Foto: ZMÖ© Zentrum für Mission und Ökumene, Nordkirche

21. Februar 2017 von Maren Warnecke

Hamburg/Schwerin. Geistliche Impulse, vielfältige Eindrücke und wertvolle Informationen hat eine Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) von ihrem Besuch bei der Assam-Diözese, einer ihrer Partnerkirchen in Indien, mitgebracht.

Gemeinsam mit Landesbischof Gerhard Ulrich besuchten Mitglieder der Ersten Kirchenleitung und Vertreter des Zentrums für Mission und Ökumene der Nordkirche Gemeinden und Einrichtungen der Partnerkirche, führten zahlreiche Gespräche und nahmen an den Feierlichkeiten der erst vor 30 Jahren gegründeten Assam-Diözese zum Reformationsjubiläum teil.

Nach der Rückkehr am Montag (20. Februar) zog Landesbischof Ulrich heute eine erste Bilanz des Besuchs bei der Partnerkirche: „Wir können in unserem reichen Land, in unserer reichen Kirche viel von unseren indischen Gastgebern lernen: von der Begeisterung, von der Tiefe des Glaubens als Quelle der Hoffnung in dieser Welt, von den lebendigen Gottesdiensten und von der Freude an der Fülle, die Gott schenkt, vom Engagement unserer Schwestern und Brüder für eine menschenfreundliche Gesellschaft inmitten bitterer Armut.“

Landesbischof Ulrich: „Starke Gemeinschaft unter schwierigen Bedingungen“

Besonderer Höhepunkt des Festes zum Reformationsjubiläum war ein Kongress in Jiagabhoru, an dem auch die Gäste aus der Nordkirche mitwirkten. So gestalteten sie Workshops zu theologischen Themen der Reformation, zu kirchlicher Frauen- und Pfadfinderarbeit.

Landesbischof Ulrich, der um zwei theologische Vorträge gebeten worden war, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der vergleichsweise kleinen Partnerkirche bei der Vorbereitung des Reformationskongresses: „Die große Beteiligung der Gemeindeglieder ist ein Zeichen der starken Gemeinschaft und des Zusammenhalts in dieser Kirche, die sich den oft schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen im Norden Indiens stellt.“ So gebe es ethnische Konflikte um Land und Ressourcen; aus den Nachbarländern suchten viele Menschen Zuflucht in Assam, das selbst unter den wirtschaftlichen Folgen der Globalisierung leide. Durch ihren Einsatz in der Bildungs- und Sozialarbeit habe die Assam-Gemeinde „ihre Rolle als Verkündigerin des Friedens und der Gerechtigkeit“ gefunden, so Ulrich weiter.

Auch vor diesem Hintergrund hatte der Landesbischof beim Reformationskongress in Jiagabhoru unterstrichen, dass Christen überall, in ihrer jeweils konkreten Lebenswirklichkeit dazu gerufen seien, „verantwortungsvolle Bürger in Gottes Welt und gute Verwalter seiner Schöpfung“ zu sein. Damit griff er zugleich das Motto des Lutherischen Weltbundes für das Reformationsjubiläum 2017 auf: „Befreit durch Gottes Gnade“. Weder Mensch noch Schöpfung dürften als Ware betrachtet werden, deren Wert in Kategorien des Profits bemessen werden könnte, erklärte Ulrich weiter: „Als christliche Mitbürger dieser Welt erheben wir deshalb unsere Stimmen gegen Unrecht und Ausbeutung. Wir schweigen nicht, wenn die Würde einzelner Menschen oder bestimmter Gruppen verletzt wird.“

Die Nordkirchen-Delegation besuchte während ihres Aufenthaltes unter anderem zwei Teegarten-Projekte, in denen Menschen aus armen Dörfern Arbeit finden. Zugleich sollen die Projekte kirchliche und diakonische Arbeit auf Dauer finanziell stützen. „Ich bin tief beeindruckt von der geistlich und theologisch gegründeten Kraft der Assam-Kirche. Sie ist sich ihrer Wurzeln in der Mission bewusst, lebt jedoch in der Gegenwart als indische Kirche: selbstverantwortlich und befreit von Abhängigkeiten“, so Ulrich.

Propst Block: Engagement der indischen Frauen bringt Kirche voran

„Vor allem Frauen bringen die Kirche hier voran“, sagte nach seiner Rückkehr Propst Stefan Block, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Mission und Ökumene unter dem Eindruck der Begegnungen in der Assam-Diözese. „Ich erinnere mich besonders an engagierte indische Frauen, die gerade im Jahr des Reformationsjubiläums viele Fragen nach neuen Aufbrüchen haben: Sind nicht schon Katharina von Bora und Martin Luther Schritte zur Gleichberechtigung von Mann und Frau gegangen und haben sich über Konventionen hinweggesetzt? Das Gespräch über die zukünftige Rolle der Frau in Indien hat uns auf dem ‘Kleinen lutherischen Kirchentag‚ in Jiagabhoru besonders bewegt – in einer Gesellschaft, in der immer noch viele Ehen von den Eltern verabredet werden!“

In der Partnerschaft zwischen Nordkirche und Assam-Diözese sieht Landesbischof Ulrich ein „gelungenes Beispiel für eine profilierte Ökumene, in der gleichberechtigte Partner zusammenarbeiten und teilen, was sie für die weltweite Kirche Jesu Christi beizutragen haben: Es ist ein Leib und es sind viele Glieder, sagt der Apostel Paulus. Das ist eine Ökumene, die keine Einbahnstraße ist. Von den mutigen Frauen und Männern in Assam, die frei bekennen, dürfen wir lernen."

Hintergrund:

Die Assam-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in den Himalaya-Staaten hat rund 10.000 Mitglieder in etwa 40 Gemeinden. Assam liegt im Nordosten Indiens und ist nur über einen schmalen Korridor mit dem Rest des Landes verbunden.  65 Prozent der Bevölkerung sind Hindus, 31 Prozent Muslime. Zu ihnen zählen vor allem Einwanderer aus Bangladesch. Mehr als 12 Prozent der Menschen gehören der indischen Urbevölkerung an, gut jeder Vierte unter ihnen ist Christ. Die Mehrheit der Bevölkerung arbeitet auf Teeplantagen.

Gerhard Ulrich ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
<link http: www.velkd.de>www.velkd.de
<link http: www.nordkirche.de>www.nordkirche.de

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